Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) scheint sich nicht so genau an seine Worte erinnern zu wollen, mit denen er letztlich die Meldung in die Welt setzte, er wolle die Thüringer vom Ausnahmezustand und dem Maskenzwang weitgehend befreien. Dass es auch um solche konkreten Punkte, wie eben das Verhüllen von Mund und Nase oder die verordnete Distanz zu den Mitmenschen ginge, hatte die Thüringer Allgemeine zuerst gemeldet. Gestern ruderte Bodo Ramelow zurück, allerdings bestritt er dabei vehement, überhaupt zurückzurudern. In einem ARD-Extra erklärte er, derart Konkretes wie ein Maskenzwang-Ende niemals versprochen zu haben und tat damit so, als sei er missverstanden worden. Haben also Journalisten aus seinen Worten nur etwas heraus gelesen, was gar nicht da war?
Diesen Vorwurf wollte Jan Hollitzer, Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen nicht auf sich und seinen Kollegen sitzen lassen und wehrte sich heute in seinem Chefredakteursnewsletter gegen Ramelows Interpretation:
„Jetzt plaudere ich mal aus dem Redaktionsnähkästchen: Unsere Berichterstattung über Bodo Ramelows Plan zu Lockerungen basierte nicht auf Missverständnissen, nicht auf Interpretationen, nicht auf Suggestivfragen.
Mein Kollege Elmar Otto hat journalistisch sauber aufgeschrieben, was uns (bewusst Mehrzahl) Bodo Ramelow telefonisch mitgeteilt hat: Keine Verordnung mehr in Thüringen ab 6. Juni, lediglich Empfehlungen. Keine Maskenpflicht, kein Mindestabstand, Großveranstaltungen sind wieder erlaubt. Der Krisenstab wird aufgelöst. Die Verantwortung wird auf die Kommunen und Gesundheitsämter übertragen. Sollten lokal Infektionszahlen über die kritische Marke von 35 pro 100.000 Einwohner steigen, müsse zu strikten Regeln zurückgekehrt werden.“
Hollitzer schrieb, dass es ihm nicht um eine Bewertung der verschiedenen Vorstöße von Bodo Ramelow gehe, aber er klarstellen wolle, „dass wir belegbar sauber zitiert haben und ich die Integrität meiner Kollegen und der Thüringer Allgemeinen nicht beschädigt wissen will.“