Mir fällt bei der Lektüre eine Szene in einer Talkrunde ein. Da sitzt der Herr Höcke (mit der Deutschlandfahne über der Stuhllehne) und wird von Herrn Jauch gefragt, ob er denn wirklich glaube, dass er (Jauch) seine Moderations-Anweisungen von oben bekomme. Das sei garnicht notwendig, so Höcke, Herr Jauch sei so selbstkonditioniert. Journalismus ist ein Beruf, zwar mit vermeintlich besonderer Verantwortung, aber die hat ein Busfahrer auch. Der Beruf dient zuerst einmal dem Broterwerb, und wer als junger Journalist Familie gründet, Wohnung kauft und Kinder bekommt, der hängt schon in der Schleife, das alles finanzieren zu müssen, jeden Monat aufs neue. Da bleibt nicht mehr viel Raum für Nonkonformismus, da ist es viel bequemer, im breiten Strom des vermeintlichen Moralkonsenz mitzupaddeln. Das ist die Regel, und Journalisten wie Sie, Herr Wegner, die brillant analysieren und das auch noch klug in Worte fassen können, sind die Ausnahme. Aber es gibt sie, und sie werden durch Medien wie die Achse immer wirkmächtiger.
Ein guter Ansatz, lieber Herr Wegner, vielleicht bringt es den einen oder anderen zum Nachdenken. Es wird einige Zeit dauern, und vielleicht wird es bis dahin auch zu spät sein, bis die unterwürfigen Zurücknehmer und Entschuldiger gemerkt haben werden, wie sehr die Würdelosigkeit solcher selbstoktroyierten Unterwerfungsgesten ihre Psyche und ihr Lebensgefühl irreparabel beschädigt, und langfristig auch ihre Gesundheit. Offenbar fehlt ihnen nicht nur der Mut sondern auch das Talent, verquere “Kritik” an ihren Feststellungen adäquat zu beantworten, gegebenenfalls zu kontern und die Widersprüchlichkeiten zu entlarven. Der wirklich Mutige hingegen würde die Shitstormer gekonnt auflaufen lassen und ein angemessenes “ihr könnt mich mal” ausformulieren.
Dieser Text - ich habe auch die meisten anderen von Ihnene gelesen - veranlasst mich spontan, mich ebenfalls für Ihren Mut, in diesen Zeiten zu Ihrer Überzeugung zu stehen, ganz herzlich zu bedanken. Weiter so!
“Fast alle Menschen stolpern irgendwann einmal in ihrem Leben über die Wahrheit. Die meisten springen schnell wieder auf, klopfen sich den Staub ab und eilen ihren Geschäften nach, so, als ob nichts geschehen sei.” (Winston Churchill)
Auch heute ein herzliches „Dankeschön“ für ihren Text. Wären Sie nicht bereits so genial, ich würde sagen, Sie werden immer besser. So bleibt mir nur anzumerken das heute ein guter Tag für die Demokratie in diesem unseren schönen Lande ist, „Achgut“ hat sich meine Patenschaft für ein Jahr wahrlich verdient, scheint der Skandal um das BAMF bis hoch ins Kanzleramt zu reichen. Ich freue mich außerordentlich „Hoffnung“ nicht nur mit Buchstaben zu füllen, sondern zunehmend zu fühlen. Hoffnung ist das Gegenteil von Resignation, und sooo viel stärker! Ich bin sicher, das Pendel hat seinen Zenit in Richtung linken Gedankengut überschritten, hielt kurz inne, und nimmt nun Fahrt Richtung Österreich auf. Wissen Sie, ich nehme meinen Job, so unbedeutend er auch sei, sehr Ernst. Schließlich gibt es Menschen, welche viel Geld für individuelle Mobilität investieren. Arbeiteten wir wie unsere Regierung, ich hätte viel Zeit um meinen vertrockneten Garten auf Vordermann zu bringen. Allerdings demnächst kein Geld mehr um die Pacht zu zahlen. Das, und wahrscheinlich nur das unterscheidet den Linken vom Rechten. Extrapolieren der Zukunft. Schreiben Sie doch morgen etwas zum Skandal des BAMF. Umso mehr davon in den Medien zu lesen ist, umso wahrscheinlicher wird ein Untersuchungsausschuss. Die anerkannten Meinungsmacher haben diese Macht. Auch Sie gehören dazu! Bestimmt ist es Ihnen nicht verborgen geblieben. Hoffnung ist keine Einbahnstraße. Es gibt Gegenverkehr. Vor mir scheint die Straße allerdings frei, Sie, lieber Herr Dushan Wegner, haben einen nicht unerheblichen Einfluss darauf! Lassen wir uns nicht durch Nebelkerzen ablenken. Dafür ist - wie Sie richtig bemerken - unsere Zeit zu knapp bemessen, jeder Tag ist einzigartig wie wir selbst.
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