Joni Mitchell: 50 Jahre „Blue“

Der Name Joni Mitchell begegnete mir zum ersten Mal auf einer kleinen 7“-Single der schottischen Hardrock-Band Nazareth. Es handelte sich um ihren Top-Hit „This Flight Tonight“, wo unter dem Songtitel, wo in Klammern stets Komponist und Textdichter angegeben werden, Joni Mitchell genannt war. Damals sagte mir der Name gar nichts, und es sollte noch Jahre dauern, bis ich das Original von „This Flight Tonight“ auf ihrem Album „Blue“ hören würde, welches bereits im Juni 1971 erschienen war. Die Gnade der späten Geburt hat bestimmt auch ihre Vorteile, aber vieles bekam man halt einfach nicht mit oder nur mit reichlicher Verspätung. Im Falle von „This Flight Tonight“ muss man aber dazusagen, dass die beiden Versionen musikalisch so gut wie nichts miteinander zu tun haben, sodass selbst eingefleischte Joni-Mitchell-Fans Schwierigkeiten hatten, herauszuhören, dass es sich um ein und denselben Song handelte. Anhaltspunkte liefern allenfalls der Text, sofern man den im Ohr hat, oder auch einzelne Melodiefetzen. Aber ansonsten haben die Mannen von Nazareth da ganze Arbeit geleistet, um den ursprünglichen Folk-Song, der nur mit einer akustischen Gitarre begleitet ist, in eine veritable Hardrock-Nummer umzuwandeln. Well done, mates! Alle Achtung, darauf muss man erst mal kommen.

„Blue“ war bereits das vierte Album der Kanadierin, deren Geburtsname auf Roberta Joan Anderson lautet und die als Zehnjährige an Kinderlähmung erkrankte. Daher rührt auch ihre Vorliebe für offene Gitarrenstimmungen, die es ihr erlauben, trotz der verbliebenen Bewegungseinschränkung ihrer linken Hand interessant klingende Akkordfolgen spielen zu können. Der Nachname Mitchell stammt aus ihrer ersten Ehe mit dem Folksänger Chuck Mitchell, die jedoch schon nach drei Jahren wieder geschieden wurde. Bevor sie Mitchell kennenlernte, hatte sie bereits eine Tochter zur Welt gebracht. Aber mittellos, wie sie war, sah sie sich nicht in der Lage, für das Baby sorgen zu können, und gab es zur Adoption frei. Nach ihrer Scheidung behielt sie den Nachnamen Mitchell bei und tingelte als Folksängerin zwischen Kanada und den USA hin und her. Schließlich landete sie, wie so viele, in New York, wo sie mitunter die Bekanntschaft von Leonard Cohen und Bob Dylan machte.

Trotz einer stetig anwachsenden Fangemeinde und guten Szenekontakten – Dylans Manager Albert Grossman machte ihr sogar einen Heiratsantrag – gelang es ihr nicht, einen vernünftigen Plattenvertrag an Land zu ziehen. Ein Angebot des Folk-Labels Vanguard, bei dem auch Folk-Queen Joan Baez unter Vertrag stand, schlug sie aus, weil sie sich nicht „versklaven“ wollte. Immerhin konnte der Gitarrist Al Kooper, der sich durch sein genial-dilettantisches Orgelspiel bei Bob Dylans „Like A Rolling Stone“ einen Namen gemacht hatte, ihr dazu verhelfen, dass ihr Song „Both Sides, Now“ von der angesagten Folksängerin Judy Collins aufgenommen und als Single veröffentlicht wurde, die zum einzigen Top-Ten-Hit ihrer Karriere werden sollte. Joni Mitchell selbst veröffentlichte das Stück erst auf ihrem zweiten Album „Clouds“, für das sie 1970 den Grammy für die beste Folk Performance erhielt. Es war ihr erster, dem noch sechs weitere folgten.

Latente Düsternis in der Musik spiegelt private Enttäuschungen

Aber zunächst führte sie ihr Weg nach Los Angeles, wo David Crosby, der kurz zuvor bei den Byrds geflogen war, auf sie aufmerksam wurde. Durch seine Vermittlung kam es 1968 endlich zur Unterzeichnung des ersehnten Plattendeals bei Reprise-Records und der Aufnahme ihres ersten Albums mit dem Titel „Song To A Seagull“, für das Crosby auch gleich die Rolle des Produzenten übernahm. Darauf folgten im Jahrestakt das bereits erwähnte „Clouds“ (1969) und „Ladies of the Canyon“ (1970), welches als erstes ihrer Alben mit Platin ausgezeichnet wurde. Es enthielt die Mitchell-Klassiker „The Circle Game“, von dem zuvor schon Versionen von Tom Rush und Buffy Sainte-Marie erschienen waren, und „Woodstock“, das im selben Jahr auch von Crosby, Stills, Nash & Young sowie von Matthews Southern Comfort veröffentlicht wurde, deren Version sogar auf Platz 1 der englischen Charts kletterte.

Außerdem befindet sich darauf auch der frühe Öko-Protestsong „Big Yellow Taxi“, der ihre erste eigene erfolgreichere Hit-Single wurde, die es in Kanada, England und den Niederlanden in die Top 20 und in Australien sogar auf Platz 6 der Charts schaffte. Darin deutet sie auf satirische Weise die Umweltzerstörung im damals noch relativ neuen US-Bundesstaat Hawaii an („They paved paradise and put up a parking lot.“ – „Sie haben das Paradies zugepflastert und einen Parkplatz hingebaut.“) und entwirft die Zukunftsgroteske, dass die letzten Bäume in ein „tree museum“ gebracht werden, wo die Leute „a dollar and a half“ Eintritt bezahlen müssen, um sie sich anschauen zu dürfen. Im Refrain gibt sie die menschliche, allzu menschliche Einsicht zu Protokoll, dass man immer erst dann weiß, was man hatte, wenn es fort ist („Don't it always seem to go that you don't know what you got 'til it's gone?“). Wie wahr.

Gegenüber ihren ersten drei Alben lässt sich auf „Blue“ eine gewisse Veränderung ausmachen. Das feenhafte Flair ihrer früheren Musik ist einer latenten Düsternis gewichen, die auf vielen Stücken des Albums wie ein dunkler Schatten zu liegen scheint. Die Zeit, in der die Songs von „Blue“ entstanden sind, fällt mit weiteren einschneidenden Ereignissen – von denen es im Leben der Singer-Songwriterin nicht mangelt – zusammen, die für diesen Wandel verantwortlich sein mögen. Dazu gehören die vielen zerschlagenen Kurzzeitliebschaften und die gescheiterte, immerhin fast ein Jahr währende Beziehung zu Ex-Hollies-Sänger Graham Nash, mit dem sie am Lookout Mountain in der legendären Musiker- und Künstlerkolonie Laurel Canyon in Los Angeles ein Haus bewohnt hatte. Dort stand im Wohnzimmer übrigens auch das Klavier, auf dem Nash den Song „Our House“ komponierte, während Mitchell draußen im Garten Blumen für eine Vase pflückte, die sie erst kurz zuvor in einem Antiquitätengeschäft gekauft hatte (nachzuhören auf dem Crosby, Stills, Nash & Young-Album „Déjà Vu“ von 1970). Danach war sie mit dem Folksänger James Taylor liiert, der zu dieser Zeit schwer heroinsüchtig war und dessen eigene Karriere gerade Fahrt aufnahm. Auch diese Beziehung war zum Scheitern verurteilt und hatte sich längst zu einer Belastung entwickelt, die sich ebenfalls in verschiedenen Songs auf „Blue“ niederschlug.

Das Unbehagen in der Hippie-Kultur

Besonders schwerwiegend dürfte für Joni Mitchell jedoch die ernüchternde Erkenntnis gewesen sein, dass sich wesentliche Versprechen der Hippie-Bewegung als realitätsfremde, unrealisierbare Illusionen erwiesen hatten. Die freie Liebe war eben keineswegs frei, geschweige denn befreiend, sondern brachte nur allzu oft Enttäuschung und eine innere Leere sowie Unfrieden und seelische Verletzungen mit sich. Die große Freiheit wurde von vielen Menschen in ihrer Umgebung als hedonistischer Ego-Trip missverstanden, der nicht selten in die totale Abhängigkeit von Drogen und Alkohol führte. Alle um sie herum schienen in einem Sumpf aus umnächtigendem Rausch und naiver Tagträumerei zu versinken. Die Beziehungen untereinander wurden immer oberflächlicher und unverbindlicher. Alles drehte sich nur noch um den perfekten Kick und jeder nur noch um sich selbst. „Love and Peace“, die universale Schwurformel der Hippie-Bewegung, war längst zur inhaltsleeren Worthülse verkommen, während sich allenthalben ein fataler Ungeist aus narzisstischer Selbstsucht, mangelnder Empathiefähigkeit, unreflektierter Intoleranz und verlogener Selbstgerechtigkeit Bahn brach.

Das sind die Koordinaten des ominösen Schattens, der über „Blue“ liegt und der schlussendlich dazu führte, dass Mitchell ihre kalifornische Wahlheimat verließ und wieder zurück nach Kanada ging. In British Columbia an der Westküste, in der Abgeschiedenheit eines Landstrichs nördlich von Vancouver, der nur ironisch Sunshine Coast genannt wird, weil es dort so gut wie immer regnet, kaufte sie Land und baute sich ein einfaches, spartanisch ausgestattetes Steinhäuschen, wo sie sich erst einmal wieder sortieren und selbst finden musste. Lebenshilfen und Antworten fand sie in den Schriften von Sigmund Freud, C.G. Jung und vor allem bei Nietzsche, der ihr noch lange ein wertvoller Ratgeber bleiben sollte und darüber hinaus ihr Songwriting inspirierte.

Aber auch äußerlich unterschied sich „Blue“ mit seiner monochromen Optik von den farbenfrohen Illustrationen der Vorgänger, die übrigens allesamt von Mitchell selbst stammten, die sich ebenso sehr als Malerin wie auch als Musikerin versteht und einmal von sich selbst sagte: „Ich singe meinen Kummer und ich male meine Freude.“ Neben der Farbe Blau steht das Wort „Blue“ im Englischen auch für Traurigkeit und Melancholie (vgl. the Blues), und brachte den Zustand von Mitchells Seelenleben in einem Wort auf den Punkt. All die erlittenen Enttäuschungen und Verletzungen, die sie in Depressionen stürzten und ihr Nervenkostüm so hauchdünn werden ließen, dass sie schon bei den geringsten Anlässen in Tränen ausbrach. Das konnte bereits eine bestimmte Bemerkung oder ein gewisser Blick sein. Oder auch nur, dass jemand den Raum betrat, auf den sie nicht gefasst war.

Seelenschmerz eher unterschwellig mitgeteilt

Dieser inneren Verwundung hat Mitchell vor allem in jenen Songs Ausdruck verliehen, die sie auf dem Klavier komponiert hat, wie „My Old Man“, „The Last Time I Saw Richard“ sowie dem Titelsong „Blue“, dessen Text sich wie eine Ode an die Schwermut liest. Einige ihrer engsten Freunde waren von diesem regelrechten Seelenstriptease äußerst irritiert und gaben ihr den Rat, ihr Innerstes nicht so unverblümt in aller Öffentlichkeit auszubreiten. Musikalisch teilt sich Mitchells Seelenschmerz jedoch eher unterschwellig mit und offenbart sich nicht so vorder- und abgründig, wie etwa bei Nicos „The Marble Index“ (1969), das sich wie ein Schwarzes Loch vor einem auftut. Demgegenüber ist „Blue“, trotz allem, ein angenehmes und schönes Album, dem man seine negativen Vibes gar nicht immer so unmittelbar anhört. In Stücken wie „California“ oder „Carey“ klingt sogar regelrechte Lebensfreude an. Beide Songs entstanden übrigens während eines Europaurlaubs, mit dem sie sich von der schmerzlichen Trennung von Graham Nash ablenken wollte und der sie mitunter auf die Insel Kreta führte, wo sie in Matala die Bekanntschaft eines rothaarigen, am Stock gehenden Kochs namens Cary machte, den sie just in einem Song verewigte.

Falls sich jemand fragt, was das beim ersten Song „All I Want“ für eine seltsame Gitarre ist; es handelt sich um einen sogenannten Appalachian Dulcimer – auch Mountain Dulcimer –, der zur Instrumentenfamilie der Zithern gehört und von europäischen Einwanderern mitgebracht wurde, die sich vorwiegend in den Appalachen niedergelassen hatten (Fun Fact am Rande: der höchste Berg der Appalachen heißt Mitchell Mountain). Während Dulcimer die britische Bezeichnung für das trapezförmige Hackbrett ist (im Amerikanischen: Hammered Dulcimer), dessen zahlreiche Saiten mit zwei Klöppeln angeschlagen werden, besitzt der Mountain Dulcimer eine tropfenartige Form (manchmal auch mittig tailliert) und ist in der Regel nur mit drei Saiten (oft einschließlich einer oktavierten Doppelsaite) bespannt. Meist wird er auf dem Schoß liegend gespielt und mit den Fingern gezupft oder mit einem Plektron geschlagen. Die Saiten über dem Griffbrett müssen dann, wie bei einer Zither, von oben mit den Fingern heruntergedrückt werden, um verschiedene Töne oder Akkorde zu erzeugen.

Auch bei den Stücken „Carey“, „California“ und „A Case Of You“ ist ein geschlagener Appalachian Dulcimer zu hören. Die Gitarrensongs „Little Green“ und das eingangs erwähnte „This Flight Tonight“ sind wiederum in offenen Stimmungen gespielt. Damit hatte Joni Mitchell einst Eric Clapton verblüfft, der bei einem Besuch im Laurel Canyon völlig perplex ihr Gitarrenspiel beobachtete und bis dahin noch nie von Open Tunings gehört hatte. Und bei „River“, das stellenweise verdächtig nach „Jingle Bells“ klingt, muss ich immer an meinen Musikunterricht in der Schule denken, wo ich mich einmal zum Gelächter der ganzen Klasse mit der kühnen Behauptung hervortat, dass das Hauptmotiv von Smetanas Moldau von „Alle meine Entchen“ geklaut ist, nur in Moll. Der Meinung bin ich im Übrigen immer noch. Was hatten die denn schon für eine Ahnung von Musik? Aber wenigstens der Musiklehrer hätte es checken können, die Pfeife.

Arbeit mit den Größen des Genres

„Blue“ wurde Joni Mitchells erfolgreichstes Album, das sich allein in den USA über zehn Millionen mal verkaufte. Bis in die Gegenwart rangiert es in den Ranglisten der besten Alben aller Zeiten regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Wie etwa jüngst im aktuellen Ranking der 500 Greatest Albums of All Time des Rolling Stone von 2020, wo es den dritten Platz hinter Marvin Gayes „What's Going On“ und „Pet Sounds“ von den Beach Boys belegte. Nach dem großen Erfolg von „Blue“ zog es die wohlhabend gewordene Folk-Sängerin auf die Bühne und nach Los Angeles zurück, wo sie sich im Nobelviertel Bel Air ein Haus kaufte, in dem sie bis heute lebt. Im Jahr 1972, nachdem eine weitere ihrer Beziehungen in die Brüche gegangen war, diesmal mit dem Singer-Songwriter Jackson Browne, soll sie einen Selbstmordversuch unternommen haben, den sie nur knapp überlebte.

Wie dem auch sei. Die nachfolgenden Jahre wurden auf jeden Fall zur fruchtbarsten Schaffensperiode ihrer gesamten Karriere, in der sie zunehmend jazzige Elemente in ihre Musik einfließen ließ und mit Größen des Genres wie Jaco Pastorius, Charles Mingus, Wayne Shorter, Herbie Hancock, John McLaughlin, Jan Hammer, Tom Scott und Stanley Clarke zusammenarbeitete. 2015 erlitt die starke Raucherin einen Schlaganfall, in dessen Folge sie das Laufen wieder erlernen musste. Am 7. November 2018 feierte die „Queen of El Lay“, wie sie seit Mitte der Siebzigerjahre genannt wird, ihren 75. Geburtstag mit einem Konzert in Los Angeles, bei dem Freunde und Weggefährten wie Graham Nash, James Taylor, Kris Kristofferson, Cindy Lauper, Diana Krall, Norah Jones, Rufus Wainwright, Seal und viele andere als Geburtstagsständchen ihre Songs zum Besten gaben. Apropos zum Besten; dazu gehört Joni Mitchell und ihr in sämtlichen Farben (nicht nur blau) schillerndes musikalisches Oeuvre ohne Frage.

 

YouTube-Link zur Album-Version von „Carey“

YouTube-Link zu einer Live-Aufnahme des Titelsongs „Blue“ um 1971

YouTube-Link zum Album-Track „This Flight Tonight“, der Originalversion und Vorlage für den Rockklassiker von Nazareth

YouTube-Link zu einer Live-Aufnahme des noch unfertigen „All I Want“ im BBC aus dem Jahr 1970, gespielt auf einem Appalachian Dulcimer

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Gerhard Legeland / 16.06.2021

In Deutschland kennen nur wenige die Musik dieser großartigen Künstlerin. Ihre Musik ist auch bei fast allen Musikredakteuren der Radiosender total unbekannt, Ihre großartige Musik wird einfach hier nicht im Radio gespielt. Der Autor hat bei dem Nazareth Song genauer hin geschaut und kam so zu Joni Mitchell. Bei mir war es der Jazz, das live Album Shadows and Light, von 1980, in dem sich Joni die Jazz Musiker Pat Metheny, Jacob Pastorius, Lyle Mays und Don Alias begleiten lässt. Einfach großartig, gibt es auch als Video. Wird sich 50 Jahre nach Blue etwas ändern? Der Artikel kann helfen. Seit fast zwei Jahren beschäftige ich mich intensiv mit ihrer Musik. Keiner aus der von Männern beherrschten Pop/Rock-Kultur reicht an sie heran in Sachen Texte, Musikalität (Gesang, Gitarre, Piano, Dulcimer) und ihre unendlich vielen hervorragenden Live-Auftritte bei YouTube zu hören und zu sehen. Deutsche Radiosender spielt endlich die Songs von Joni als immer wieder den langweiligen und trivialen Kram von ... Ihre Hörer werden es ihnen danken.

klaus brand / 16.06.2021

Wunderbar, daß das Feuilleton hier endlich Einzug hält, der ganze Politkram langweilt doch nur. Mir fehlen jetzt noch die Rubriken Haushaltstips (“Alte Fettflecken werden wieder wie neu, wenn man sie regelmäßig mit etwas Butter einstreicht”), Urlaubsziele, Autotests (” Mit 297 PS ist der neue Maseraghini deutlich untermotorisiert, wir raten dringend zum 576 PS Doppelturbo-12Gang-Dreifachkupplungsautomatikgetriebe für nur 123.456 Euro Aufpreis) und Klatschpresse (“Hat Prinz Rüdiger-Franziskus-Markus-Maria-Untergestell sich endlich in die Richtige verliebt?”). +++ Wenn das bei achgut.com zum täglichen Brot wird, dann bin auch ich endlich bereit, eine Unterstützungspatenschaft abzudrücken. +++ Übrigens, heute haben die Linksterroristen in Berlin in der Rigaer Straße bei einem halbherzigen Rechtsdurchsetzungsversuch der Polizei mindestens 60 Beamte verletzt. Diese Meldung verblaßt selbstverständlich vor der Schlagzeile “Joni Mitchell: 50 Jahre Blue“.  Das Wichtige kommt immer zuerst.

K. Kirschberg / 16.06.2021

Die LPs „Blue“, „For the Roses“, „Court an Spark“ und „Hejira“ hatte ich als junger Mensch auf Kassette und ich liebte die Musik über die Maßen, als die Großmutter meiner Frau 1986 erstmals in den Westen fahren durfte. Mein einziger Wunsch und Auftrag, um alles in der Welt eine dieser Langspielplatten, am liebsten „Blue“ oder „Court an Spark“ mitbringen. Der Verkäufer schwatzte ihr das aktuelle Album „Dog eat Dog“ (1985) auf. Wie bitter war meine Enttäuschung über diesen popigen Kitsch. Nach 1989 kaufte ich die alten Langspielplatten und sie bereiten mir immer noch so große Freude wie damals in jungen Jahren. F. Hoffmann: „Amelia“ ist grandios, ich bevorzuge aber die Studioaufnahme auf „Hejira“.

Gernot Oberst / 16.06.2021

Hallöchen, Herzlichen Dank für diesen musikalischen Artikel. Ich kann nicht viel über das Genre des “Folk” sagen, oder gar über seine gesellschaftlich-politischen Hintergründe… Doch auch ich höre in Smetanas Hauptmotiv der: “Moldau” schon seit Jahrzehnten: “Alle meine Entchen”. Es ist schön zu wissen, damit nicht allein zu sein. Musik kann man nur fühlen. Und seinen Teil denkt und fühlt jeder für sich selbst. Viele Grüße, Gernot

Günter Fuchs / 16.06.2021

Wieder eine hervorragende Rezension von Ihnen Herr Scheuerlein, vielen Dank dafür! Auch wenn die Musik von Joni Mitchell nicht so “mein Ding” ist habe ich dank Ihres Artikels viel über den Werdegang dieser beeindruckenden Künstlerin erfahren! 

Helmut Zeitz / 16.06.2021

Sehr schöner Artikel. Aber den Links zu den Youtube-Clips werde ich nicht folgen. Dem Geschäftsmodell dieser totalitären Diktatur-Förderer verweigere ich mich vollständig.

RMPetersen / 16.06.2021

“Die Gnade der späten Geburt ...” Rückblickend, mit 73 Jahren, danke ich für die Gnade meines Geburtsjahrganges 1948. Diese friedlichen Jahre bis etwa 1995 sind aus meiner Sicht die goldenen Jahre Deutschlands, mit dem glücklichen Höhepunkt der Wiedervereinigung.  In musikalischer Hinsicht erlebte ich als Jugendlicher die Entstehung der Beatles und Stones (- plus unendlich vielen Diamanten wie Kinks, Who etc); die Piratensender vor der englischen Nordseeküste versorgten uns in Nordddeutschland mit allem Neuen. (“Radio Caroline”) Aus den USA vom Beginn an Dylan und Baez, Byrds, Allmans, dann meine Leitsterne Leonard Cohen und Joni Mitchell. Jede LP wurde gekauft, endlos gehört und die Texte analysiert. (Ok, es gab auch eine parallele Zappa-Phase, mit einem Konzert “Mothers of Invention”.) Sowohl die politiche Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte als auch die gesellschaftlichen Skurrilitäten und insbesondere die Cancel-Unkultur sind dunkle Schatten in meinem Alter. Die Corona-Ermächtiungen der Herrschenden, die Angsthysterie und die innere Spaltung unseres Volkes sind aus meiner Sicht Vorboten kommender, schlimmerer Zeiten. PS @Hoffmann: Ja, “Amelia”  ist einmalig gut, hat mich auch viele Jahre in meinem Kopf begleitet. “I’ve spent my whole life in clouds at icy altitudes ...” war mir ein Selbstvorwurf, weil ich in wichtigen Lebensphasen meiner Kinder real beruflich in der Welt herumflog.

F. Hoffmann / 16.06.2021

Lieblingsstück:  „Amelia“ mit Solo von Pat Metheny vom Album „Shadows and Light“. Hammer!

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