Schön ist es, wenn Sprache im Sinne der Wahrheitsfindung eingesetzt wird und nicht um ihrer selbst willen. Sprache kann zur Manipulation missbraucht werden, zur Machtausübung. Es ist schön, wenn Sprache zur Beschreibung des Wahren dient, oder zumindest das Bestreben danach vorhanden ist. Sprache ist vergleichbar mit der Hindugöttin Kali. Sie kann den Tod bringen, aber auch Leben schenken, zerstören, aber auch erneuern.
Mit dem Beginn der Neuzeit startete die erste westliche Globalisierungswelle mit einem Fieber, der eigenen Nation möglichst viele nutzbringende Länder auf der ganzen Welt zu erobern und zu kolonialisieren, also sichern, bevor eine der anderen christlichen europäischen Seemächte es tat. Und als Bartolome de Las Casas die Ausnutzung der körperlichen Eigenschaften afrikanischer Sklaven zu denen von Indios effiziender einschätzte, war der ursprüngliche Rassismus zusammen mit der Völkerkunde geboren. Beide dulden keine Vorurteile, der Ur-Rassismus darüber hinaus aber nur das tatsächlich Verwertbare. Nicht Verwertbares stört oder schadet der eigenen Sache. Rassismus im Original will und muss wissen, was mit dem neu entdeckten Volk machbar ist, was es den eigenen Kaufleuten einbringt. Das Vorurteil ist dann eine sekundäre Erscheinung, eine moralische Absicherung des Gewissens gegen die mit der skruppellosen Nutzung verbundenen Geschehnisse. Die werkzeugartige Verwendung des sekundären Rassismus-Vorwurfs in unseren Tagen hat seinen Sinn nur noch in dem beachtlichen Bedeutungserfolg, den die ansonsten “semantisch” entkernte und ins politische Tagsgeschäft vollkommen integrierte Linke, besonders auch als Grüne, einfährt. Diese von ihrem ursprünglichen Auftrag durch die gesellschaftliche Entwicklung seit Früh-Kapitalismus und Kolonialismus befreite politische Richtung wird darum eher unsere Kultur, Zivilisation und Gesellschaft verrecken lassen, als davon abzusehen, mit der letzten erfolgreichen “Keule”, die ihr noch Bedeutung gibt, drein zu schlagen .
“Eines der Mittel gegen die Missbräuche der Sprache besteht darin, zu erwägen, „wie viel er den Streitenden und Andern nützt, und ob es sich nicht bloß um ein Prahlen mit Lauten handelt, nämlich bei Denen, die ihr Leben in solchem Streit und Disputieren hinbringen“. Kurz, präzise und SUPER !!
Schon den “Alten” war bekannt, dass die Redekunst eine Teufelsgabe ist, die man nur mit Disziplin, trennscharfem Denken und Aufrichtigkeit unter Kontrolle halten kann. Je mehr einer davon hat - und das gilt typischerweise für die “Intellektuellen” - desto wahrscheinlich fällt er dieser Gabe zum Opfer.
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