Jodeln statt Jodl: Klettermaxe gegen rechts

Jetzt hat sich auch der Deutsche Alpenverein klar gegen Rechtsextremismus und für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz ausgesprochen. Darauf haben wir alle gewartet! Jetzt wird alles gut.

Sie haben es sicher schon gehört oder gelesen: Unsere Demokratie und die freie Gesellschaft sollen bedroht sein. Akut sogar! Zwar sind die Nazis weg, und das seit fast 80 Jahren, der Phantomschmerz aber ist immer noch da, es juckt im rechten appen Arm, und allenthalben wittert man die Wiederkehr der braunen Brut, obwohl gar niemand Einfalt, Intoleranz und Ausgrenzung fordert. Keine Partei, kein Individuum will Schwule ins Lager stecken, Ausländer hinten im Bus sitzen lassen oder gar Moslems den Eintritt ins Schwimmbad verweigern, lieber leistet man sich für Millionen Euro Sicherheitspersonal, Zäune und Videoüberwachung.

Dennoch gilt es, den Anfängen zu wehren, wie es in der Dauerbeschallung heißt. Es schadet also nichts, sich moralisch zu spreizen, wenn man sich praktisch mit jedem einig darin ist, dass bei uns das Grundgesetz gilt und niemand „wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“ darf. Gut, wegen der politischen Anschauung wird man tatsächlich schon mal benachteiligt, aber das geschieht ja im Namen der Toleranz und der Vielfalt. Haltung zeigen!

Auch und gerade, wenn man sich auf dem Gipfel mit „Berg Heil!“ grüßt, schon neun Jahre vor der Machtergreifung mit Juden nichts zu tun haben wollte und der Gröfaz sich am liebsten auf dem Obersalzberg in den Berchtesgadener Alpen aufhielt. Aber gerade weil der Deutsche Alpenverein (DAV) Vorreiter bei der Ausgrenzung der Juden war, leitet er daraus die moralische Verantwortung ab, sich „für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz“ einzusetzen, was er übrigens schon 2001 gemacht hat (damals „gegen Intoleranz und Hass“) und 2017 noch einmal bekräftigte. Jetzt hat der Vorstand, stellvertretend für die mehr als 1,4 Millionen Mitglieder, einmal mehr stramm Haltung angenommen. Kostet ja nix!

Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz auch im Swingerclub

Und man eckt nirgendwo an, denn „für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz“ sind schon die Deutsche Bahn, die TUI, der Paritätische in Berlin, die CDU-Fraktion im hessischen Landtag, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und auch das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung im Ländle, der Freistaat Thüringen, das Universitätsklinikum Leipzig, die Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sowie eigentlich, nun ja: jeder. Es ist auch nicht bekannt, dass die AfD dagegen wäre, die von den Alpinisten zwar, wie Lord Voldemort, nicht genannt wird – wohl aus Sorge davor, dass diese für den Konkurrenzverein („Alpenverein für Deutsche“, AfD) gehalten werden könnte, und das würde nur Verwirrung stiften wie die Judäische Volksfront und die Volksfront von Judäa –, aber wohl gemeint sein dürfte.

Wenn das keine gute Nachricht ist: Wanderer, Bergsteiger, Klettermaxe und Mountainbiker sind für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz! Keinem Bergsteiger mit Migrationshintergrund wird der Schlafplatz in der Hütte oder die Wegzehrung verweigert. Gut, davon waren wir auch schon vorher ausgegangen, aber es noch einmal zu bekräftigen, kann ja nicht schaden, schließlich muss man sich, um über jeden Verdacht erhaben zu sein, fortlaufend zu Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz bekennen, so wie man sich früher im östlichen Teil des Landes vier Jahrzehnte lang zu Frieden und Sozialismus, zur unverbrüchlichen Freundschaft mit den Völkern der Sowjetunion und zur Erfüllung und Überbietung der Planziele bekennen musste.

Und, jawohl: Jeder sollte sich dazu bekennen, jeder Kaninchenzüchterverein und auch jeder Swingerclub, obwohl man dort ohnehin viel von Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz halten soll und das nur eben nicht jeden Tag beteuert. Auch wir bei Achgut sind übrigens für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz und gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung, geben aber keine entsprechende offizielle Erklärung ab, weil das für eine freie Gesellschaft selbstverständlich sein sollte. Und weil wir nicht in Gesellschaft gratismutiger Gesinnungsbademeister gesehen werden wollen, sei es von solchen aus dem Vorstand der Bahn oder dem des deutschen Alpenvereins. Versteht sich von selbst: Jodeln statt Jodl. Holleri du dödel di diri diri dudel dö!

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

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Else Schrammen / 22.05.2024

Zeigt mir EINEN Verein in Deutschland (außer der gegen Demokratie und Freiheit und Grundgesetz und ......... - hier nitte einsetzen - agierenden teuflischen AfD), der nicht auf seinen Fahnen für Demokratie etc. wirbt, Haltunj zeigt und, ganz wichtig, gegen Rääächz ist. Mittlerweile kommt jeder kleine Kaninchenzüchterverein (die mag ich sogar) aus Hintertupfingen mit ihren “Gegen-Nazi-Parolen um die Ecke. Merken diese Leute in ihrem Gute-Gesinnungs-Wahn nicht, dass sie mit ihren dämlichen Wiederholungen das Grauen, das die echten Nazis angerichtet haben, verharmlosen? Hört endlich auf damit! Ständige Wiederholungen leiern aus wie ein Paar alte Schuhe und irgendwann kann es keiner mehr hören! Kümmert euch um eure Kaninchen, Kanarienvögel, Ruderboote, Bergsteigerausrüstung und hört auf, Haltung zu zeigen! Überlasst das den aufrechten, voll demokratischen Politikernden.

Matthias Ditsche / 22.05.2024

Dann hat Föhnsturm der Dummheit nun auch das Hochgebirge erreicht, bald werden die üblichen Maßnahmen zur Säuberung von AfD Sympathisanten folgen. Und weg mit dem Gipfelkreuz, kruzifix noamol.

Michael Anton / 22.05.2024

Unter Offenheit stelle ich mir den Moment vor, wo Erich Fromm in ein Schweinswürtchen biß, um von allen nur das Beste sich zu Eigen zu machen in etwa, wie es der Begriff Weltethos umreißt. Mit Standpunkten und Bekenntnissen ist es dann etwa so, wie die Ziehung der Lottozahlen mit Würfeln durchzuführen was selbst Notare erschüttert.

L. Bauer / 22.05.2024

@Klara Altmann Das haben Sie ganz gut herausgearbeitet. Nur der logische Schluss fehlt. In der Zone haben die Leute drüber gelacht. Und tun das heute noch, da sie den Wahnsinn besiegt haben. Heute, hier, da lacht niemand! Weil alle wissen, dass dieser grüne Linksfaschismus in Verbindung mit den Reichen und Mächtigen, nicht besiegt werden wird, solang der gemeine Wessi Schiss hat. Vom Osten lernen, heißt siegen lernen!

Sabine Heinrich / 22.05.2024

@Wilfried Krämer: Eine hervorragende Idee - die mit dem Absägen der Gipfelkreuze! Und danach werden von (dickwanstigen) Pfaffen türkische Halbmonde gesegnet, die zuvor von deutschen/österreichischen Untertanen aufgepflanzt wurden. Da müssen dann aber schon stramme Burschen des Alpenvereins ran - unsere arabischen und anderen Gäste habe ich noch nie in den Bergen wandern, geschweige denn, sie erklimmen sehen.

Markus Viktor / 22.05.2024

@Yehudit de Toledo Gruber: In allen europäischen Ländern gab es Nazi-Kollaborateure. So in Spanien die Franquisten und in Norwegen die Quislinge, die heutzutage mehr oder weniger verkappt (hombres bonitos) oder offen die Unterstützer der palästinensischen Faschisten und Judenhasser sind. Von den deutschen Originalen ganz zu schweigen.

Norbert Brausse / 22.05.2024

@Thomas Kurt & Klara Altmann: Tun Sie sich bitte zusammen und erarbeiten Sie einen gemeinsamen (Satire-)Wanderführer für Ost und West. Und beachten Sie bitte, dass man den Ostdeutschen durchaus rechts abbiegen lassen kann, während man den Westdeutschen anstelle dessen dreimal links abbiegen lassen muss. Wahrscheinlich begreifen viele ganz im Westen lebende Westdeutsche trotzdem nicht, warum sie nur als 2. Sieger am Gipfelkreuz angekommen sind.

Thomas Kurt / 22.05.2024

@Yehudit de Toledo Gruber:  “Jeden Morgen frage ich mich gespannt, welche neue Superbotschaft er für uns bereit hält”. Bei der Superbotschaft heute morgen, dass der AfD-Europa-Kandidat Krah den RN von Le Pen verärgert hat und nun dem Sturm der heuchlerischen Entrüstung weicht, weil er in einem Interview äußerte, dass er nicht Jeden, der mal eine SS-Uniform trug, als Verbrecher bezeichnen würde, stellte ich mir spontan die Frage, ob mich heute Günter Grass zeitgemäß verklagen würde, wenn ich ihn öffentlich als Verbrecher bezeichnen würde? Ganz sicher würde er, denn wir alle wissen ja von ihm, wie leicht man aus jugendlichem Leichtsinn und Unwissenheit, gepaart mit dem Wunsch, der elterlichen Enge zu entkommen, in so eine Uniform hineinschlittert. Nach dem Ausziehen der Uniform (rein zufällig am Ende des 3. Reiches) kann man durchaus ein wertvolles und hochdekoriertes Glied der guten Gesellschaft werden.

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