Henryk M. Broder / 24.12.2013 / 18:53 / 32 / Seite ausdrucken

Joachim, mach das Tor auf!

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Bürger zu mehr Toleranz gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern aufgerufen. „Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Krieg und Hunger, Verfolgung und Not“, sagte er in seiner vorab verbreiteten Weihnachtsansprache. „Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können“, mahnte der Bundespräsident… Der Bundespräsident erinnerte zudem an das schreckliche Schicksal der Familien aus Syrien: „Wir denken an die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa über das Wasser wagen.“ Und er fügte hinzu: „Wir denken auch an die Menschen, die kommen, weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden, die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden.“

Da hätte ich einen praktischen Vorschlag: Joachim, denk nicht, tu lieber was, mach das Tor auf! Das Schloss Bellevue, in dem Du amtierst, liegt in einem großen Park, der seinerseits Teil des Berliner Tiergartens ist. Der Park wird nur selten benutzt. Genau genommen zweimal im Jahr. Wenn bei einem Staatsbesuch die Gäste mit militärischen Ehren empfangen und beim Sommerfest “engagierte Bürgerinnen und Bürger” geehrt werden. Die meiste Zeit passiert im Schlosspark nichts, wenn man von den Eichhörnchen und Igeln absieht, die sich dort vergnügen.

Auf diesem Gelände könnte man mühelos ein paar Hundert Zelte aufbauen oder auch Wohnwagen hinstellen, um Flüchtlingen eine Zuflucht zu bieten. So wie es der deutsche Botschafter in Prag im Herbst 1989 getan hat, als Tausende von DDR-Bürgern in die CSSR strömten. Und dann, wenn die Flüchtlingen mit dem Nötigsten versorgt wurden, könntest Du, könnten wir ganz entspannt über die Menschen nachdenken, die kommen, weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden, die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden.

Das wäre doch mal eine humanitäre Herausforderung für Dich, für die Berliner Republik, für uns alle. Also geh bitte mit gutem Beispiel voran. Stell Dir nur mal vor, jeder Berliner Schrebergärtner nimmt einen Flüchtling bei sich auf. Dann wären schon 68.000 “displaced persons” versorgt. Würden sich die Hamburger Kleingärtner an der Aktion beteiligen, hätten 100.000 Flüchtlinge eine Unterkunft. Und bei den Ossis, die ja besonders fremdenaffin sind, könntest du ja persönlich vorstellig werden, damit sie mitmachen. In diesem Sinne, Joachim, ein Frohes Fest und Gottes Segen auf Deinen Wegen!

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Leserpost

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Heino Rübenstein / 25.12.2013

Auf den Punkt. Heuchelei, Scheinheiligkeit wohin man schaut. Solidarität?  Ja, aber nur von anderen. Pflichten? Nein, das ist menschenrechtswidrig. Fehlbesetzung Wulff ist weg, die nächste Fehlbesetzung ist noch übler. Weil popenhaft, salbungsvoll-moralisierend und sich selbst im Heiligenschein wähnend. Kurz - Der Gutmensch aus dem Bilderbuch.

Michael Geier / 25.12.2013

Mit Gauck sollte man es so wie die Russen halten: “Herr G…? Gauck?? Wer?!”...? Aber don’t worry, Joachim: auch Luxus-Heuchler gehören zu Deutschland! PS. Lieber Herr Broder, wünsche noch schöne Feiertage und guten Rutsch!

Erik Werba / 25.12.2013

Herr/Frau Abagnale Frank, schreiben Sie das unter jeden Beitrag von Broder? Peinlich.

Bernd Dahlenburg / 25.12.2013

Seit Gauck den Amtseid abgelegt hat, ist er (in negativer Hinsicht) nicht mehr wiederzuerkennen. Seine Freiheits-Phrasen nehme ich ihm nicht mehr ab. Dr. Hubertus Knabe, der Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen und Nachfolger Gaucks dort, wird sich sicher schon des Öfteren seine Gedanken über die seltsame Häutung seines Vorgängers gemacht haben. Schade, dass Herr Dr. Knabe nicht an Joachim Gaucks Stelle steht.

Reimund Weismar / 25.12.2013

Ich fürchte, Herrn Gauck ist das ‘Herz noch ein wenig eng’ und er wird Ihrem guten Vorschlag nicht folgen, Herr Broder. Es labert sich so leicht mit moralisierend wohlklingenden Worthülsen, wie eine fette Weihnachtsgans gefüllt mit Äpfeln von staatsmännischem Getue und gutmenschlicher Anständigkeit. Sicherlich sind Herrn Gauck die Empfehlungen Machiavellis bekannt: ein Fürst solle immer voller Barmherzigkeit erscheinen, hat dieser in ‘Il Principe’ geschrieben. Gelinge dies nicht, so empfiehlt Machiavelli die Grausamkeit. Auf keinen Fall, so schreibt er weiter, dürfe ein Bundespräsident es zulassen, verachtet zu werden. Also bitte, ich nehme noch ein Stückchen von der Weihnachtsgans, sie ist so saftig und prall heute.

Gernot Meyer / 24.12.2013

Herr Bundespräsident vergessen Sie bitte auch nicht die schwarz vermummten Demonstranten in Hamburg, die sich mit großem Engagement der Sorgen der Flüchtlinge annehmen. Da ist gewiß jeder sofort bereit, zwei oder gar drei in Not geratene Menschen bei sich im Wohnklo aufzunehmen.

Ronald Richter / 24.12.2013

Bis auf die “Ossi"keule ein ordentlicher Artikel. Sie mögen sie nicht, die Bürger der neuen Bundesländer, nicht war Herr Broder. Übrigens ist in den meisten Satzungen der Schrebergärten festgelegt, das die Lauben nicht zu wohnzwecken dienen dürfen. Deswegen haben auch die meisten keine Heizung.

Abagnale Frank / 24.12.2013

Göttlich ! Henryk M. Broder hat es mal wieder auf den Punkt gebracht. Frohe Weihnachten. Danke Herr Broder

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