Erinnern Sie sich noch an die Empörung von Bundesregierung und Leitmedien, als der türkische Machthaber Erdogan seine Liebe zu Nazi-Vergleichen entdeckte? Aber was bleibt einem übrig, wenn man den allseits als böse anerkannten US-Präsidenten Donald Trump noch bissiger schmähen möchte als die Mittbewerber es tun? Irgendwann bleibt nur noch der Nazi-Vergleich. Der "Spiegel" hatte den US-Präsidenten schon als Mörder mit blutigem Messer, der gerade der Freiheitsstatue den Kopf abgeschnitten hatte, auf dem Titel. In dieser Woche wurde Trump an gleicher Stelle mit einer Ku-Klux-Klan-Mütze gezeigt. Was hätten die Kollegen vom "stern" nun anderes machen sollen als Trump mit Hitlergruß und der Titelzeile „Sein Kampf“ zu präsentieren? Da musste es die Redaktion in Kauf nehmen, dass sie mit gleichen Maßstäben gemessen wird, wie weiland der türkische Präsident.

Auch Michael Wolffsohn ist, gelinde gesagt, irritiert. „Das ist einmal mehr die Selbst-Entschuldung von Deutschen, seien es einzelne oder Gruppen oder eines vermeintlich fortschrittlichen Blattes, das von Henri Nannen gegründet wurde“, sagt der Historiker. „Jedermann weiß: Anders als Hitler hat Trump keinen Weltkrieg mit 57 Millionen Toten plus Holocaust entfacht. Vielleicht sollte man im ,stern‘ etwas Deutsche Geschichte lernen. Ich habe dafür mit Sönke Neitzel gerade die Walther-Rathenau-Akademie gegründet und gebe der Redaktion einen Preisnachlass.“