Wir Deutschen sind Spezialisten in “Sonder-”. Das können wir aus langer Tradition. Schon in den besetzten Gebieten, damals, führten wir Sonderbehandlungen durch. Wir können das.
Je öfter ich Art. 20 Abs. 4 lese desto mehr erwische ich mich doch heimlich sympathische Gefühle für das grotesk scharfe deutsche Waffenrecht zu hegen.
Es gibt unzählige Berichte aus allen Geheimdiensten der Welt und Geschichte, die dann natürlich nicht mehr geheim sind, dass ein überwiegender Anteil nahe 90 Prozent bei einem informellen Besuch fast schon stolz und geehrt Informationen weitergibt. Das im Allgemeinen. Im Speziellen wird das Denunziantentum über die Geschichte der DDR erfassbar, wie über das Milgram-Experiment verständlich. Die ewigen Motive in der Kriminalistik sind gar nicht so männlich, weiblich, divers - wie es auch nicht die Erkenntnisse über Korruption sind, die alltäglich in der Politik, den Medien, den Betrieben sind. Die meisten Menschen sind Petzen, Hexenprozessler, Niederträchtlicher, Hinter-den-Reihen-Wandler, Intriganten, Tratschmäuler, Verleumder - wie sie sich auch durch Rationalisierung dieser sozialen Mechanismen als gerecht und vernünftig betrachten. Jeder Flurfunk oder Kantinenklatsch ist immer moralinsauer der Ausdruck sehr ehrenwerten Menschen, die sich um Regeln und Gesetze sorgen, in bester Absicht natürlich jederzeit bereit sind, den zwischenmenschlichen Frieden zu bewahren oder sonstwie zu befördern, allzeit bereit. Wer da ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Eigentlich eine Binse, spätestens nach Kain und Abel. Ob Kaderakte oder Beurteilung des Abteilungsleiters eine mittelständigen Trikotagengeschäftes: Die Anscheißer sind auf dem Weg zum Himmel mit besten Absichten jede Brache pflasternd. Da mache sich doch keiner etwas vor, er würde weniger petzen, nur weil man ihn nur noch nicht, vielleicht sogar hochnotpeinlich, befragt hat. Und die Lust am Beichten ist in manchen Religionen sogar eine unausweichliche Pflicht, weil der Mensch halt gerne quatscht und nichts so sexuell wie die Stimmbandritze ist.
Solange das bezahlt wird, ist das ok. Kommt Leute, das gab es schon immer. Bei den Preußen gab es den Kaffeeschnüfler, der an den Fenstern und Türen geschnüffelt hat, ob sich das Bürgertum Importkaffee aufbrüht. Heute gibt es bei den Finanzämtern den Hundsteuerkontrolleur, der Mülltonnen durchwühlt, ob da leere Hundfutterbüchsen drin lieg, wenn Pfiffi als tot abgemeldet wird.
Über die absolute Lumpengröße lässt sich eben nicht diskutieren. Rotz/Rotz/Grün hat gewonnen, von Anfang an.
Widerstand nach Artikel 20 des Grundgesetzes Abs. 4 ist DER Verfassungschutz. Einen anderen gibt es nicht!
Respekt kann man sich mit diesem Job aber nicht erkaufen, nicht mal bei seinem “Arbeitgeber”, denn es gilt immer noch: Man liebt den Verrat, aber man verachtet den Verräter.
Ob man ihn Denunziant, Spitzel oder Blockwart nennt, egal. Es handelt sich immer um den gleichen Typ. Er leidet unter Minderwertigkeitskomplexen, bewundert unterbewußt sein Opfer und bekämpft es, weil er sich nicht traut, das zu tun was dieser sich erdreistet. Er will Gleichstellung statt Gleichberechtigung weil er sonst ins Hintertreffen geraten würde.
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