Gerd Buurmann / 11.03.2025 / 12:00 / Foto: Tal Givony / 8 / Seite ausdrucken

„Jeder weint. Weine nicht allein!“

Am 7. Oktober 2023 überlebte Yuval Raphael den Anschlag in Israel. Nun wird sie Israel beim Eurovision Song Contest 2025 in Basel vertreten.

Die 24-jährige Yuval Raphael wird Israel in diesem Jahr mit dem Lied „New Day Will Rise“ beim Eurovision Song Contest in der Schweiz vertreten. Sie ist die musikalische Vertreterin Israels geworden, weil sie die elfte Staffel von HaKokhav HaBa („Der nächste Star“) gewonnen hat. Dieser Wettbewerb dient seit 2015 als Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in Israel. Das Format ist eine Castingshow, bei der Kandidaten durch Jurybewertungen und Publikumsabstimmungen weiterkommen. Wer diesen Wettbewerb gewinnt, erhält die Möglichkeit, für Israel beim Eurovision Song Contest anzutreten. Diese Tradition hat sich in den letzten Jahren etabliert und brachte bereits mehrere erfolgreiche Beiträge hervor.

Am 7. Oktober 2023 besuchte Yuval das Nova Sukkot Gathering Musikfestival in Re’im, Israel, als die dort feiernden Menschen von Hamas-Militanten angegriffen und bestialisch geschändet, gefoltert und ermordet wurden. Sie suchte mit etwa fünfzig anderen Personen Schutz in einem Bunker in der Nähe des Kibbuz Be’eri. Trotz erlittener Splitterverletzungen überlebte sie, indem sie sich acht Stunden lang unter den Leichen versteckte.

Sie wird das Lied in drei Sprachen singen, nämlich auf Englisch, Französisch und Hebräisch. Hier die Übersetzung auf Deutsch:

„Und selbst wenn du Lebwohl sagst, wirst du niemals wirklich gehen. Du bist der Regenbogen in meinem Himmel, meine Farben im Grau, mein einziger Sternschnuppenwunsch, mein Sonnenschein am Tag, das einzige Lied, das mein Klavier je spielt. 

Und selbst wenn du Lebwohl sagst, wirst du immer hier sein, um mich aufzurichten und in die Höhe zu tragen. Ich halte meine Füße auf dem Boden. Bist du stolz auf mich heut Nacht? Träume werden wahr. Ich wähle das Licht – nichts zu verlieren, wenn ich dich verliere.

Ein neuer Tag wird anbrechen. Das Leben geht weiter. Jeder weint. Weine nicht allein! Die Dunkelheit wird vergehen, all der Schmerz wird vergehen. Doch wir bleiben, selbst wenn du Lebwohl sagst. 

Viele Wasser können die Liebe nicht löschen, noch können Flüsse sie fortspülen. Ein neuer Tag wird anbrechen. 

Das Leben geht weiter. Jeder weint. Weine nicht allein! Die Dunkelheit wird vergehen, all der Schmerz wird vergehen. Doch wir bleiben, selbst wenn du Lebwohl sagst. Ein neuer Tag wird anbrechen. Ein neuer Tag wird anbrechen.“

Das sind die Worte, die Yuval Raphael im Mai in Basel singen wird. Über ihre Erlebnisse am 7. Oktober 2023 hat sie ebenfalls Zeugnis abgegeben. Der ganze Bericht ist auf YouTube zu sehen. Hier ein kleiner Auszug in deutscher Übersetzung:

„Als wir in den Bunker flüchteten, war ich ständig mit meinem Vater am Telefon, und genau da hörten wir Schüsse draußen. Viele der Leute im Bunker fingen an zu schreien: „Es sind die Soldaten, es sind die Soldaten, es ist in Ordnung.“ Also sagte ich meinem Vater, dass die Soldaten hier sind, dass sie alles regeln, dass es in Ordnung ist. Und dann, ein paar Minuten später, fingen sie an zu schreien, dass draußen jemand verwundet sei, und ich sagte das alles genauso meinem Vater am Telefon. Es war der Moment, als die Terroristen uns fanden.

Sie gingen in den Bunker, schossen zunächst auf alle, die im Gang standen, und dann kamen sie herein und begannen, alle zu erschießen. Ich ließ mein Handy fallen, und dann erinnere ich mich an das Tempo der Schüsse. Und dann hörten die Schüsse auf. Wir hörten, wie sie Autotüren zuschlugen und wegfuhren. Ich sah zu meinen Freunden, sie waren am Leben, dann sah ich nach links zu dem Mädchen, das meine Hand hielt. Sie war leblos und tot, ihr Kopf lag auf meiner Schulter.

Ich erinnerte mich, dass mein Bein wirklich schmerzte, und dann sah ich auf mein Bein, und ich hatte diese Leiche auf meinem Bein. Wir waren etwa fünfzig Menschen. Nach dem ersten Schießen rief ich meinen Vater an, um ihm zu sagen, dass ich am Leben bin, und ich sagte: „Dad, da sind tote Menschen, du musst die Polizei rufen, du musst ihnen sagen, dass sie uns holen müssen.“ Während des Gesprächs verarbeitete er das Ganze. Dann, plötzlich, wechselte er seine Haltung und sagte: „Spiel tot, spiel tot, spiel einfach tot, leg einfach auf, spiel tot.“

Ich legte auf. Ich sagte allen im Bunker, dass wir jedes Mal, wenn wir hören, dass sie kommen, tot spielen müssen, sogar die, die angeschossen wurden. Sie kamen wieder hinein, schossen erneut, und jedes Mal, wenn sie hinausgingen, nahm ich mein Handy und begann, ständig die Polizei anzurufen. Sie sagten mir, ich solle meinen Standort senden, aber das Signal im Bunker war sehr schlecht. Nach vier Stunden ständiger Anrufe bei der Polizei, in denen sie immer wieder in den Bunker kamen und mehr Menschen erschossen, hatte ich einen Punkt erreicht, an dem ich fast zusammenbrach.

Mein Bein fühlte sich an, als würde es explodieren, es war so heiß da drinnen. Ich erinnere mich an das letzte Gespräch mit einem der Polizisten, der mir sagte, dass eine Einheit zu uns komme. Da platzte mir der Kragen, und ich sagte ihm, dass das nicht wahr sei, niemand käme, niemand komme, es sind schon vier verdammte Stunden vergangen, warum kommt niemand hierher? Ihr lasst uns hier, beim nächsten Mal kann ich vielleicht nicht mehr anrufen, sie töten weiterhin Menschen und wir können nicht raus.

Und er sagte: „Geh nicht raus, geh nicht aus dem Bunker.“ Ich war einfach müde, ich wollte nicht mehr anrufen, ich wollte mit niemandem mehr sprechen, und ich begann mir zu fragen: „Wann wird das enden, wird es enden, werde ich sterben?“

Yuval lebt. Sie hat überlebt. Und sie wird für Israel singen.

 

Gerd Buurmann. Als Theatermensch spielt, schreibt und inszeniert Gerd Buurmann in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist.  Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten. Sein Lebensmotto hat er von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!“

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Talman Rahmenschneider / 11.03.2025

Unglaublich, der Vater. Wie sie ueberlebt hat, ist ein Wunder.

Sam Lowry / 11.03.2025

@L. Luhmann: In Doitscheland haben wir gottseidank ja nur “Hamas-Aktivisten”... linke Aktivisten… Klima-Aktivisten…

Wilfried Cremer / 11.03.2025

..die Wunde die zur Rose wird und bleibt…

L. Luhmann / 11.03.2025

Ob die Gutmenschen:Innen in Israel jetzt verstanden haben, was Islam bedeutet? Ich habe da so meine Zweifel ...

L. Luhmann / 11.03.2025

“Hamas-Militanten” klingt für mich lasch und auch irreführend. Der 7. Oktober war ein typisches Todes- und Tötungsfest der Muselmanen wie es seit 1400 Jahren im Islam bis auf den heutigen Tag weltweit durchgeführt wird. In Syrien werden jetzt Christen und Alawiten abgeschlachtet. Der nächste deutsche Politiker, der Deutschland hasst, wird uns noch mehr al-Qaida und ISIS/HTS-Schergen:Innen nach Deutschland holen. Merkel ist unsere lebendige Graue Eminenz der Zersetzung Deutsch-Dodolands.

Sam Lowry / 11.03.2025

“ESC: Sängerin aus Israel muss mit Security zur Bühne ... Sängerin Eden Golan performte ihren Song “Hurricane”. Bereits bei den Proben wurde sie von den Zuschauern mit Buhrufen begrüßt, aber auch mit Applaus und Jubel.” Ich hoffe, sie hat starke Nerven und zieht das durch. Traurig, dass sie wahrscheinlich auch in meinem Geburtsland Security brauchen wird. Wie dumm können Menschen sein? Genau, unendlich (A. Einstein)...

Wolf Hagen / 11.03.2025

Ja, so ist das mit der “Religion des Friedens”, dem Islam. Egal, wo mehr als eine Handvoll ihrer “Gläubigen” sind, gibt es Mord und Totschlag. Natürlich darf das niemand offen sagen, weil er dann Gefahr läuft von Muslimen ermordet, oder von den eigenen Leute ausgegrenzt und beschimpft, wenn nicht gar wirtschaftlich vernichtet zu werden. Ich kenne viele ganz normale Menschen, die es nicht offen sagen, aber die wirklich mittlerweile einen abgrundtiefen Hass auf Muslime in sich tragen. Und der wird jeden Tag größer mit jedem Messerangriff, jeder unberechtigten und dreisten Forderung und jedem Terrorangriff. Um das zu ändern müssten sich zumindest die im Westen lebenden Muslime ändern und wirklich säkularisieren. Tuen sie das nicht, wird das nicht gut enden.

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