Wolfram Weimer / 03.06.2018 / 17:00 / Foto: Pixabay / 3 / Seite ausdrucken

Jeden Tag vier neue Riesenwindräder

An jedem einzelnen Tag werden in Deutschland derzeit vier bis fünf neue Windräder aufgebaut. Im vergangenen Jahr waren es genau 1.792 Riesen- und Megaspargel. Inzwischen stehen insgesamt 29.000 Windenergieanlagen in der deutschen Landschaft. Der Lobby-Verband der Windindustrie frohlockt über den Boom. Denn auch kleine Anlagen werden durch immer größere Riesenräder ersetzt. „Erfreulich ist, dass die Erneuerung des Anlagenparks eine starke Dynamik verzeichnet hat“, schwärmt der Bundesverband Windenergie.

In der Branche herrscht Goldgräberstimmung. Dank der Extrem-Subventionen (27,4 Milliarden Euro EEG-Gesamtumlage alleine im Jahr 2017) verdienen die lobbystarken Öko-Energitiker sich die Konten voll – und die Windkraftindustrie ganz besonders. Die Branche hat sich politisch bestens vernetzt und kann dank der Subventionsmilliarden über einen „starken Zubaupfad“ jubilieren.

Die ordnungspolitische Diskussion um den wirtschaftliche Unsinn dieses Subventionsspektakels ist zwar im Gang. Die Politik versucht die überschießende Geldkanone mit allerlei Reförmchen und Degressionen irgendwie zu bändigen, und zugleich die Windstrom-Überkapazitäten mit umstrittenen Stromtrassen nach Süddeutschland zu schaffen – und wird doch konventionelle Kraftwerke teuer vorhalten müssen, weil eben nicht immer Wind weht. Der neue Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier fordert kleinlaut, dass die Subventionsmilliarden irgendwann gestoppt werden müssten, doch die Lobbyisten des grün-industriellen Komplexes verhindern das bislang erfolgreich.

Inzwischen warnen erste Gewerkschaften vor der aus dem Ruder laufende Energiewende. Michael Vassiliadis, Chef der Energie- und Bergbaugewerkschaft IGBCE, mahnt dringend ein Ende der Windradbauwut an. Schon heute reiche die rechnerische Leistung der installierten Wind-, Sonne- und Biomassekraftwerke aus, um theoretisch den gesamten Strombedarf zu decken – aber wegen des Wetters eben wirklich nur theoretisch.

„Einfach unfassbar teuer“

„Wir subventionieren Anlagen ohne Rücksicht auf Bedarf und Netze“, kritisiert Vassiliadis mit Blick auf die durch das EEG garantierten Abnahmepreise für Strom aus Windkraft- und Solaranlagen. Das sei „einfach unfassbar teuer“, unsozial, weil kleine Leute hohe Stromrechnugnen zahlen müssten. Obendrein seien die hohen Stromkosten in Deutschland ein langfristig gefährlicher Wettbewerbsnachteil, nicht nur für die chemische Industrie.

Doch jenseits der energiepolitischen Debatten leidet das Land bereits unter einem handfesten Kollateralschaden: Deutschlands schöne Landschaft wird mit Windrädern zugestellt, zerschandelt, zerstört. Die weiten Weiten Norddeutschlands sind zu blinkenden Windfarmen mutiert, ganze Dörfer werden von Stahltürmen umzingelt, sanfte Landschaftsprofile und Hügelketten sind zerschnitten und zu Trägerlafetten von Windrotoren degradiert.

Es vollzieht sich die größte Naturzerstörung der deutschen Geschichte. Unser Landschaftsbild verliert ihr Antlitz und ihre Geborgenheit. Wie gierige Riesenkraken reißen sie sich die letzten Haine und Lichtungen und Höhen, auf dass über keinen Wipfeln mehr Ruhe sei vor dem Rotor-Summen. Deutschland hat sich seiner Horizonte beraubt.

Absurderweise ist diese Totalerklärung Deutschlands zum Gewerbegebiet ausgelöst durch einen Naturschutzreflex der grünen Bewegung. Auf dem grünen Altar moralischer Selbstgefälligkeit wird ausgerechnet die Landschaft geopfert. Jeden Tag mit vier neuen Türmen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European

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Leserpost

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Michael Jansen / 03.06.2018

Wäre doch eigentlich ganz einfach, dürfte aber derzeit politisch in keiner Form durchführbar sein: man baue mindestens ein Dutzend neuer Kernkraftwerke nach modernsten technischen und sicherheitsmäßigen Standards. Für den anfallenden Müll braucht man auch kein Endlager für eine Million Jahre (merken die Planer von heute eigentlich nicht, was das für eine größenwahnsinnige Vorstellung ist?), da dürfte ein Zeitraum von 200 Jahren bei kompletter Rückholbarkeit realistischer sein. Wenn man sich vor Augen führt, welche technischen Fortschritte die Menschheit seit Beginn des 19. Jahrhunderts gemacht hat, dann kann mir keiner erzählen, in den nächsten 200 Jahren würden keine technischen Möglichkeiten entwickelt, den Atommüll irgendwie unschädlich zu machen oder sonstwie zu entsorgen. Vielleicht kann Scotty das Zeug dann in die Sonne beamen, aber da hätten grüne Bedenkenträger wahrscheinlich Angst, das Klima auf der Sonne könne Schaden nehmen. Dann würden für die geforderten 200 Jahre sicher Konstruktionen in der Art der deutschen U-Boot-Bunker reichen; wenn man sieht, wie gut die Teile sich nach fast 80 Jahren in der französischen Seeluft gehalten haben, dann wären sie nach neuesten Standards im Binnenland gebaut sicher für den geforderten Zeitraum ausreichend stabil und dürften nicht viel mehr kosten, als bisher für die Erkundung von Gorleben verjuxt wurde. Alles schön phantasiert, aber bei der derzeitigen Mentalität unserer Politiker und Bevölkerung nach bald fünfzig Jahren rot-grüner Ideologisierung sicher reine Illusion.

Emmanuel Precht / 03.06.2018

Jeder Spargel steht in etwa 1000qm Beton, nett mit Rollrasen drappiert. Zur Produktion eines 300 Tonnen Turms braucht es 150 Tonnen Kohle zur Stahlherstellung. Sind die Rotoren nicht aus Aluminium, eine sehr energiefressende Produktion, sind diese aus Faserverbundstoffen mit entsprechend giftiger Herstellung und Entsorgung. Zu Jedem Spargel muss ein ausreichend breiter Zufahrtsweg gebaut werden um die Rotoren mit Schwertransportern anzuliefern, auch für den möglichen Austausch bei Schäden. Tote Vögel, Fledermäüue usw. und irgendwo hab ich mal gelesen, dass so ein Ding nicht mal die Energie einbringt, die der gesamte Ablauf von Herstellung über den Aufbau bis zur Entsorgung benötigt, also nicht mal ein Nullsummenspiel beim Flatterstrom, der ein Hochrisiko für unsere Energiewirtschaft darstellt. Hat DieMisere seinerzeit nicht eine 7-Tage Bevorratung der Haushalte gefordert? Das war wohl dem Dunkel-Flauten Risiko geschuldet, da es ja einige Zeit dauert bis der Strom nach einer Kaskadenabschaltung wieder “eingeschaltet” werden kann. Na das ist doch würgliche Umwelttechnik zu unser Aller Wohl - oder hab ich da was falsch verstanden?

Anette Schuett / 03.06.2018

Ein sehr interessanter Einwurf eines Beschäftigten in der Instandhaltung dieser Windräder auf reddit war, daß sie eine enorme Fehlkonstruktion sind. Denn zur Wartung der Technik, muss man 100 m in die Höhe mit teuren Krans und Hebebühnen bzw. gefährlichen Kletteraktionen, bei der einige seiner Kollegen das Leben gelassen haben. Seine Frage: warum hat man die Rotoren nicht mit einer Kette bzw. einem Band versehen, die/das im Inneren der Windmühlen herunter führt und einen Trafo AM FUSS der Windmühler betreibt. So hätte man die Wartung unendlich leichter gemacht und Millionen gespart.

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