Auch wenn der Autor der Meinung ist, dass „das Zeitalter des Totalitarismus in der westlichen Welt“ vorbei sei, schließe ich mich den Stimmen der Leserschaft an, die bereits mit fundierten Argumenten und Beispielen diese Behauptung angefochten haben. Ergänzend möchte ich aber noch hinzufügen, dass Kunst frei ist und bleiben muss. Auch dystopische, fiktionale Literatur stellt ein künstlerisches, freies Kulturgut dar, welches von jedem Menschen ‘genutzt’ werden darf. (Besp.: Ich muss morgens nicht als großes, verzweifeltes Insekt aufwachen, um mit Kafka etwas anfangen zu dürfen. Das morgendliche Lebensgefühl im Merkel-Regime lässt sich aber mit dieser kafkaesken “Verwandlung” vortrefflich beschreiben und ausdrücken). Rudimentär und kurz gesagt: Das Theater sei hier auch beispielweise angeführt, welches sich u.a. auch klassischer Weltliteratur bedient und diese – frei interpretiert und meist in neuen Kontext gestellt – auf die Bühne bringt. Warum auch nicht? Das ist doch auch Kunst- bzw. Meinungsfreiheit und hält auch Kunstwerke aller Art lebendig. Der mündige Zuschauer entscheidet dann selbst, ob ihm das neu interpretierte Drama zusagt oder nicht – vorausgesetzt das Angebot ist vielfältig und nicht einer einheitlichen (gesinnungsideologischen staatlichen) Vorgabe unterworfen. Womit ich dann auch schon wieder am Anfang meines Kommentares angelangt wäre…
Zu den Fragen, die “dystopische Romane aufwerfen und direkt an den Leser selbst richten” gehört vor allem die: Ob der Mensch frei sein kann und darf, ohne dass dafür andere Menschen unterdrückt und gelenkt werden müssen. Der Antrieb, solche Romane zu verfassen, liegt in der persönlichen individuellen Verzweiflung an der Gegenwart. Auch wenn die Autoren in den USA oder Großbritannien zu Hause waren. Man kann da nicht alles als kreative Umsetzung der Realitäten des Dritten Reiches in Europa interpretieren. Im Extremfall kommen sogar wahnhafte Veranlagungen als Antrieb in Frage. Glauben Sie ja nicht, dass so jemand deshalb ein schlechter Romanautor sein muss.
Ob nun positive oder negative Fiktion (was immer es ist, liegt im Auge des Betrachters) - es bleibt eine Fiktion. Vielfach wird jedoch schlicht die menschliche Psyche beschrieben. Auch wenn es nun nicht unbedingt dystopische Werke sind: “Die Farm der Tiere” ist sehr aufschlussreich oder auch das Experiment, welches in “Die Welle” niedergeschrieben wurde. Wobei man sich schlicht und ergreifend nur Fabeln etc. anschauen müsste. Der Mensch funktioniert einfach so, wie er funktioniert ...
In der Türkei gibt es also ein “Präsidialsystem”. Das klingt doch gut. Richtig angenehm stelle ich mir das vor. Kam das nicht auch mal in irgendeiner Dystopie vor, dass man den Dingen wohlklingende Namen gibt, damit sie nicht mehr schlimm sind?
George Orwells 1984 ist ja wohl klar und deutlich dem Sozialismus in der UdSSR unter Stalin nachempfunden. Er geht dabei davon aus, dass es mehrere dieser sozialistischen Paradiese gibt, die sich gegenseitig bekämpfen. Huxleys zentrale Figur ist Henry Ford, der Autobauer. Er geht von dem zentralen Sieg des Kapitalismus aus, der praktisch alle materiellen Probleme gelöst hat. In Orwells Sozialismus hingegen geht es den Leuten wirtschaftlich sehr schlecht, aber sie sollen glauben, dass es nicht so ist. Erinnert irgendwie an Nordkorea. Ich denke, dass Huxleys Buch von den meisten Leute durchaus als positive Utopie gesehen werden würde, wohingegen das bei Orwells Buch keiner macht.
“Bei allem Anlass zur Kritik muss eines klar sein: Das Zeitalter des Totalitarismus in der westlichen Welt ist vorbei.” Ich befürchte eher, wir sehen den Totalitarismus nur noch nicht, denn noch agiert er latent auf freiwilliger Basis manipulierter Massen. Was aber, wenn den Massen allmählich klar wird, wohin die Reise gehen soll? Warum ist Eurogendfor und der Lissabon Vertrag hinter verschlossenen Türen durchgedrückt worden? Warum gibt es nahezu keine Medienberichte darüber? Was soll die FEMA bewirken, die schwedischen Notstandsgesetze, das neue PolG, die sukzessive Abschaffung des Bargeldes, die neue DatenSCHUTZverordnung, das NetzDG…. Man installiert sukzessive immer weiter einschneidende Institutionen, Gesetze, Verordnungen… immer hart an der Grenze (oder teilweise darüber hinaus) des (derzeit) demokratisch Machbaren?. Man testest wie weit man gehen kann und reizt es immer weiter aus. Gehts nicht mehr friedlich haben wir zur Not eben Eurogendfor und den Lissabon Vertrag. Ich befürchte wir sind mittendrin in einem (noch) unsichtbaren Totalitarismus.
Ich kann der Aussage, „das Zeitalter des Totalitarismus in der westlichen Welt ist vorbei“, so nicht zustimmen. Ich glaube zwar auch. dass der alte Totalitarismus, wie er sich im Faschismus und Kommunismus des 20. Jahrhunderts manifestiert hat, vorbei ist, nicht aber der Totalitarismus im allgemeinen. Die Identitätspolitik, die heute in praktisch allen Parteien betrieben wird, ist für mich der Keim eines Totalitarismus 2.0. Der vorgebliche Kampf zur Rettung aller Unterdrückten und Benachteiligten ist nämlich im Kern eine Herrschaftsideologie: die Gesellschaft wird in einzelne Interessengruppen aufgeteilt, die in beständiger Konkurrenz zu einander stehen, was die Gesellschaft schwächt und somit die Herrschaft einer kleinen Elite ermöglicht. Zudem stellt diese Ideologie mit ihrer Überhöhung des „Minderheitenschutzes“ den zentralen Grundsatz der Demokratie in Frage: das Mehrheitsprinzip. Dieser Totalitarismus 2.0 kommt nicht brachial daher, sondern schleichend. Ein Totalitarismus bleibt er aber.
Es gibt literarische Werke, die auf Grund ihrer wahren Grundaussage zeitlos sind. Sie gelten heute genauso wie vor 100 Jahren und werden auch in 100 Jahren sicher nicht ihre Gültigkeit verloren haben. Nur wenige Werke, dazu können auch etwa Filme zählen, treffen den Kern. Ich bin nicht Ihrer Ansicht, dass die Gefahr eines „1984“ in den westlichen Demokratien gebannt sei. Ganz im Gegenteil. Und nicht etwa Trump fällt mir dazu als erstes ein, sondern eine Art Gesinnungsdiktatur aktueller (öko-)linker Kräfte, die keinen Widerspruch duldet, die mit ihrer als „richtig“ erachteten Gesinnung, so lässt sich vermuten, in die Herzen der Menschen dringen will. Die dadurch allumfassend wird und weit schlimmere Auswirkungen auf das Individuum hat als eine, sich auf Waffengewalt stützende Diktatur jemals haben könnte. Sie verlangt nach „neuem“ Denken, neuem Empfinden und stört sich nicht an natürlichen, menschlichen Gegebenheiten. Denn sie geht davon aus, dass diese ein Konstrukt seien, welches man beliebig verändern kann. Verändern hin zu einer besseren Welt. Typisch ist die Verunglimpfung Andersdenkender, indem man sie moralisch diskreditiert. Typisch ist die teilweise Erfindung einer neuen Sprache. Ohne das Mittel der Sprache kann man nicht denken. Die Beherrschung der Sprache bedeutet Macht. Typisch ist eine Religiosität in der neuen Ideologie. Sie dient als Ersatz für echte Religionen. Typisch ist gleichlautende Berichterstattung in den Medien. Typisch ist eine „freiwillige“ Unterwerfung unter eine von allen anerkannte Norm. Typisch ist, dass die Richtigkeit und Allgemeingültigkeit dieser Norm nicht bewiesen ist, sondern dass sie „geglaubt“ wird, jedoch nicht mehr hinterfragt werden darf. Typisch ist, Emotionen wie Hass auf bestimmte Hassobjekte zu lenken. In der Regel sind das die Andersdenkenden oder etwa ein der Gesinnung entgegenstehender, ausländischer Politiker. Und das sind nur einige Punkte. Also, Gefahr wirklich gebannt?
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