Henryk M. Broder / 11.11.2019 / 13:00 / Foto: Sven Mandel / 61 / Seite ausdrucken

JBK als Richter Gnadenlos

Nachdem ich gestern den Beitrag über JBK eingestellt hatte, kam es mir vor, als wäre da schon mal etwas gewesen. Ich googelte kurz und wurde schnell fündig. Es war in meinem vorigen Leben als SPIEGEL-Reporter. JBK, damals noch Talkmaster mit einem eigenen "Format", hatte in einer Sendung "Richter Gnadenlos" gespielt und ein Tribunal veranstaltet, assistiert von einem "Gutachter" und zwei Beisitzerinnen, die einander in hysterischer Erregtheit zu übertreffen versuchten.

Angeklagt wegen Verbreitung verbotener Ansichten über Kindererziehung war die ehemalige Moderatorin der Tagesschau, Eva Herman. Und JBK war in Topform, er verlas die Anklage, verkündete das Urteil und vollstreckte es auf der Stelle. Schauen Sie bitte hier und hier. Eva Herman verstand nicht, was da passierte und verließ brav das Studio, nachdem sie von JBK dazu aufgefordert wurde. Der Rauswurf wurde in den Medien ausgiebig kommentiert. Z.B. hier, hier und hier.

Damit hatte sich nicht etwa der Feierabend-Antifaschist JBK aus der FDGO hinauskatapultiert, sondern Eva Herman. Das Volksgericht hatte ganze Arbeit geleistet. Hermans Platz in der Sendung wurde von einem "Comedian" eingenommen, der nur dank der Gnade der späten Geburt um das Vergnügen gekommen war, mit seiner Show im Warthegau vor zugewanderten Volksgenossen aufzutreten.

Das Ganze fand vor genau 12 Jahren statt. Seitdem wurden die Grenzen des Sagbaren und Denkbaren immer enger gezogen. Insofern ist es kein Zufall, dass ein Schleusenwärter wie JBK wieder da ist und konformen Unsinn plappert, ohne einen Hauch von Ahnung, aus welchem Sumpf die Linkspartei kommt.

Und jetzt nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und lesen diesen Arikel vom 10.7.2007: Der programmierte Eklat. 

 

Von Henryk M. Broder erschien am 8. November 2019 das Buch „Wer, wenn nicht ich – Henryk M. Broder“. Der Autor befasst sich darin mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden.

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Dietmar Schubert / 11.11.2019

Jeder braucht seinen ganz persönlichen Lieblingsfeind, an dem man sich immer wieder abarbeiten kann, auch wenn der Kaffee schon mehr als kalt ist. // “Seitdem wurden die Grenzen des Sagbaren und Denkbaren immer enger gezogen.” ... oder umgekehrt, die Grenzen sind gleich geblieben und das Sagbare und Denkbare wird immer weiter gesteckt. Das ist eine Frage der Betrachungsposition.

Kim Karlstein / 11.11.2019

@Martin Landner, die Linken könnten sich, wenn sie Anarchie/Autonomie wollen bzw der Teil der Linken, der für Autonomie und Anarchie ist, könnte über einen Umzug nach Somalia oder Liberia nachdenken. Dort gibt es kaum Staatliche Strukturen und man kann sein Leben dort autonom gestalten, muss dabei aber evtl. das tägliche Zusammenleben mit dem Warlord nebenan neu aushandeln. Der Teil der Linken, die eher auf Sozialismus und Staatliche Einmischung stehen, könnte man evtl. Plätze auf einem Flug nach Venezuela oder N.Korea buchen (N.Korea wird, glaube ich aus China oder Russland ab und zu mal angeflogen). Allerdings dürfte sich die Begeisterung der Linken über diese einmaligen Chancen sehr in Grenzen halten. Es erinnert wieder an den Teil der tschechischen Gemeinschaft in Wien, die vom Kommunismus/Sozialismus geträumt haben. aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen während des kalten Krieges lieber in österreich geblieben sind.

Detlef Rogge / 11.11.2019

Kerner, vielleicht drei, vier Mal gesehen, der Mann ist immer bis ins Theatralische gehend engagiert, fürchterlich. Ist wohl sein eigentlicher Unterhaltungswert. Wollte wohl seinerzeit ein „Zeichen setzen gegen Rechts“, so nennt man das wohl heute. Richtig widerwärtig die Schützenhilfe von Wippermann, dem Privatdozenten für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut, der Kraft seiner Autorität als Fachmann auf die bereits am Boden liegende Herman eintritt. Dennoch, Frieden seiner Asche. Harald Schmidts Late-Night-Show, das war noch was.

Andreas Spata / 11.11.2019

Nicht ganz unschuldig an der Sendung dürfte auch Eva Hermans ehemalige NDR Kollegin Bettina Tietjen seine, denn so Tietjen “Wir hatten Eva schon mehrfach gewarnt, dass sie sich solche Äußerungen als gesellschaftspolitisch ausgewogene Moderatorin nicht erlauben darf.” (Spiegel 10.09.2007) Welche persönlichen Gründe da möglicherweise noch im Raum gestanden haben mag ich garnicht zu erdenken.  Mich ekeln solche Tribunal von Mitläufern nur noch an.  Selbiges gilt auch für das Tribunal von Reinhold Beckmann bei dem sich Tilo Sarrazin gegen Kynast, Scholz,Yogeshwar und Özkan für sein Buch verantworten musste.  Fünf gegen Eins. Norbert Bolz hat recht, wenn das keine Staatspropaganda ist, was dann?

Lutz Herzer / 11.11.2019

Auf Sandkastenniveau war das, was damals unter der Moderation von JBK stattfand. Es hätte noch gefehlt, dass im Publikum mitgebrachte Babys zum Schreien anfangen, als sich Margarethe Schreinemakers echauffierte. Das wäre der einzig passende akustische Hintergrund gewesen, statt dem Geklatsche des Publikums.

B. Ollo / 11.11.2019

Herrlich! Wenn Hermann nach “Autobahn” auch noch das Wort “Volkswagen” gesagt hätte, hätte Kerner es sich bestimmt nicht nehmen lassen und höchstpersönlich direkt aus dem Studio die Autobahnpolizei angerufen. Man kann nur festhalten: Sollte sich Hermann zuvor gedankenlos, unüberlegt oder gar dumm geäußert haben, Kerner kann es tatsächlich jederzeit und ohne Anlauf unterbieten.

WOLFGANG BAUER / 11.11.2019

sein Fundament ist talkshowmoderator im nachmittagsprogramm von Sat 1, mehr braucht mensch zu jbk nicht zu wissen.

Sabine Heinrich / 11.11.2019

Der Herr Kerner hätte seinerzeit gefeuert oder zumindest streng ermahnt werden müssen, denn so geht man nicht mit Menschen um - auch nicht mit solchen, die eine unpopuläre Meinung vertreten. Obwohl - war die Meinung von Frau Herman eigentlich sooo unpopulär? Oder hat sie nur “maßgeblichen” Leuten nicht gepasst? Immerhin - mit dem uns laut Grundgesetz zugestandenen Rechts auf freie Meinungsäußerung war es also schon damals nicht weit her. Dass man über eine sehr beliebte Moderatorin quasi ein Berufsverbot verhängt und ihr auch damit das finanzielle Auskommen erschwert - das ist schon infam. Ob der Herr Kerner seinerzeit aus eigenem Antrieb gehandelt hat, wage ich zu bezweifeln. Solche Aktionen kommen doch nicht aus heiterem Himmel - das zu glauben, bin ich nicht mehr naiv genug. In meinem Ansehen ganz tief gesunken ist damals Senta Berger, die sich an diesem schmutzigen Spiel beteiligt hat. Sie als die “große alte Dame” des Theaters und Fernsehens hätte sich zurückhalten oder regulierend eingreifen und - sozusagen als Autorität - Kerner stoppen können und müssen. Nun reihe ich mich auch bei den Verschwörungstheoretikern ein, weil ich glaube, dass dieses unwürdige Szenario mit den Gästen abgesprochen und eingeübt wurde - unter der Leitung des Herrn Kerner und seiner Arbeitgeber. Und solche Typen und unsägliche, billige, niveaulose sowie einseitig linksgedrehte politische Sendungen muss ich per Zwangsabgabe finanzieren!? Ich speie!

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