@Donald Adolf Murmelstein von der Böse, „sich die italienische Bevölkerung so behandeln lassen wird, wie die griechische Bevölkerung?“ – Nein, sie haben ihren Stolz. Daher trendet #CiSalviamoDaSoli (wir retten uns selbst). Angenommen Deutschland oder Schweden würden ihr Volksvermögen durch eine telligente Corano-Politik verschleudern, würden die Italiener ja auch nicht kollektiv mithaften wollen.
Liebe Italiener, ihr habt uns Deutschen in puncto Lebensfreude unheimlich viel voraus. Auch seid ihr so klug, euer Geld in Immobilien (öfter mehrere an der Zahl, auch unter „einfachen“ Leuten) zu investieren, anstatt Miete zu zahlen. Im Vergleich zu euch sind wir humorlose und manchmal etwas tumbe Arbeitstiere. Aber lasst auch in eurem eigenen Interesse lieber die Dinge, wie sie sind. Also ohne die Bonds. Wir wünschen ja schließlich alle, dass das relativ hohe Wohlstandsniveau in Europa auch in Zukunft noch Bestand hat.
Viel Blub-blub-blub. Muß das sein? — Personen können befreundet sein, Länder bzw. Staaten haben Interessen und vertreten die. Punktum.
Das italienische Problem ist hausgemacht, wie übrigens auch in Frankreich, Griechenland und Spanien. Die letzte Chance sich zu sanieren war die Einführung des €. Ab da waren national begebene Anleihen in € deutlich zinsgünstiger als zu Zeiten der Lira, des Franc oder der Drachme. Leider haben es unsere mediterranen Lebenskünstler versäumt, die Gunst der Stunde zu nutzen und bei gleicher Annuität mehr zu tilgen. Nein, sie haben festgestellt, daß sie mit dem gleichen Zinsetat noch mehr Schulden machen können. Gesagt, getan. Wer außer den europäischen Qualitätspolitikern, ist denn so naiv zu glauben, daß jetzt die große generelle Einsicht in solides Wirtschaften bei den betroffenen Regierungen einsetzte? Die werden die Hilfen nicht investieren, werden nicht erneuern, sondern konsumieren, auf Kosten der Nordländer, wie gehabt.
Eine deutsch-italienische Freundschaft hat immer existiert und existiert noch. Allerdings nicht nur auf Höhe von Eisverkäufern, Pizzabäckern und Bademeistern, fettbäuchigen Angebern, prolligen Blondinen und singenden Bootsfahrern, sondern auch da, wo Italiener Horaz, Vergil und Dante zitieren können, eine Menge von Wein, Malerei, Gartenbau und Architektur verstehen. Diese Italiener können meistens Deutsch, Französisch und Englisch, sind teuer und unauffällig gekleidet (gerne mit Borsalino- oder Montecristi-Hüten) steigen in altmodischen Grand Hotels ab und haben kultivierte, angenehme und freundliche Umgangsformen. Ihre Kinder sind gut erzogen, können sich bei Tisch anständig benehmen und sind trotzdem meist fröhlich. Diese Italiener - man trifft sie meist in den besagten altmodischen Grand Hotels, wo sie auch von Kellnern immer respektvoll behandelt werden - sind für mich das Sinnbild des alten Europas, das ich nicht verlieren möchte. Diese Italiener sind die Letzten, die nach Corona-Bonds kreischen. Ich hoffe, dass sich das wunderschöne, stolze, großartige Italien im Kern nicht verändern möge. In Anlehnung an Loriot: ein Leben ohne Italien ist möglich, aber sinnlos.
Wie wäre es, statt des ewigen Eia-Popeia mal mit deutlichen und klaren Worten wie: Nein, Nein und nochmal Nein! Schluß mit der Schöntuerei, mit Wegelagerern verhandelt man nicht.
Man beachte auch das Drohpotential. Was ist mit den Targetsalden, wenn Italien (oder der ganze Club Med) aus dem Euro aussteigen sollte? Kann es sich Berlin überhaupt noch leisten, auf den Vertrag zu pochen? Nach dem Brexit hat Sinn auf dieses Problem deutlich hingewiesen: die Schuldenstaaten sitzen am langen Hebel, Deutschland am kurzen. Bitter und ungerecht. Denn der Michel hat an seinen Staat brav abgeführt, während die Italiener so schlau waren, gut zu leben und privat vorzusorgen - mehr Netto vom Brutto. Man hat Deutschland in eine Sackgasse geführt. Wir sind erpressbar.
Verfolgen Sie eigentlich die aktuelle Diskussion um den ESM/MES in Italien? Lesen Sie außer CORRIERE DELLA SERRA und LA REPUBBLICA auch andere wichtige italienische Tageszeitungen (überregional) wie etwa LA STAMPA, IL GIORNALE, LIBERO? Ist Ihnen bekannt, daß ROBERTO GUALTIERI dem Diktat von MUDDILAND 4.0 und den Niederland und weitere Kleinstaaten zugestimmt hat ohne sich vorher mit dem italienischen Parlament abgesprochen und gegebenenfalls die Genehmigung oder Zustimmung einzuholen? – zumal die amtierende Regierung längst nur noch eine Minderheit der italienischen Bevölkerung vertritt. LEGA, FORZA ITALIA UND FI (also die Opposition) verfügen über eine Stimmenmehrheit von über 70% (sollte heute gewählt werden). Glauben Sie tatsächlich, daß angesichts dieser Zahlen in nächster Zeit in Italien nicht doch irgendetwas (längst) nicht vorhergesehenes passieren wird? Jedenfalls zu einem Vertrauensvotum wird es auf jeden Fall kommen. – Wie sieht es eigentlich mit dem Steuerparadies Niederlande aus oder mit der Verschuldung deutscher Banken? Sollen die tatsächlich von italienischen Kleinsparern gerettet werden? Glauben Sie tatsächlich, daß sich die italienische Bevölkerung so behandeln lassen wird, wie die griechische Bevölkerung? Das wird noch ein schlimmes Ende nehmen! Halluzinieren Sie ruhig weiter.
Das überzeugendste Argument: ” Schön, dass sich auch Staatspräsident Mattarella und Bundespräsident Steinmeier im besten Einvernehmen befinden”. Zum Vertrag (AEUV), Art 122, zur europäische Solidarität: Im Falle einer Naturkatastrophe schuldet man grundsätzlich Beistand. Wenn man sowas vertraglich festlegen, und sich aktuell darauf berufen muß, dann ist ohnehin irgend etwas faul. Hier wird nicht Solidarität für die Bewältigung einer Italien zugestoßenen Naturkatastrophe verlangt. Italien wurde von einer weltweiten Naturkatastrophe getroffen. Dort ist nicht der Vesuv explodiert. Deutschland soll unter Selbstaufgabe retten, was sich die Eliten unter Europa ausgedacht haben. So schätzt ein deutscher Bundespräsident Steinmeier seinen Sachverstand so ein, daß Deutschland sich finanziell auf Europa zubewegen müsse, unbeschadet aller Scheinargumente, die dafür aufgeboten werden. Niemand wird diese uns auferlegte Selbstaufgabe verhindern können. Sollen sie halt machen, sofern sie nur auf ihre dümmlichen Rechtfertigungen verzichten würden.
Man schaue sich das unterschiedliche Vermögen der Privathaushalte in der Union an, oder auch die Quote an Immobilienbesitz. Im Süden ist offenbar die Solidarität der Bürger gegen den Staats groß und Steuerhinterziehung ein beliebter Volkssport. Der Staat erkauft sich Wählerstimmen mit Geldgeschenken und steigender Staatsverschuldung. Treue Gefolgsleute besetzen Arbeitsplätze in einer Art Erbpacht, auch wenn sie nicht besonders qualifiziert sind, und gut ausgebildete Jüngere kommen gar nicht erst hinein in den Arbeitsmarkt; daher die hohe Jugendarbeitslosigkeit. – Liebe Italiener, das ist eure Kultur, das ist euer Lebensstil seit zweitausend Jahren. Nur verlangt jetzt nicht von den Germanen, Slawen und Balten, dass sie euer Dolce Far Niente finanzieren. Ihr habt selbst genügend Gold in den Tresoren und Vermögen bei den Bürgern. Coraggio! Das schafft ihr. #Italexit
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