Bernd Zeller / 29.11.2008 / 17:30 / 0 / Seite ausdrucken

Ist Seeräuberei reformierbar?

Das Problem der jungen zornigen Seeleute kann nicht durch Überreaktionen gelöst werden. Piraten, wie sie mitunter genannt werden, gab es auch bei uns. Es besteht daher kein Grund, den erhobenen Zeigefinger auf sie zu richten. Stattdessen sollten wir unser Bild, dass wir von den Piraten haben, einer Kontrolle unterziehen.
Bei uns herrscht das Klischee vom einäugigen Finsterling mit Papagei und Hakenhand, dessen Leute mit Säbeln im Mund die Enterhaken schwingen. Eine solche überhebliche und einseitige Sicht auf die Piratenkultur muss natürlich Unmut erzeugen.

Die Geschichte der Seefahrt ist von körperlicher Anstrengung geprägt. Gewalt war immer mit an Bord. Nichtsdestoweniger sind nicht alle Seeleute Piraten, obwohl die Grenzen fließend sind, denn viele Freibeuter segelten mit staatlicher Duldung. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Seefahrtskonzepte verlief in Zeiten mangelnder Dialogbereitschaft blutig, ohne dass die sozialen Ursachen reflektiert worden wären. Darum sollte nicht vergessen werden, dass gerade in den heutigen Problemgewässern zu Kolonialzeiten Sklavenfänger aktiv waren, die dem Wesen nach nichts anderes als Piraterie betrieben. Ein 100-Millionen-Dollar-Schiff muss vor diesem Hintergrund als Provokation wirken.
Reformbestrebungen innerhalb der Seeräuberei dürfen daher nicht in den Ruf geraten, westlich beeinflusst zu sein, sondern müssen sich von innen heraus entwickeln. Ansätze sind zu verzeichnen, etwa in der Verlagerung von dem Überfallen von Schiffen auf das Raubkopieren digitaler Filme und Musikstücke. Eine Europiraterie ist möglich. Für Gespräche mit gemäßigten Piraten könnte Jürgen Todenhöfer zur Verfügung stehen.

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