Rainer Bonhorst / 24.11.2024 / 16:00 / Foto: Montage achgut.com / 32 / Seite ausdrucken

Ist Robert Habeck ein Donald Trump? 

Lässt sich zwischen dem deutschen Obergrünen und dem amerikanischen Grünenverächter ein Zusammenhang im Sinne einer Wahlverwandtschaft herstellen?

Zur Robert-Habeckiade, also zur zwanghaft wirkenden Neigung unseres Wirtschaftsministers, die frecheren seiner Kritiker mit Strafanzeigen zu überziehen, möchte ich einen sowohl weltpolitischen wie psychologischen Beitrag leisten. Man kann ihn in der Frage zusammenfassen: Ist Robert Habeck ein deutscher Donald Trump.

Anders formuliert: Lässt sich zwischen dem deutschen Obergrünen und dem amerikanischen Grünenverächter ein Zusammenhang im Sinne einer Wahlverwandtschaft herstellen? Ein scheinbar abwegiger Gedanke. Ein schnelles Nein liegt da nahe. Trotzdem lohnt es sich, dieser Frage spaßeshalber einmal tiefenpsychologisch auf den Grund zu gehen.

Werfen wir zunächst einen Blick über den Atlantik. Dabei lässt sich Folgendes feststellen: Die internationale Psychologen-Community ist sich nahezu einig, dass es sich bei Donald Trump um einen klassischen Narzissten handelt. Also um einen Menschen, der der Überzeugung ist, dass sich die ganze Welt um ihn dreht und dass sie sich auch um ihn drehen sollte. Robert Habeck ist unter diesem Aspekt noch nicht näher untersucht worden. Aber sein Rekord als Strafanzeigen-Politiker kann als Indiz dafür betrachtet werden, dass zumindest ein Erstverdacht besteht, auch er könnte gewisse Neigungen zu einer überdurchschnittlichen Selbstverliebtheit haben. 

Womöglich eine Gruppenneigung

Ergänzend muss hier allerdings erwähnt werden, dass seine Partei-Freundin Annalena Baerbock ihm, wie man liest, in der Strafanzeigenfreude nicht weit hinterher hinkt. Das wiederum legt den Schluss nahe, dass es sich bei der Freude an der Erstattung von Strafanzeigen nicht nur um ein individuelles Phänomen handelt, sondern womöglich um eine Gruppenneigung, um eine Frage des Milieus, womöglich sogar der Sozialisation. Das sähe dann, auf einen simplen Nenner gebracht, so aus: Grün sein heißt Recht haben, was zwangsläufig bedeutet, dass drastisch geäußerte Zweifel an dieser Prämisse strafbar sein müssen. Besonders dann, wenn sie persönlich auf Einzelgrüne abzielen. 

Zur Prozessfreude lohnt sich ein zweiter, genauerer Blick über den Atlantik. Er zeigt, dass auch Donald Trump seinen Kritikern im Wahlkampf immer wieder massiv mit Strafverfolgung gedroht hat. Er hat nicht nur gedroht, sondern dies auch – mit mäßigem Erfolg – praktiziert. Kurz: Donald ist ein rechter Prozesshansel. 

Kann also unser Robert Habeck, um zu ihm zurück zu kehren, auf Grund auch dieser unstreitigen Parallelität erwiesenermaßen als eine deutsche Trump-Variante betrachtet werden? Ein attraktiver Gedanke. Aber es muss die Frage erlaubt sein: Reicht es aus, zwei unermüdliche Prozessierer, die sich selbst sehr schätzen, zu Brüdern im Geiste zu erklären? Darüber kann man streiten. Aber dies ist letztlich nicht die entscheidende Frage. 

Nur bei einer schrumpfenden Minderheit positive Emotionen

Die These einer solchen transatlantischen Wahlverwandtschaft ist bei näherem Hinschauen aus einem viel triftigeren Grund nicht haltbar. Der prozessfreudige Narzisst Donald Trump hat nun mal die Mehrheit eines ganzen Landes trotz oder gerade wegen seiner Selbstverliebtheit in Wallung und Entzücken versetzt. Der möglicherweise narzissmusverdächtige und prozesshanselnde Robert Habeck löst nur bei einer schrumpfenden Minderheit positive Emotionen aus. Von Entzücken kann nur in Ausnahmefällen die Rede sein. Wallungen sind noch gar nicht wahrgenommen worden.

Es ist, wie es ist: Robert Habeck ist – allein schon aus wahlstatistischen Gründen – eben doch kein Donald Trump. Ob er einmal einer werden kann, lässt sich heute noch nicht sagen. 

Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.

Redaktioneller Nachtrag: Durch ein Versehen wurde Wirtschaftsminister Habeck in einer früheren Fassung dieses Textes an einer Stelle als "Außenminister" bezeichnet. Wir bitten um Entschuldigung.

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Leserpost

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W.Schneider / 25.11.2024

Lieber Herr Bonhoff, ich hatte einen Deutschlehrer, der bei der Rückgabe von Klassenarbeiten zu einem Schüler sagte, dass sein Aufsatz mit ungenügend bewertet werde, er habe die Arbeit erst gar nicht gelesen. Waren das noch Zeiten!

Andreas Bitz / 24.11.2024

Trump über Habeck, falls er diesen mal wahrnehmen sollte / müsste: War das der selbsternannte brillante Küchentisch-Denker der ergrauten Grüninnen (der als Schwachkopf … wurde)?

Arthur Dent / 24.11.2024

Das Phänomen Donald Trump ist ganz einfach zu erklären. Die Wähler wissen, dass er eine Amigo Wirtschaft betreibt, dass er übertreibt und schwindelt. Aber er steht für eine Politik, bei der eben nicht nur die Amigos profitieren, sondern der 0815 Wähler ebenso, da er keiner anderen Ideologie anhängt als to make money. Oder anders gesagt. Seine Politik steigert den Wohlstand aller und seiner Freunde im Besonderen. Im Gegensatz dazu profitiert von der Politik der jeweiligen politischen Gegner nur eine gewisse Gruppe, während der Rest draufzahlt.

Lothar Busold / 24.11.2024

Nun fehlt eben noch Friedrich Merz. Auf dessen Anzeigen gab es gleich fünf Durchsuchungen. Aber das fiel erst auf, als über Habeck schon die Zehnpfünder explodierten. So ist das seit Anfang der Republik: die Presse sucht etwas, womit man die SPD skandalisieren kann. Nicht die CDU, die ist soch wohl der Käse und darf stinken. Aber die SPD doch nicht. Und neuerdings die Grünen.

W. Renner / 24.11.2024

„Der prozessfreudige Donald Trump“ Na klar doch, der hat sicher nichts besseres zu tun, als sich jede Woche von irgendwelchen Trollen verklagen zu lassen und sein halbes Vermögen für Anwälte auszugeben. Ernsthaft, schon lange mehr keinen solchen krampfhaft bemühten Mist hier auf der Achse gelesen.

RMPetersen / 24.11.2024

“Zur Robert-Habeckiade, also zur zwanghaft wirkenden Neigung unseres Außenministers, die frecheren seiner Kritiker mit Strafanzeigen zu überziehen ...” Mal zurück auf Null, Herr Bonhorst.

T.Resias / 24.11.2024

Na ; Herr Bohnhorst, lassen Sie uns doch erst mal ein paar wesentliche Unterschiede zwischen Trump und Schwachbeck betrachten : 1.  Trump hatte vor seinem Einstieg in die Politik bereits eine erfolgreiche Karriere hinter sich und war in der Wirtschaft erfolgreich sowie finanziell unabhägig - Robert war Co-Autor von ein paar grottenschlechten Kinderbüchern und - laut Annalena ( die nicht nur ihren Job, sondern jetzt auch ihre Ehe verbärbockt hat ) in der Schweinezucht zuhause… 2. Trump ist ein Patriot, er will sein Land “great again” machen und verhindern dass es finanziell   über den Tisch gezogen wird und er kämpft zusammen mit Elon Musk für Meinungsfreiheit .   Robert konnte lt. eigener Aussage mit Patriotismus (und Deutschland)  noch nie etwas anfangen   und hat in seiner kurzen Amtszeit jede Menge Entscheidungen zum Schaden unseres Landes   getroffen. 3. Trump wurde angeschossen, aber er kämpft unerschrocken weiter,  während Robert     sich wegen einiger Demonstranten nicht von der Fähre traute ... Und, und, und.

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