Vera Lengsfeld veröffentlicht in der Achgut-Edition ihre ungeschönte Merkel-Biografie „Ist mir egal – Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat“. Es ist ab heute im Handel. Hier halten wir Sie zum Buch auf dem Laufenden, diese Seite wird fortlaufend aktualisiert.
"Merkel hat die CDU immer abgelehnt"
Vera Lengsfeld war mit ihrem neuen Buch zu Gast bei Ralf Schuler von Nius. Die Themen des Interviews: Angela Merkels politische Strategie: Abwarten und Kontrollieren. Wie Merkel die CDU und Deutschland nachhaltig verändert hat. Hintergründe zu Merkels DDR-Vergangenheit und ihrem Aufstieg in der CDU. Die Rolle von Bildern und Medien in ihrer politischen Karriere.
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„Sie hat mich dann ziemlich angeherrscht“
Vera Lengsfeld schildert im Gespräch mit Ulrike Stockmann die Metamorphose von Angela Merkel – und erzählt, wie Merkel die CDU und Deutschland Schritt für Schritt entkernte und damit den größten Teil des heutigen Niedergangs zu verantworten hat. Sehen Sie hier das abenso anregende wie aufschlussreiche Gespräch.
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Ralf Schuler sprach mit Vera Lengsfeld im Rahmen seiner Interviewreihe „Schuler! Fragen, was ist“ für das Portal NIUS über ihr aktuelles Buch. Er entlockte der kritischen Weggefährtin zahlreiche Anekdoten über Angela Merkel aus ihrer gemeinsamen politischen Zeit, die bis zur Wende zurückreicht. Das spannende Gespräch der beiden CDU-Kenner können Sie hier ansehen.
Vera-Lengsfeld: Warum ich dieses Buch schreiben musste
Ich habe Angela Merkel Anfang März 1990 kennengelernt und sie 25 Jahre aus der Nähe erlebt. Für mich ist die Frau kein Rätsel, sondern eine der ersten Politikerinnen neuen Typus, denen es nicht um Land, Partei oder Sachthemen geht, sondern um die Karriere.
In der vergangenen Woche mussten wir Merkel-Festspiele über uns ergehen lassen, die alle staatsnahen Medien anlässlich des Erscheinens von Angela Merkels 700-Seiten-Opus veranstalteten. Das Buch trägt ausgerechnet den Titel „Freiheit“. Im Deutschen Theater, in dem die Auftaktveranstaltung stattfand, gaben sich Merkels willige Helfer ein Stelldichein, um dem zu lauschen, was Jan Fleischhauer als „unfassbare Ödnis“ bezeichnete.
Es bildeten sich sogar brav Schlangen vor dem Büchertisch. Die Öffentlichkeit hätte glatt glauben können, dass viele Menschen sehnsüchtig auf das Werk der Ex-Kanzlerin gewartet hätten. Diese Inszenierung hat allerdings nicht geklappt. Am ersten Tag verkaufte sich das Buch wohl nur 35.000 mal, ein in dieser Liga enttäuschendes Ergebnis. Ob unter den Käufern Großabnehmer waren, die en gros bestellten, bleibt einstweilen ein Geheimnis. Laut einem Beitrag von „Bild“ kaufen Stiftungen, die CDU und Institutionen traditionell ganze Paletten solcher Bücher auf.“
Der Verlag soll die Rechte an dem Merkel-Œuvre angeblich für 12 Millionen Euro gekauft haben. Kiepenheuer & Witsch ist jetzt bestimmt gespannt, wie das wirtschaftliche Ergebnis am Ende aussieht. Sollte es sich als Pleite erweisen, kann man sich damit trösten, dass solche in Deutschland inzwischen alltäglich geworden sind – und ihren Ursprung in den politischen Weichen haben, die in den Merkel-Jahren gestellt wurden.
Merkel hat ihren Abgang selbst gewählt, weil sie klug genug ist, zu wissen, dass ihren Nachfolgern die Folgen ihrer Abbruch-Politik um die Ohren fliegen würden. Mir war klar, dass sie nun den Kampf um ihr Bild in der Geschichte aufnehmen würde. Wie sie eingeschätzt werden will, demonstrierte sie, als sie sich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 17. April 2023 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen ließ.
Ein Großkreuz macht noch keine große Kanzlerin
Doch ein Großkreuz macht noch keine große Kanzlerin. Das hätte sie von Abraham Lincoln lernen können: „Man kann das ganze Volk eine Zeit lang täuschen und man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, aber man kann nicht das ganze Volk die ganze Zeit täuschen.“
Während ihre Fans (ja, die gibt es noch) ihr schönes neues Kleid loben, steht die Kanzlerin längst nackt da. Das ist bei vielen Menschen aber noch nicht angekommen. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dem Merkel-Mythos die Realität entgegenzustellen. Die Weltgeschichte hat bewiesen, dass sich die Fakten früher oder später als stärker erweisen als die Erzählungen, die man wie Girlanden um sie herumranken lässt, um die Wirklichkeit den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen.
Ich habe Angela Merkel Anfang März 1990 kennengelernt und sie 25 Jahre aus der Nähe erlebt. Für mich ist die Frau kein Rätsel, sondern eine der ersten Politikerinnen neuen Typus, denen es nicht mehr um das Land, die Partei oder Themen geht, sondern nur um die Karriere. Merkel ist ein krasser Fall, denn sie musste eine Partei als Karriereleiter benutzen, die sie abgelehnt und zum Schluss offen abserviert hat. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan. Allerdings erwies sich die politische Kröte, die Merkel in Form der CDU schlucken musste, für sie als Glücksfall. In keiner anderen Partei hätte Merkel so einen Aufstieg hinlegen können wie in der CDU.
Was die Sachthemen betrifft, so kann man bei Merkel zu fast all ihren getätigten Aussagen auch das Gegenteil finden. Drei Beispiele:
- Multikulti ist gescheitert / Multikulti (Vielfalt!) ist alternativlos.
- Kernenergie ist unverzichtbar / Kernenergie muss sofort abgeschaltet werden.
- Einwanderung muss begrenzt / darf nicht begrenzt werden.
Merkel hat selten selbst die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernommen
Es ließen sich zahlreiche weitere Beispiele ergänzen. Merkel hat selten selbst die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernommen. Stattdessen hat sie dafür andere in Anspruch genommen. Ethikkommissionen lieferten ihr die Begründungen für den Ausstieg aus der Kernenergie und die Rechtferigung für harsche Corona-Maßnahmen. Oder sie versteckte sich hinter wissenschaftlichen Institutionen, wie der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“. Die forderte in einer „Ad-hoc-Stellungnahme“ einen „harten Lockdown“, den Merkel durchboxen wollte.
Wenn Angela Merkel selbst entschieden hatte, war das oftmals sichtbar undemokratisch, wie ihre Grenzöffnung – auch für Migranten ohne oder mit sichtbar gefälschten Papieren. Oder auch die Rückgängigmachung der Wahl von Thomas Kemmerich 2020 zum Thüringer Ministerpräsidenten. Das Bundesverfassungsgericht monierte ihre entsprechenden Äußerungen als verfassungswidrig.
Schon als Ministerin für Frauen und Jugend legte Angela Merkel dem Kabinett ein Gesetz vor, das eine Beweistlastumkehr vorsah. Unternehmer sollten beweisen müssen, dass sie eine Frau als Bewerberin für eine Stelle nicht ablehnen, weil sie Frau ist. Als sie im Kabinett damit scheiterte, vergoss Angela Merkel Tränen. Diese Episode erhellt Merkels Verhältnis zum Rechtsstaat. Auch hier könnte man zahllose Beispiele ergänzen. Sie werden sie in meinem Buch „Ist mir egal. – Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat“ finden. Das Ergebnis der Merkeljahre ist ein Staat im Abstieg, der sich mit jedem Tag beschleunigt.
Was fehlt, ist Freiheit. Die wurde, wie es Marius Müller Westernhagen in seinem Lied besingt, wieder abbestellt. Und zwar von einer Frau, die wie kein Anderer von der Freiheit profitierte, die von den Herbstrevolutionären 1989 erkämpft wurde.
Aus einer Freiheitsmedaille, die ihr von Präsident Obama verliehen wurde, wird noch keine Freiheitskämpferin. Angela Merkel und Barack Obama haben ein Jahrzehnt lang den Zeitgeist bestimmt, aber kein Projekt abgeliefert, für das sie in Erinnerung bleiben werden. Und von Angela Merkel bleibt nur eins: Als Resultat ihrer „alternativlosen“ Politik entstand die „Alternative für Deutschland“. Wer immer Merkel dazu geraten hat, auf dem Cover Ihres Buches „Freiheit“ AfD-Blau zu tragen, hatte damit nicht unrecht. Die Wirklichkeit ist gemein, sie tritt auch manchmal durch die Hintertür ein.
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Links mit Quellenagaben gemäß Original-Manuskript
(Seitenzahlen gemäß erster Auflage Dezember 2024)
OS, 11.12.2024
S. 26: Wolfgang Schäuble behauptete 2015 in einem Interview für einen Dokumentarfilm des SWR, es hätte keine Spender gegeben und spekulierte, dass das Geld aus den 80er Jahren, den Zeiten des Flick-Spendenskandals stammen könnte. Kurz darauf ruderte er zurück: „Vielleicht gibt’s auch Spender.“ [RP]
S. 28: Am 18.01.2000 trat Kohl nach einer Bundesvorstandssitzung zurück [Spiegel]
S. 33: Auf seine Frage, warum sie beim Demokratischen Aufbruch mitmache, antwortete sie, dass sie mit der CDU nichts zu tun haben wolle. [EURAKTIV]
S. 44: „Das ist besser als diese Hau-Ruck-Lösungen“, sagte er der Frankfurter Rundschau.
S. 54: Als Kanzlerkandidatin war Angela Merkel im Mai 2005 mit dem überraschenden Credo „Ich will Deutschland dienen“ [SWR] angetreten und hatte dabei schon verkündet: „Wir werden das schaffen.“ Doch als Kanzlerin entwickelte sie sich zur Bewahrerin überlebter Strukturen oder Geburtshelferin bei der Umsetzung sozialdemokratischer Ideen.
S. 67: „Ohnehin trägt Deutschland nur mit etwa drei Prozent zum Weltenergieverbrauch bei.“ Wikipedia: Deutschland lag 2016 mit 322,5 Millionen Tonnen ÖE (2006 = 341,3 Millionen Tonnen ÖE) weltweit auf Rang 7. Das entspricht gegenüber 2006 einem Rückgang um 5,51 Prozent. Der Anteil am Weltverbrauch betrug 2,4 Prozent.
S. 80: Wer diese Beschreibung übertrieben oder gar falsch findet, der sollte einen Blick darauf werfen, wie die Süddeutsche Zeitung vom Parteitag berichtete. Dort stand tatsächlich geschrieben: „Merkel führt. Die Partei folgt“ (14.12.2015).
S. 82: Der oberste Verfassungsrichter Andreas Voßkuhle hatte sich, wie die Frankfurter Rundschau triumphierend berichtete, „im Deutschlandfunk zu Wort gemeldet und ebenfalls daran erinnert, dass das Asylrecht unbegrenzt für jedermann gelte, also eine ‚Obergrenze‘ unzulässig sei“ (10.01.2019).
S. 83: Den Blick stramm nach rechts gerichtet, nimmt die Amadeu Antonio Stiftung auch Artikel seriöser Journalisten ins Visier, wie es Don Alphonso in der Frankfurter Allgemeine Zeitung offenlegte (7.03.2016).
S. 84: „Sie hat das unmöglich Scheinende möglich gemacht und ihr erstes maßgebliches Zwischenziel erreicht, nämlich eine Übereinkunft mit Ankara, die Voraussetzungen dafür schaffen soll, wieder zu geordneten Verhältnissen an den europäischen Außengrenzen zurückzukehren“, jubelte Volker Zastrow in der FAZ (20.3.2016).
S. 86: … Don Alphonso, sauber recherchiert. Sein Bericht „Wie man in Idomeni eine humanitäre Katastrophe inszeniert“ (FAZ 16.3.2016) liest sich wie ein Krimi. Er schreibt: …
S. 87: Was die Fluchtursachen betrifft, so könnte eine davon problemlos in Deutschland bekämpft werden. In einem Kommentar in den Stuttgarter Nachrichten hat Rainer Wehaus am 13.03.2016 die häufigste Fluchtursache benannt: …
S. 88: Sie behauptete in einer nichtöffentlichen Sitzung der Unionsfraktion, dass Deutschland in diesem Jahr nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen würde wie 2015. So etwas werde es nicht noch einmal geben. Das könnten die Abgeordneten „den Menschen“ sagen. Dies berichtete Die Welt (1.09.2016) unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung des Fraktionsvorstandes von CDU und CSU in Berlin.
S. 103/104: Schritt eins: Kurz nach Angela Merkels epochaler Entscheidung zur Grenzöffnung im September 2015 veröffentlichte Özoğuz ein weiter oben schon besprochenes Strategiepapier mit der Forderung, dass sich „nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssen“. URL wurde gelöscht !!! [abrufbar unter WaybackMachine]
S. 104: Schritt zwei: Im November 2016 forderten die von Merkel und Özoğuz zum Integrationsgipfel ins Kanzleramt geladenen Migrantenorganisationen in einem Impulspapier unter dem Schlachtruf „interkulturelle Öffnung“ Veränderungen, die an eine Übernahme der Bundesrepublik erinnern, inklusive Grundgesetzänderungen und umfangreichen, öffentlich finanzierten migrantischen Parallelstrukturen in Staat und Gesellschaft.
S. 104: … Staatsministerin Özoğuz. Sie wurde nicht entlassen. Stattdessen durfte sie ein pauschales Verbot von Kinderehen ablehnen (Spiegel, 03.11.2016) und zu „Augenmaß“ beim Vorgehen gegen Islamisten mahnen.
S. 104: Schritt drei: Im Februar 2017 verfasste eine zweifelhaft besetzte „Expert_innenkommission“ der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Vorsitz von Özoğuz das Papier „Leitbild und Agenda für die Einwanderungsgesellschaft“.
S. 105: Die Implantation von Staatstrojanern wurde vom Bundestag durch die Hintertür beschlossen, für das Hacken von Computern durch Deutschlands Strafverfolgungsbehörden, für das Verwanzen von Smartphones, für das heimliche Mitlesen von WhatsApp-Nachrichten (Zeit Online, 14.06.2017).
S. 105/106: Offiziell heißt es „Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens“.
S. 106: Selbst die Bundesdatenschutzbeauftragte erfuhr davon erst aus der Berichterstattung von netzpolitik.org.
S. 127: Was den ehemaligen Gesundheitsminister Spahn betrifft, so hat der auf seinem Gebiet vor allem als Pharmalobbyist (so beschrieben in Focus, 24.01.2013, und abgeordnetenwatch.de, 26.11.2012) Erfahrungen gesammelt.
S. 133: Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ähnliche Vorkommnisse, wie sie Seibert anführte, im Zusammenhang mit linken Demonstrationen in der Vergangenheit kaum einer Skandalisierung für wert befunden wurden: Bei solchen Ereignissen werden Polizisten nicht nur bedroht, sondern regelmäßig auch brutal attackiert, mitunter wird sogar eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen – wie am Rande linksextremer Krawalle in Frankfurt am Main 2015. [WELT]
S. 152: Benjamin Hoff, der Stratege Bodo Ramelows, verstieg sich zu der Behauptung, Thomas Kemmerich wäre von Gnaden derer, die Millionen Menschen in Buchenwald ermordet hätten, in die Thüringer Staatskanzlei gekommen (Westdeutsche Zeitung, 06.02.2020).
S. 170: RP-Online meldete einen Fall aus Viersen. Ärzte hatten ihre HNO-Praxis kurzfristig geschlossen. Der Grund wurde auf einem Schild mitgeteilt: „Wir sind alle gestern Abend gegen Corona geimpft worden. 2/3 des Teams leidet unter Nebenwirkungen, so dass keine Sprechstunde stattfinden kann.“
S. 171: Natürlich ließ das Blatt [LVZ] sofort einen Experten zu Wort kommen, der den Lesern erklärte, dass die Todesfälle in keinem Zusammenhang mit der Impfung stünden. Das war die Standard-Behauptung.
S. 177: Kaum war die Nachricht in der Welt, gab es am 8. Dezember 2020 eine Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
S. 192: In einem t-online-Interview vom 3.11.2021 wird Niall Ferguson die rhetorische Frage gestellt: „16 Jahre lang hat sie Deutschland regiert, Europa und den Rest der Welt zumindest mitgelenkt. Da ist ein wenig Anerkennung für Merkels Leistungen nur recht und billig – oder?“, „Nein“ ist die Antwort des bekannten Historikers.
Vera Lengsfeld: Ist mir egal. – Wie Angela Merkel die CDU und Deutschland ruiniert hat. Achgut. Edition, 200 Seiten, 25 Euro