Guten Tag, Herr Ehrmann, ich bin Atheistin , darum sehr unvorbelastet und nicht von eigenen Voreingenommenheiten geschient. Es ist tatsächlich “faszinierend” . Im eigenen Bekanntenkreis stellen sich diese Fragen nicht , der evangelische Pfarrer, Weihnachtsgläubige, Atheisten und am Buddhismus Interessierte, uns eint die fehlende, echte Expertise. Aber immer schon habe ich versucht die Knäule zu entwirren, die meine katholischen Eltern mir zum Spielen gegeben haben Ich freue mich mehr zu erfahren und zu lernen
Wenn man wissen will warum das alte Testament ins Christentum integriert wurde, dann muss man sich nurmal ansehen welche Teile des Christentums denn früher relevant genug waren, dass man sie in Bilder verewigt hat. Da ist zuerst die Genesis, die Entstehung der Erde, Mensch, Tier, Pflanze und dann natürlich der Sündenfall und der sich später daraus entwickelte Konflikt um Kain und Abel und dem ersten Mord. Hinzukommen die Entstehung der 10 Gebote, die Vorgeschichte dazu rund um Josef und Moses, dann die Sintflut (welche ja vor den 10 Geboten angesiedelt ist). Weniger oft aber immerhin auch abgebildet wurden diverse Gleichnisse rund um das Verhalten in der Familie oder der Gemeinschaft, dazu noch ein paar schlüpfrige Kriminalgeschichten wie der Mord an Holophernes etc. Das war aber schon eher was für die Belesenen. Was kaum vorkommt sind alttestamentarische Verweise auf den kommenden Jesus. Damit konnte man sich vielleicht in klösterlichen Schriftstuben gegenseitig seine Gebüldetheit belegen aber das einfache Volk hat Jesus auch ohne vorherige Ankündigung durch irgendwelche alttestamentarische Propheten und Gelehrten als Heiland akzeptiert. Und bevor nun alle in Tränen ausbrechen weil die Christen den Juden das alte Testament klauen wollten, kann man sich ja ein wenig über die ausgleichende Gerechtigkeit freuen, dass heutige Nichtchristen, den Jesus wieder judaisieren und dem Christentum so ihren Gründungsmythos abspenstig machen wollen.
Über Religion kann man eigentlich nicht streiten, das führt zu nichts. Was stritten die Scholastiker darum, wieviel Engel auf einer Nadelspitze tanzen können. Alles Blödsinn. Wie sagte doch Albert Einstein: „Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden“ Da stehen (im AT) zum Beispiel ziemlich wirre Gesetze, zum Beispiel über Reinheitsgebote, was die Wahl von Speisen anbelangt, Tiere mit gespaltenen Klauen und nicht gespaltenen Klauen und so unlogisches Zeugs. Auch die Menstruation war unrein usw. Deswegen will ich die Bibel nicht schlechtreden. Dazu empfehle ich das Buch von Schaik und Michel: “Das Tagebuch der Menschheit”, was die Entstehung der Bibel behandelt.
Das alte wie das neue Testament sind für mich Bücher zur Ehre Gottes. Geschrieben nicht für die Kirche sondern für die Gläubigen. Das definieren und zerlegen nach Religionen erschließt sich mir immer weniger. Ich glaube an Gott und seine Gegenwart. Die Bibel ist das heilige Buch die Grundlage des Glaubens.
Sehr wahrscheinlich, und das zeigt bereits die Einführung, empfiehlt es sich, zu diesem Themenkreis Deschner und andere Autoren hinzuzuziehen, durch die historischere Erkenntnisse einige der theologisch verständlichen „ Interpretationen“ ersetzen, zumindest aber wissenschaftlicher ergänzen. Das gilt insbesondere, aber nicht nur, was die Person Jesu betrifft, so er denn gelebt haben sollte. Einige Entmythologisierungen helfen, manches auch auf der jüdischen Seite ( zu der Jesu zweifellos zählte )besser zu verstehen und einzuordnen. Auch der Unterschied zwischen dem, was die sich letztlich durchsetzenden Urchristen ( nach Paulus) noch glaubten und dem, was seitens der „ Kirche“ aus nicht immer uneigennützigen Gründen hinzugedichtet wurde, erklärt manches. Nicht immer im Interesse des Seelenfriedens der Gläubigen allerdings.
... “Die Geschichte, wie es dazu gekommen ist – wie sich die Christen die jüdische Bibel regelrecht zu Eigen machten ... ” Besser vielleicht: unter den Nagel rissen, den Tanach für sich reklamierten und auf ihre Belange umdeuteten. Für viele Juden ist mit dem Erscheinen des Messias der Eintritt des Ende aller Tage verbunden. Das Ende aller Tage steht uns offenbar noch bevor, mithin dürfte Jesus nicht der Messias gewesen sein.
Ein weiterer, ganz simpler Grund für das AT als Teil der christlichen Bibel ist die Tendenz jeder Religion, ihre Anfänge zurück zu verlegen. Das zeigt sich hier an der “Vorwegnahme Jesu” im AT. Das Gleiche gilt aber auch für die jüdischen Heiligen Schriften. Auch da gab es das Zurückverlegen der Anfänge in eine ferne Vergangenheit. Diesmal mittels sumerischer, assyrischer und sonstiger Sagen und Geschichten, die neu interpretiert wurden. Siehe dazu u.a. die Sintfluterzählungen. Desgleichen im Islam: Die Umdeutung der Abrahamgeschichten aus jüdischen Legenden und der Thora, sowie Isaak und Ismael, oder Joseph. Auch hier der Versuch, den Anfang des Islam in die ferne Vergangenheit zu verlegen. Traditionen dieser Art verleihen den rezenten “Propheten” (Mohammed, oder den Evangelisten) mehr Autorität.
Das AT ist für mich überwiegend eine Quelle schreiend komischer Geschichten. Meine Lieblingsgeschichte: Noah, der sofort nach der Sintflut seinen Wein anbaute, dann (nach verblüffend kurzer Zeit) sturzbetrunken und nackicht von seinen Söhnen gefunden wude usw. und daraus das Recht auf Versklavung Schwarzafrikas legitimiert wurde. Auch das Gesetz, unartige Söhne zu steinigen, habe ich gern mal meinen Söhnchen vorgelesen. Aber es gibt da noch viele andere seltsame Vorschriften, u Gebräuche und Geschichtchen und die ich gern mal in angenehmer Runde zitiere, gern auch dann, wenn Frauen anwesend sind, die auf ihre Rechte pochen. Insofern finde ich zwar, dass das AT ins Museum gehört, aber da auch stehen müsste - zur allgemeinen Erheiterung.
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