Die Enttarnung eines von den UN finanzierten Agenten der Hamas und die ausweichende Reaktion der deutschen Regierung offenbaren, wer die Freiheit des Westens verteidigt und wer nicht.
Vor Tagen wurde bei einem Angriff der Israelis im Südlibanon auch ein bis dahin Unbekannter namens Fateh al-Sharif getötet. Er war der Chef des libanesischen Ablegers der Hamas. Als Lehrer getarnt, arbeitete er für das von den UN finanzierte Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA). Noch einmal: Die UN, finanziert auch von deutschen Steuergeldern, bezahlen einen Topterroristen im Kampf gegen Israel. Und das, obwohl Beweise dafür vorliegen, dass bezahlte Mitarbeiter der UNRWA am Massaker von 7. Oktober 2023 beteiligt waren. Die Hamas „narrt die Weltgemeinschaft", schrieb Ulrich Reitz daraufhin im FOCUS. Ein politischer Skandal ohnegleichen, übertroffen nur noch von dem Schweigen, mit dem die deutsche Regierung den peinlichen Fall zu vertuschen versuchte.
Denn die dreiste Täuschung, die Tarnung eines kommandierenden Terroristen als ziviler Lehrer, der so zudem die Möglichkeit bekam, die Jugend auf den Dschihad einzuschwören, dieser listig eingefädelte Schwindel wäre nicht möglich gewesen, hätten die Europäer nicht schon seit Jahren den Kampf der Palästinenser gegen den Judenstaat sympathisierend begleitet. Jüngst erst ist die deutsche Außenministerin Annalena Bearbock aus der Rolle gefallen, als sie Israel für die Tötung des Hisbollah-Chefs Nasrallah tadelte und die Israelis ermahnte, den Konflikt mit den Arabern nicht zu „eskalieren“. Statt sich mit Waffen zu verteidigen, sollte Israel eine „diplomatische Lösung“ suchen, als ob nicht auf der Hand läge, dass die Hamas und die Hizbollah keine Verhandlungspartner sind, auf deren Wort jemals Verlass gewesen wäre.
Peinlich für Frau Baerbock
Weder haben sie sich davon abhalten lassen, Deckung hinter menschlichen Schutzschilden zu suchen, indem sie ihre Kommandozentralen und Waffenlager unter Schulen und Krankenhäuser verlegten, noch haben sie darauf verzichtet, Kommandeure mit der unverdächtigen Identität bürgerlicher Berufe auszustatten, womit wir wieder bei dem eben enttarnten Fateh al-Sharif wären. Als von der UN bezahlter Kommandeur hat er die terroristischen Einsätze verschiedener Verbände im Libanon organisiert. Seine Enttarnung durch den israelischen Geheimdienst und seine nachfolgende Tötung brachten nicht zuletzt Frau Baerbock in eine peinliche Lage.
Was sollte sie sagen, ohne ihre Wähler, die links-grüne Klientel, vor den Kopf zu stoßen? Seit jeher stehen sie, geht es um den Nahen Osten, hinter den Palästinensern, den „Unterdrückten“, deren Rechte es im Kampf gegen die westliche, die bürgerliche Gesellschaft zu verteidigen gilt. Ihnen geht es nicht um die „Zweistaaten-Lösung“, sondern um die Zerstörung Israels als bürgerliche Leistungsgesellschaft. Seit den Tagen, da sich die Mitglieder der RAF im Nahen Osten für den bewaffneten Kampf gegen den Kapitalismus ausbilden ließen, sucht die radikale Linke den Schulterschluss mit den Gegnern der bürgerlichen Verhältnisse. Mit dem Zorn der Unterlegenen, die sich vom Kapitalismus überfordert fühlen, obwohl sie von ihm profitieren, leisten Altlinke und radikale Grüne der Hamas und Hisbollah solidarischen Beistand – Brüder im Klassenkampf.
Kampf um die bürgerliche Gesellschaft
Wer das nicht sehen will, läuft Gefahr, sich immerfort von den Terroristen narren zu lassen. Die Geschichte der Juden bewahrt die Israelis davor, den „Befreiungsbewegungen“ auf den Leim zu gehen. Weil sie sich aufgrund der Geschichte ihres Volkes noch vorzustellen vermögen, was der Verlust der bürgerlichen Freiheit, des kapitalistisch gesicherten Wohlstands bedeuten würde, verteidigen sie die bürgerliche Gesellschaft beherzt und überlegt.
Die Europäer dagegen, inzwischen auch Teil der amerikanischen Gesellschaft, haben im Überdruss des Wohlstands das Interesse an der Verteidigung freiheitlicher Zustände verloren. Von dem, was im Zuge der Aufklärung entstehen konnte – Gemeinwesen, in denen die Freiheit des Einzelnen über allem steht – wenden sich die Bürger gelangweilt ab, am auffälligsten in Deutschland. Sie mögen nicht länger für sich selbst einstehen, Verantwortung für sich und das große Ganze übernehmen, laufen stattdessen Ideologen nach, die ihnen das Blaue vom Himmel herunter versprechen, anstrengungslosen Müßiggang hier und Jungfrauen im Jenseits. Auf dem Faulbett kuscheln sie sich an die Seite von religiös auftrumpfenden Demagogen. Dass Deutschland „fest an der Seite Israels stehen“ würde, ist hingegen eine Mär aus Zeiten, in denen die Deutschen zu schätzen wussten, was ihnen nach der Niederlage des Nationalsozialismus in den Schoß fiel: die freiheitlich verfasste bürgerliche Gesellschaft.
Was das gute Leben ausmacht
Die Enttarnung eines von den UN finanzierten Agenten der Hamas und die ausweichende Reaktion der deutschen Regierung offenbaren, wie es um die Freiheit hierzulande bestellt ist. Wer Israel jetzt empfiehlt, die Waffen ruhen zu lassen, macht gemeinsame Sache mit den Terroristen im Kampf gegen den Westen, bewusst oder unbewusst. Wie denn sonst als mit Raketen und einer Bodenoffensive könnten die Juden den demokratischen Staat und ihr Leben in Freiheit und Wohlstand verteidigen. Ließen sie sich vorschnell auf Verhandlungen ein, würden sie doch nur wieder in die Falle derer tappen, die sie vernichten wollen.
Dass sie das nicht einsehen, belegt die geschichtsvergessene Schwäche jener, die hierzulande zu müde oder ideologisch zu verblendet sind, um zu verteidigen, was ihr gutes Leben ausmacht. Bleibt nur zu hoffen, die Israelis blieben taub gegenüber den vorgeblich humanistischen Belehrungen der wohlgenährten Diplomaten Europas und der Vereinten Nationen. Ist doch der Staat Israel inzwischen die letzte Bastion der bürgerlichen Gesellschaft. Lassen die Juden nach, werden dem aufgeflogenen Terroristen Fateh al-Sharif andere folgen, Männer und Frauen, die vor keinem Anschlag zurückschrecken, nicht nur im Nahen Osten. Eine UN, die sie dafür auch noch bezahlt, macht sich zum Gespött der Geschichte.
Dr. phil. Thomas Rietzschel, geboren 1951 bei Dresden, verließ die DDR mit einer Einladung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Er war Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ und lebt heute wieder als freier Autor in der Nähe von Frankfurt. Verstörend für den Zeitgeist wirkte sein 2012 erschienenes Buch „Die Stunde der Dilettanten“. Henryk M. Broder schrieb damals: „Thomas Rietzschel ist ein renitenter Einzelgänger, dem Gleichstrom der Republik um einige Nasenlängen voraus.“ Die Fortsetzung der Verstörung folgte 2014 mit dem Buch „Geplünderte Demokratie“.