Henryk M. Broder / 22.07.2016 / 12:01 / 3 / Seite ausdrucken

Islamwissenschaftlerin trifft Polemiker: Wo hat der Islam ein Gewaltproblem?

Broder: Entschuldigen Sie bitte, Frau Kollegin, Sie fragen mich im Ernst, wie ich darauf komme, "der Islam" habe ein Gewaltproblem? Belieben Sie zu scherzen? Meinen Sie vielleicht, Boko Haram sei eine Abteilung der Heilsarmee; die Armee des Islamischen Staates (IS), der in den Nachrichten immer als "sogenannter Islamischer Staat" bezeichnet wird wie einst die "sogenannte DDR", habe sich aus der Schweizergarde entwickelt? Halten Sie die Revolutionären Garden im Iran für eine Art Friedensbewegung?

Kogel: Lieber Herr Broder, Ihr liebstes Stilmittel ist die Übertreibung. Sie ist fast immer lustig, aber nicht immer treffend.

Broder: Werfen Sie doch bitte einen Blick in die Kairoer Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1990. Ein bemerkenswertes Dokument, in dem klar festgehalten wird, dass Menschenrechte unter dem Vorbehalt der Schariagelten. Ich komme Ihnen aber gern entgegen. Wenn Sie meinen, der Islam habe kein Gewaltproblem, dann fasse ich das Problem so zusammen: Im Islam – und das in allen seinen Ausprägungen – gibt es gewaltige Defizite, was Menschenrechte, Demokratie, Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit, Rechte der Frauen, religiöser und sexueller Minderheiten angeht, also die Grundlagen einer friedlichen Gesellschaft berührt. Hier das ganze Gespräch

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Test 45: 41744

Karla Kuhn / 23.07.2016

Lieber Herr Broder, Ihr liebstes Stilmittel ist der Humor und IMMER treffend.Wer nicht direkt in einem islamischen Land lebt oder jahrelang gelebt hat, kann gar kein Islamwissenschaftler sein. Sämtliche Naturwissenschaftlichen Fächer kann man lernen aber Menschen und ihre Eigenarten kann man nur dann begreifen (vielleicht ) wenn man unmittelbar über einen langen Zeitraum zusammenlebt. Auch dann gibt es immer wieder Überraschungen. Ich krieg die Krise, wenn ich das Wort "Islam-Experte" höre. Wie anmaßend. Na ja, sogenannte Experten sind ja in Deutschland reichlich gesät und leider auch aufgegangen.

Sina Meierbeck / 23.07.2016

Ich hätte das Gespräch gerne noch länger verfolgt, besonders nach Frau Kogels letztem Satz mit den Beispielen: Indien und Indonesien. Auch in Indonesien gibt es eine zunehmende schleichende Entwicklung eines strengeren Islams. Verschärfte Halal Gesetze und Debatten über die Verheiratung Minderjähriger gab es auch dort. Was heißt in diesem Zusammenhang überhaupt friedlich? Natürlich sieht auch eine Zwangsehe von außen betrachtet sehr friedlich aus, so lange die Braut nicht aufmuckt. So lange, wie Muslime, auch hier in Deutschland, nicht etwa erwägen, die wunderbarste Religion der Welt zu verlassen, oder gar einen Partner anderer Konfession zu heiraten, bleibt alles sehr friedlich. So ähnlich sah auch der Frieden der DDR aus. Genauso gewaltsam, wie die DDR, dieses Träumchen von einem Staat, seine Insassen davon abhalten musste, sich eventuell nach etwas Besserem umzusehen, genauso gewaltsam muss der Islam seine Schäfchen daran hindern, sich nach anderen, vielleicht angenehmeren Optionen umzuschauen. Das zeigt vor allem eins: Unsicherheit und Schwäche. Wenn der Islam so von sich überzeugt ist, hat er es dann nötig, seine Anhänger gegen andere Ideen abzuschirmen?

Reiner Hoefer / 23.07.2016

Verehrter Herr Broder, ich bin zu 100% Ihrer Meinung. Sie argumentieren - wie immer - absolut logisch und überzeugend. Wer die Realität nicht ignoriert, kann gar nicht anders. Diese Islamwissenschaftlerin, Frau Kogel, ist ein großartiges Anschauungsbeispiel für religiös/ideologische Beschränktheit. Das exakt gleiche Muster, wie wir es in der DDR erlebt haben. Die DDR ist an ihrer ideologisch bedingten Ignoranz zugrunde gegangen. Deutschland ist auf dem besten Wege dahin.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 10.06.2025 / 16:00 / 54

Der antisemitische Furor der gehobenen Stände

Die Zeit wird offenbar auch von Lesern konsumiert, die nicht ganz zum postulierten liberalen Profil des Blattes passen. Was sich bei deren Online-Ausgabe unter den…/ mehr

Henryk M. Broder / 21.05.2025 / 17:00 / 0

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts – Heute: Wolfgang K.

Wolfgang Koydl plädiert in der Weltwoche für einen "Diktatfrieden" zu Lasten der Ukraine. Denn: "Diktatfrieden werden dem Kriegsgegner auferlegt, der den Krieg verloren hat. Dies…/ mehr

Henryk M. Broder / 20.04.2025 / 12:00 / 40

Eine Chronik der Massaker in Kosovo

Dies ist kein Coffee-Table-Buch, kein Buch, das man auf Reisen mitnimmt. Und keine erbauliche Lektüre. Der Inhalt kommt einer Schocktherapie sehr nahe. Es ist eine…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.01.2025 / 14:00 / 89

Sittler macht aus Miller einen Eichmann

Der Schauspieler Walter Sittler ("Das Traumschiff") wurde in den USA geboren und gilt deswegen als ein Amerika-Kenner. Neulich war er wieder im Fernsehen zu Gast,…/ mehr

Henryk M. Broder / 16.01.2025 / 14:00 / 84

Der künstliche Broder über die echte Claudia Roth

Ich habe KI gebeten, einen Text über Claudia Roth zu schreiben, so wie ich ihn schreiben würde. Hier das Ergebnis. Ich muss zugeben, ich bin…/ mehr

Henryk M. Broder / 16.11.2024 / 06:00 / 90

Der Antisemitismus der klugen Kerls

August Bebel soll mal gesagt haben, der Antisemitismus sei „der Sozialismus der dummen Kerls“. Die „dummen Kerls“ von heute sind feingeistige Akademiker, die ein Massenmordversprechen…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.08.2024 / 12:00 / 101

Programmstörungs-Auftakt mit Carolin Kebekus

Es gibt viele Themen, die man dem Publikum „unterjubeln“ könnte, indem man sie ohne Ankündigung ins Programm stellt, während die Zuschauer auf den Tatort, den…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.07.2024 / 06:00 / 70

Doktor Blume allein im All

Dr. Michael Blume, der berühmte Antisemitismusbeauftragte aus dem deutschen Südwesten, fühlt sich von Achgut.com „antisemitisch markiert“ und will diesen „medienethisch fragwürdigen Vorgang auch weiterhin öffentlich…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com