Der deutsche Top-Diplomat Christoph Heusgen stellt sich im „heute journal" des ZDF hinter den UN-Generalsekretär Guterres und phantasiert über eine Zwei-Staaten-Lösung, die er zum „geltenden Recht" ernennt.
Wenn Sie wissen möchten, wie man das Wort „Gemütskälte" in Gebärdensprache übersetzt, dann schauen Sie sich das Interview an, das Dunja Hayali im heute journal am 24.10. mit Christoph Heusgen geführt hat (hier ab 6:30). Heusgen, von 2017 bis 2021 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei den UN und inzwischen Vorsitzender der Münchener Sicherheitskonferenz, war lange Jahre Berater und Vertrauter von Angela Merkel, bis er als Dank für die geleisteten Dienste nach N.Y. befördert wurde, wo er dann „seine Beziehungen spielen ließ, um seiner Frau einen Job bei der Uno in New York zuzuschanzen". Die Lebenshaltungskosten in N.Y. sind hoch, von einem Gehalt allein kann ein Ehepaar kaum leben.
Nicht nur gegenüber seiner Ehefrau legte Heusgen ein fürsorgliches Verhalten an den Tag, sondern auch gegenüber Israelis und Palästinensern, wenn auch ungleichmäßig verteilt. Er habe, so hieß es aus dem Auswärtigen Amt, in den Verhandlungen über die Textfassungen der Resolutionen in der Generalversammlung „schon vielfach eine Entschärfung von Formulierungen bewirken“ können, also das Schlimmste verhindert. Eine Sprecherin der Bundesregierung fand ebenfalls nur lobende Worte. Heusgen sei „ein hervorragender Diplomat, der der Sicherheit und historischen Verbundenheit zu Israel genauso verpflichtet ist wie die Bundesrepublik Deutschland“, er habe sich „über Jahre hinweg und mit großer Leidenschaft gegen Antisemitismus eingesetzt".
Allerdings so diskret, dass es kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Zum Beispiel in einer Rede vor dem Sicherheitsrat der UN am 26. März 2019, in der er u.a. sagte: „Wir glauben, dass das internationale Recht am besten geeignet ist, Zivilisten zu schützen, damit sie in Frieden und Sicherheit leben können, damit sie ohne Angst vor israelischen Bulldozern oder Hamas-Raketen leben können.“
Die Zwei-Staaten-Lösung gibt es doch schon
Womit er vermutlich andeuten wollte, dass israelische Bulldozer fliegen und explodieren können, während Hamas-Raketen mit Eselskarren ans Ziel befördert werden müssen. Für diesen Un-Vergleich wurde der deutsche Fachmann für internationales Recht und explosive Flugkörper vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in L.A. mit einem Platz auf der Liste der schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres geehrt.
In dem heute-Interview mit Dunja Hayali stellte sich Heusgen vorbehaltlos hinter den UN-Generalsekretär Guterres. Der sei ein „sehr besonnener Mann“, er habe „die Hamas-Aktion aufs Schärfste verurteilt“ und zugleich darauf hingewiesen, dass sie „nicht in einem Vakuum stattgefunden“ hat, sondern vor dem Hintergrund der 56 Jahre währenden Besatzung der Palästinensergebiete. Und das sei etwas, was „im Völkerrecht, in UN-Resolutionen genauso drinsteht“. Die letzte UN-Resolution besage, „dass die Besatzung eine flagrante Verletztung des Völkerrechts ist“. Man müsse wieder „zurückkehren zu einer diplomatischen Lösung, zur Zwei-Staaten-Lösung, die geltendes Recht ist, und da muss auch Israel mitmachen, das kann man sich derzeit nicht vorstellen, aber das ist der einzige Ausweg“.
Es gibt noch mehr, das man sich derzeit nicht vorstellen kann: Dass ein deutscher Top-Diplomat nur wenige Tage nach einem Schlachtfest mit 1.400 Toten, das er zärtlich eine „Aktion" nennt – ein Synonym für Ausverkauf –, darüber phantasiert, die „Zwei-Staaten-Lösung“ sei „geltendes Recht“, bei der Israel „auch mitmachen“ müsse. Es sei denn, er meint die aktuelle Zwei-Staaten-Lösung aus Westbank und Gaza, die sich echt bewährt hat.
Die Aussicht auf eine vom Völkerrecht à la Heusgen zertifizierte Grenze mit einem Staat, dessen Mordkommandos da weitermachen, wo die Einsatzgruppen aufhören mussten, dürfte die Israelis überzeugen, dass dies „der einzige Ausweg“ ist. Noch überzeugender wäre nur, wenn sich Heusgen dazu durchringen könnte, seine Sommerresidenz an die israelisch-palästinensische Grenze zu verlegen, ein beliebtes Naherholungsgebiet für Terroristen, Freaks mit Diplomatenpässen und UNRWA-Mitarbeiter.
PS: Jetzt hat sich Christoph Heusgen doch entschuldigt, irgendwie. Das Büro der Munich Security Conference, dem Hochamt der politischen Kaffeesatzexperten, gab am 27.10. in Heusgens Namen eine Erklärung ab, in der es u.a. heißt:
Ambassador Heusgen wants to sincerely apologize for the offense his comments have caused. He has been outspoken about the brutal terrorist attacks on October 7 in the past but did not use the right words to address the terrorist acts in his interview on Tuesday night. Ambassador Heusgen regrets this and has already said so publicly.
Ambassador Heusgen would like to apologize that his comments have caused grave upset at a very difficult time for many Israelis and Jews around the world. He is aware that his remarks about the long-term challenges of the region in the immediate aftermath of a pogrom and the most shocking slaughter of Jews since the Holocaust and his reflections on any political causes of the attacks perpetrated by Hamas are seen as diluting the recognition of their horror. This was in no way his intention.
He strongly believes the history of the region is immensely challenging yet also highly relevant when seeking to achieve a long-term political solution to this crisis. Since its foundation, the MSC has stood for an open exchange and is committed to a solution-oriented dialogue.