Der iranische Judo-Weltmeister Saeid Mollaei soll sich nach Deutschland abgesetzt haben und plane, dort Asyl zu beantragen, berichtet die „Times of Israel“. Der 27-Jährige habe die Judo-Weltmeisterschaft, die vom 25. August bis zum 1. September in der japanischen Hauptstadt Tokio stattfand, genutzt, um sich von seiner Mannschaft zu entfernen und einen Flug nach Berlin zu nehmen. Dabei soll ihm der Vorsitzende der Internationalen Judo-Föderation (IJF), Marius Vizer, geholfen haben. Der Österreicher soll Mollaei unter anderem ein Auto und eine Sicherheitskraft zur Verfügung gestellt haben.
Der iranische Judo-Verband soll den Sportler zuvor unter Druck gesetzt haben, absichtlich gegen den Belgier Matthias Casse zu verlieren, um nicht im Finale gegen den Israeli Sagi Muki antreten zu müssen, der das Turnier schließlich gewann. Zu diesem Zweck hätten staatliche Stellen im Iran auch die Familie von Mollaei bedroht, zitiert die „Times of Israel“ Marius Vizer.
Dass der Iran seine Sportler daran hindern will, gegen Israelis anzutreten, ist nichts Neues. Bereits bei zwei vorherigen Wettkämpfen – dem Abu Dhabi Grand Slam im Oktober 2018 und dem Paris Grand Slam im Februar 2019 – soll Mollaei nach Ansicht der IJF Verletzungen simuliert haben, um nicht gegen Muki kämpfen zu müssen. Im März hatte der Iran gegenüber der IJF schriftlich zugesichert, seinen Boykott israelischer Sportler beenden zu wollen. Der Vorsitzende des Nationalen Olympischen Komitees des Iran, Syed Reza Salehi Amiri, nahm diese Ankündigung jedoch später zurück (Achgut.com berichtete).
In der Weltrangliste der Judoka im Halbmittelgewicht (bis 81 Kilogramm) ist Saeid Mollaei derzeit auf Platz 1. Sagi Muki ist auf Platz 2. Bei den Olympischen Spielen 2020 wird Mollaei, der 2018 den Weltmeistertitel im Halbmittelgewicht gewann, wohl im sogenannten „Flüchtlingsteam“ starten können. „Wir werden alles dafür tun, dass der Athlet seine Karriere fortsetzen kann“, zitiert t-online.de den IJF-Vorsitzenden Vizer.