Matthias Küntzel / 18.12.2017 / 17:30 / Foto: yeowatzup / 0 / Seite ausdrucken

Iran und Nordkorea: Freunde fürs Leben

Von Matthias Küntzel

Am Morgen des 29. November 2017 erklärte sich Nordkorea nach dem erfolgreichen Abschuss einer Interkontinentalrakete zur Atommacht. Während der anschließende  Jubel in Pjöngjang kein Ende nehmen wollte, zeigte sich der Rest der Welt empört – mit einer vielsagenden Ausnahme: In Teheran lachte man sich ins Fäustchen, war doch der gelungene Raketenstart auch ein Erfolg des Iran.

Dies jedenfalls legt ein Artikel nahe, den Hans Rühle, der ehemalige Leiter des Planungsstabs im Bundesverteidigungsministerium, im Oktober dieses Jahres in der Welt veröffentlichte. Er zitiert darin aus einem Dossier des US-Finanzministeriums von Anfang 2016: „In den letzten Jahren reisten iranische Raketenfachleute der Shahid Hemmat Industrial Group nach Nordkorea, um an der Entwicklung eines Triebwerks mit 80 Tonnen Schub, das die nordkoreanische Regierung betreibt, mitzuarbeiten.“[1] Diese Aussage sei „sensationell“, schreibt Rühe: „Der angestrebte Schub von 80 Tonnen übertrifft die im Juli [2017] getestete Hwasong-14 [Rakete] um das Doppelte und bietet damit beiden Ländern die Grundlage für eine echte Interkontinentalrakete.“[2] Es war aber eben jene von Iran und Nordkorea offenkundig gemeinsam entwickelte Hwasong-15 Rakete, die am 29. November die Welt aufschreckte. Während die Hwasong-14 eine Reichweite von 10.000 km besitzt, ist die Hwasong-15 mit 13.000 km die bislang leistungsfähigste Interkontinentalrakete und geeignet, das ganze amerikanische Festland zu treffen.[3]

Gegen Israel und die USA

Seit Khomeinis Revolution ist Pjöngjang mit Teheran in Freundschaft verbunden. Noch während des iranisch-irakischen Kriegs (1980 – 1988) wechselte Nordkorea, das ursprünglich den Irak unterstützt hatte, die Seite und lieferte Raketen an Iran. Nach dem Wegfall der Sowjetunion stiegen die Mullahs zum bevorzugten Öl- und Devisen-Lieferanten Nordkoreas auf. Als Gegenleistung halfen die Koreaner bei Teherans Raketen- und Atomwaffenprogramm.[4]

Obwohl sich die Staatsideologien der Stalinisten und der Islamisten beträchtlich unterscheiden, ist ihnen der unversöhnliche Hass auf Israel und die USA gemein. So gehört Pjöngjang seit Ende der Achtzigerjahre zu den wichtigsten Unterstützern der Hisbollah, die einige ihrer führenden Kader in Nordkorea ausbilden ließ. Finanziert von Teheran liefert das nordkoreanische Regime Raketen, Granaten und Handwaffen an die schiitische Miliz und bildet sie im Bau von Tunneln aus.[5]

Im Syrien-Krieg hofierte Nordkorea den syrischen Diktator Assad und erntete dafür Dank: Im Sommer 2015 weihte dessen Regime einen 9.000 Quadratmeter großen Kim-Il-Sung-Park in Damaskus ein.[6] Die Kim-Dynastie versorgte Assad nicht nur mit Raketen, sondern lieferte ihm heimlich auch einen Atomreaktor, der für die Produktion von Waffenplutonium vorgesehen war. Welch Glücksfall für die Region und für die Welt, dass es Israel im September 2007 gelang, diesen Reaktor kurz vor seiner Inbetriebnahme zu zerstören. Hier geht es weiter.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Matthias Küntzel / 13.05.2019 / 10:00 / 9

Der Atomdeal zerfällt und Deutschland ist raus aus dem Spiel.

Noch am 7. Mai 2019 sandte Frankreich eine Botschaft an die Machthaber Irans: „Wir wollen nicht, dass Teheran morgen Aktionen ankündigt, die das Atomabkommen verletzen…/ mehr

Matthias Küntzel / 06.06.2017 / 14:09 / 2

Warum wollte Nasser Israel zerstören? Zur Vorgeschichte des Sechs-Tage Krieges (3)

Von Matthias Küntzel.  „Es ist Zeit, die Demagogien zu beenden – Krieg mit Israel ist unmöglich!“ So lautete im März 1965 die Botschaft des tunesischen…/ mehr

Matthias Küntzel / 04.06.2017 / 19:00 / 2

Moskau verliert die Kontrolle – Zur Vorgeschichte des Sechs-Tage-Krieges

Von Matthias Küntzel.  Es war der Kreml, der wider besseres Wissens die verhängnisvolle Lüge von israelischen Truppenaufmärschen und Angriffsdrohungen gegen Syrien verbreitete; eine Lüge, die Nasser…/ mehr

Matthias Küntzel / 02.06.2017 / 18:01 / 0

Ein Gerücht und seine Folgen – Zur Vorgeschichte des Sechs-Tage-Krieges

Von Matthias Küntzel. Vor fast genau 50 Jahren, am 5. Juni 1967, begann der Sechs-Tage Krieg und damit ein neues Kapitel in der Geschchte des…/ mehr

Matthias Küntzel / 01.07.2016 / 08:19 / 6

Was wollen die Terroristen? Vielleicht nur spielen?

Von Matthias Küntzel. Am 12. Juni tötete Omar Mateen 49 Menschen im Nachtclub »Pulse« in Orlando, am 14. Juni Larossi Abballa ein Paar in Nähe von Paris. Obwohl…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com