Henryk M. Broder / 06.10.2018 / 14:00 / Foto: Pixabay / 36 / Seite ausdrucken

Invasive Arten, welche die Einheimischen verdrängen

Gestern früh, so gegen elf Uhr, steige ich in meinen Porsche Panamera, will nur zu ALDI um die Ecke fahren, weil die Kartoffelpuffer und der Apfemus alle sind, mache wie immer das Radio an, es könnte ja sein, dass Frau Merkel inzwischen abgedankt hat, und höre auf der Frequenz des DLF, dass aufgrund des Klimawandels "invasive Arten dazugekommen (sind)" und "die Einheimischen verdrängen". Ein Experte sagt, zunächst müsse man natürlich sagen, dass die Einstufung, ob eine Art erwünscht oder unerwünscht ist, immer sehr stark von der menschlichen Einschätzung abhängt und belegt das mit einem schönen Beispiel aus der Natur. Wenn Sie Angler fragen, die an der Donau unterwegs sind und zum Beispiel eine Schwarzmeergrundel nach der anderen fangen, statt des erwünschten Zanders oder Barsches, dann ist das sicherlich ein Beispiel dafür, dass das unerwünscht ist.

Nun muss ich dazu sagen, dass ich weder von Angeln noch von Fischen eine Ahnung habe. Ich habe mal gelesen, dass Angeln eine "Sportart" sein soll. Wenn das zutrifft, wäre auch im Cafe sitzen und Zeitung lesen ein Sport und ich längst Weltmeister in dieser Disziplin. Und was Fische angeht, so kann ich grade Gefilte Fish von einem Brathering unterscheiden. Da kann ich noch was dazulernen, dachte ich, und hörte weiter zu, während mein Panamera autonom zu Aldi rollte.

Wenn eine Art, die hier ursprünglich nicht heimisch war, sich mal etabliert hat und beginnt, sich weiter zu verbreiten, dann ist es in aller Regel extrem schwierig, noch etwas Sinnvolles zu unternehmen... Das heißt, wenn diese Arten sich mal wirklich gut etabliert haben und verbreitet haben, dann muss man in aller Regel damit leben.

Langsam wurde mir klar, worüber hier geredet wurde. Erstaunlich fand ich nur, dass der DLF die Form einer Parabel gewählt hatte, um eine reale Situation zu beschreiben, ein Märchen wie "Hans im Glück" oder "Der gestiefelte Kater". Und als schließlich das Wort "Lebensraum" fiel, begriff ich, das es kein Märchen war, das hier erzählt wurde.

Die Neuankömmlinge – es gibt Beispiele, wo die auch wirklich in direkte Konkurrenz treten können, oder auch entsprechende Probleme dann machen mit den heimischen Arten. Aber häufig ist es in der schon genannten Verkettung, dass zunächst die Lebensraumansprüche für heimische Arten nicht mehr gegeben sind und dann in einer zweiten Stufe Arten, die geringe Ansprüche an ihren Lebensraum haben, Fuß fassen können.

Ich rechne fest mit einer Fortsetzung. Es gibt viele Märchen, die nur darauf warten, neu erzählt zu werden. "Das tapfere Schneiderlein"; "Der Hase und der Igel", "Die zertanzten Schuhe", "Tischlein, deck dich", "Der Fuchs und die Gänse".

Die Kartoffelpuffer und der Apfelmus bei ALDI waren schon ausverkauft. Ich rollte heim, klappte den Mac auf und schon hatte ich das nächste Märchen auf dem Schirm.

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Leserpost

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Jürgen Althoff / 06.10.2018

Interessanterweise ist die Situation bei eingewanderten Pflanzen gerade umgekehrt. In “Keine Willkommenskultur für Douglasien in Deutschen Wäldern?” schildert Volkmar Weiss, wie ausgerechnet diejenigen, die nicht genug von “geschenkten Menschen” bekommen können, heftig und irrational gegen eingewanderte Pflanzen in Deutschland “kämpfen”.

Peter Groepper / 06.10.2018

Aus dem Abfallkalender 2017 des Landkreises Potsdam Mittelmark (wörtlich): “Wenn Grünabfälle (illegal) auf Feldern und Wiesen oder im Wald abgelagert werden, verändert sich das Nährstoffangebot im Waldboden, denn die Ablagerungsflächen erhalten eine Überdosis Stickstoff. Das führt dazu, dass sich die ursprüngliche Artenvielfalt in diesem Gebiet binnen kurzer Zeit in eine Monokultur von bspw. stickstoffliebenden Brennnesseln und Brombeeren wandelt. Ebenso schädlich sind auch die in Gartenabfällen enthaltenen Wurzeln, Zwiebeln, Knollen oder Samen nicht heimischer, konkurrenzstarker Pflanzen. Diese breiten sich aus und verdrängen nach und nach unsere anspruchsvolle heimische Flora und Fauna. Entsorgen Sie deshalb bitte umweltgerecht und helfen Sie mit, dass der Wald mit seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion für uns alle ein beständiges Ökosystem und Naturerlebnis bleibt!”

Heinrich Niklaus / 06.10.2018

Frau Merkel inzwischen abgedankt? Haben Sie nicht mitbekommen, Herr Broder, die wäre fast gestürzt worden. Von ein paar undankbaren Ossis mit Luftgewehr. Und wer weiß, wie viele Umstürzler sich noch im Osten aufhalten. Ganz knapp an einer Umsturz-Katastrophe sind wir vorbeigeschliddert. Mensch, Herr Broder, wo waren Sie denn, dass Sie das nicht mitgekriegt haben? Diese Umstürzler aus dem Osten sind schon wieder dabei, Unruhe zu stiften. 17. Juni 1953 die Ossis, 1956 der Ungarnaufstand, 1968 der Prager Frühling und 1989 schon wieder die Ossis, die das von westdeutschen Kommunisten so geliebte sozialistische Experiment ein für alle mal beendeten. Aber wie man jetzt weiß, die Ossis waren nie Sozialisten, die haben sich nach 1945 nur gekonnt verstellt, Das waren und sind bis heute alles Nazis. Schauen Sie sich an, wen die im Osten wählen: Die AfD. Einfach unglaublich. Und jetzt wolln se Merkel stürzen.

Torsten Lange / 06.10.2018

Der Obergrüne Robert Habeck würde sagen:” Einheimische und heimische Arten gibt es nicht . Sind Erfindung der Rechten. Was es gibt sind hier schon länger Lebende,  hier immer mehr leben Wollende und künftig hier leben Werdende .”

peter luetgendorf / 06.10.2018

Sehr geehrter Herr Broder, die Kartoffelpuffer für 0,39 cent sind wirklich sehr lecker. Schach soll auch eine Sportart sein. “Lebensraum im Osten” ist verdient gescheitert. „Das tapfere Schneiderlein“- Lagerfeld und das Jogging Hosen Desaster. “Die zertanzten Schuhe“- return to sender zarlando “Tischlein, deck dich“- Schlaraffenland bei der Tafel “Der Fuchs und die Gänse“- Boris Palmer im Diakoniekaufhaus Gruß

Michael Jansen / 06.10.2018

“Er hat Jehova gesagt!” Ach nein, er hat nur “Lebensraum” gesagt, dann ist ja gut. Schöner Vergleich, den die Jungs vom DLF da geboten haben, auch wenn ihnen die Brisanz des Themas offenbar gar nicht bewusst war, sonst würden sie jetzt aber mächtig zittern, dass Frau Merkel & Co. ihnen eventuell dabei auf die Schliche kommen könnten, wie man hier der Bevölkerung getarnt als Parabel endlich mal die Wahrheit sagt. Aber dank Frau Foroutan, Frau Özoguz, Frau Chebli, Frau KGE und Frau Roth sind wir ja alle bestens vorbereitet und wissen worauf wir uns zu freuen und wie wir uns richtig zu verhalten haben, damit wir mit den invasiven Arten keine Probleme bekommen und uns ordnungsgemäß an sie anpassen können. - Ach übrigens, mal so ganz nebenbei: Es ist doch sehr schön, werter Herr Broder, dass wir hier von ihnen mal wieder einen (wie üblich sehr gelungenen) Artikel lesen dürfen, in dem nicht wieder jemandem unterstellt wird, er habe eine “Klatsche”. Diese Zustandsbeschreibung ist zwar im Fall der in letzter Zeit entsprechend bezeichneten Figuren sicher treffend, aber leider nutzt sich diese saloppe Formulierung nach gewisser Zeit ab. Es gibt schließlich in unserer Sprache so viele schöne Begriffe, mit denen man die entsprechende geistige Kapazität beschreiben kann, sei es der Sockenschuss, der Sprung in der Schüssel oder der Mangel an Latten am Zaun.

Constanze Rüttger / 06.10.2018

Liebster Herr Broder, wenn Sie nicht schon verheiratet wären, würde ich Ihnen einen Antrag machen :-) Und zwar nicht nur, weil ich gelesen habe, dass Sie Kühlschrankmagneten und Schneekugeln sammeln. Wir könnten da schön tauschen. Was Ihren Artikel angeht: zum Glück fährt Ihr Auto autonom, sonst hätten Sie womöglich das Auto geschrottet beim Lauschen des Märchens. Apropos Märchen, ich warte noch auf einen Artikel auf der Achse zum Prozessauftakt zum Mord am Jungfernstieg, wo der Angeklagte zugab, dass derer Kopf des Mädchens nahezu abgetrennt worden sei. Wird damit das Verfahren gegen den Hamburger Blogger eingestellt und er entschädigt?

Jürg Casanova / 06.10.2018

Lieber Herr Broder, das mit dem Porsche Panamera ist ein ganz modernes Märchen mit einem Kronprinzen an Bord, wobei die bierernsten, humorlosen Leute aus dem grünlinken Lager jene Märchen, die sie nicht gerne hören, natürlich als Fake News bezeichnen. Die Geschichten oder besser die wissenschaftlichen Fakten um die invasiven Arten haben schon ihre Berechtigung, wobei das Einschleppen fremder Arten hauptsächlich den Klimawandelbefürwortern zuzuschreiben ist, die von Konferenz zu Konferenz jetten und in ihren Flugzeugen fremde Mücken einschleppen (!), die Malaria, Dengue, Chikungunya und vielleicht noch Schlimmeres übertragen. Waschbären, fremde Krebse und Käfer und eingeführte, aggressive Pflanzen bedrohen unser Ökosystem und ersetzen nach und nach die autochthonen Lebewesen, wobei die eindringenden die einheimischen nur schon dadurch verdrängen, weil sie auf Eroberung neuen Lebensraumes aus sind, eines Lebensraumes, der über mehr Ressourcen verfügt als derjenige, aus dem sie stammen. Die einheimischen leben in einem Raum, der sie satt und selbstzufrieden gemacht hat und sind deshalb unfähig, sich zur Wehr zu setzen und werden schliesslich tatsächlich verdrängt. Und jene, die meinen, sie könnten sich mit den invasiven Arten arrangieren, machen die Rechnung ohne die Invasoren. Sie können ihrer Vernichtung nur entgehen um den Preis der Selbstaufgabe. Ihr Panamera, Herr Broder, ist jedenfalls in unmittelbarer Gefahr, den wird man Ihnen sicher wegnehmen, denn die menschlichen Invasoren brauchen dringend solche Nahrung, da sie selber unfähig sind, selbst welche herzustellen.

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