Georg Etscheit / 21.02.2021 / 11:00 / Foto: Bildarchiv Pietermann / 12 / Seite ausdrucken

Intendant des Saarländischen Rundfunks (3): Die Ablehnung

Sehr geehrter Herr Etscheit,

nach sorgfältiger Prüfung Ihrer Bewerbungsunterlagen hat sich der vom Rundfunkrat eingesetzte Wahlvorbereitungsausschuss entschieden, Ihre Bewerbung nicht zur Kandidatur für das Amt der Intendantin/des Intendanten vorzuschlagen.

Für Ihr Interesse an der Übernahme von Verantwortung beim Saarländischen Rundfunk darf ich mich auf diesem Wege auch im Namen des Rundfunkrates noch einmal herzlich bedanken.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Astrid Wortberg

 

Saarländischer Rundfunk

Leiterin der Gremiengeschäftsstelle

Funkhaus Halberg

66100 Saarbrücken

 

 

 

Liebe Frau Wortberg,

sehr verehrte Frau Vorsitzende des Rundfunkrates des Saarländischen Rundfunks,

herzlichen Dank für Ihre Ablehnung meiner Bewerbung für das Amt der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks, die ich gleichwohl mit Bedauern zur Kenntnis nehme. Leider hatten Sie offenbar nicht den Mut, einen erfahrenen Journalisten und glühenden Anhänger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wie mich in die engere Wahl des Auswahlverfahrens zur Ermittlung einer/eines neuen Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks zu nehmen, obwohl aus meinen umfangreichen Bewerbungsunterlagen nicht nur meine umfassende Kompetenz, sondern auch meine Nähe zum Saarländischen Rundfunk (SR), zum Saarland und zur Großregion SaarLorLux im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg klar hervorgehen.

Sie vergeben damit leider die Möglichkeit, ein wenig frischen Wind in Ihr ehrwürdiges  Funkhaus auf dem Halberg in der bezaubernden und von mir bereits anlässlich meiner Hospitanz beim Saarländischen Rundfunks im Jahre 1988 hochgeschätzten Landeshauptstadt Saarbrücken zu bringen. Ich hätte als Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks gerne dazu beigetragen, den Saarländischen Rundfunk im Konzert der Landesrundfunkanstalten und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt attraktiver und zukunftsfester zu machen.

Nachfolgend erlaube ich mir, Ihnen meine diesbezüglichen Reformvorschläge zumindest in schriftlicher Form nahezubringen, verbunden mit der Bitte, Sie der/dem neuen Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks zur Kenntnis zu bringen.

Wie ich aus den Medien erfuhr, haben Sie ja schon mehrere Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks in die engere Wahl genommen. Darunter ARD-Chefredakteur Rainald Becker sowie die Chefredakteurin des SR, Armgard Müller-Adams. Ich gebe unumwunden zu, dass ich mich, zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt, wohl mit Herrn Becker, aber nicht mit Frau Müller-Adams messen kann. Zudem habe ich keine Lehre als Kfz-Schlosser wie Herr Becker absolviert und als Schülersprecherin weder Friedenslesungen noch Happenings organisiert und war auch nicht als ASTA-Vorsitzende in „Demos“ eingebunden, auf denen Frau Müller-Adams nach eigenen Worten Gelegenheit fand, „Bestehendes zu hinterfragen, nach Alternativen zu suchen“ sowie „im Kontakt mit anderen Lösungen zu finden“.

Leider hat mir der scheidende Intendant des Saarländischen Rundfunks, Herr Thomas Kleist, auch nicht ermöglicht, das Projekt „Wir im SR“ aufzulegen, „auf dessen Grundlage“, so die möglicherweise künftige Intendantin des Saarländischen Rundfunks, „wir uns entschieden haben, agile Entscheidungsfindungsprozesse im SR einzuführen“, wobei in „agilen Teams“ nach der offenbar sehr erfolgreichen Methode des „Design Thinking“ gearbeitet worden sei, ein ihr zufolge „zutiefst humanistischer Ansatz“, der „dezidiert das Bedürfnis des Menschen in den Mittelpunkt stellt, in unserem, Fall also das Bedürfnis des Zuschauers oder der Hörerin und (Hervorhebung im Original) das Bedürfnis des Mitarbeiters, der Mitarbeiterin.“

Meine 10 Reformvorschläge

Nun zu meinen Reformvorschlägen, die allerdings nur nach der Methode alten, weißen, deutschen Nachdenkens erarbeitet wurden:

1. Sofortige Abschaffung bzw. Privatisierung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Wertvolle Sendeformate wie „Aktenzeichen XY ungelöst“ oder das „Aktuelle Sportstudio“ können von einer der ARD-Landesrundfunkanstalten übernommen und weitergeführt werden.

2. Reduzierung des ARD-Angebots auf ein einziges regionales TV-Programm sowie das bundesweite Gemeinschaftsprogramm. ARTE als deutsch-französisches Kulturprojekt und gegebenenfalls der „Ereigniskanal“ Phoenix können weitergeführt werden. Alle anderen Spartenprogramme sind einzustellen.

3. Reduzierung des ARD-Hörfunkangebots auf ein einziges bundesweites Gemeinschaftsprogramm mit regionalen Fenstern, mit je einem Kanal für jüngere und ältere Hörer mit entsprechenden Musikformaten, einen Nachrichtenkanal, einen Kulturkanal und einen Kanal mit klassischer Musik nach dem Vorbild von France musique.

4. Reduzierung des ARD-Internetangebots auf ein einziges, gemeinschaftlich betriebenes Portal mit regionalen Fenstern.

5. Abschaffung des sogenannten Rundfunkbeitrages. Finanzierung der deutlich verschlankten ARD über Steuern sowie Spenden/Zuwendungen der Nutzer.

6. Verbot von kommerzieller Werbung auf allen ARD-Kanälen.

7. Integrierung von SR und Radio Bremen in SWR bzw. NDR.

8. Abschmelzung der oft über dem allgemeinen Durchschnitt vergleichbarer Beschäftigungen liegenden Gehälter/Vergütungen für Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

9. Entwicklung neuer Modelle zur öffentlichen Kontrolle der Landesrundfunkanstalten unter größtmöglicher Einschränkung des Einflusses staatlicher Institutionen.

10. Programmreform: Strikte Orientierung am Grundversorgungsauftrag von Volksbildung und Information, weniger Unterhaltungsformate wie Quizshows, Talkshows, Soaps, „Arztserien“. Kein Ankauf überteuerter Sportrechte mehr, keine Orientierung mehr an Quoten wie im Privatfernsehen.

 

Liebe Frau Dr. Wortberg, sehr verehrte Frau Vorsitzende des Rundfunkrates des Saarländischen Rundfunks, liebe möglicherweise künftige SR-Intendantin Frau Müller-Adams,

ich würde mich freuen, wenn Sie meine Reformvorschläge zu Stärkung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland aufnehmen, diskutieren und schnellstens in die Tat umsetzen könnten. Bis dahin erlaube ich mir, meinen Rundfunkbeitrag so spät wie möglich und nur unter Vorbehalt einer grundlegenden Reform der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu überweisen.

Mit freundlichen Grüßen aus dem verschneiten Oberbayern auf den Halberg verbleibe ich

Ihr Georg Etscheit

 

Teil 1 des Dramas finden Sie hier

Teil 2 des Dramas finden Sie hier

Foto: Bildarchiv Pieterman

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N.Lehmann / 21.02.2021

Lieber Herr Etscheit, anlässlich Ihrer Bewerbung hatte ich mich schon für Sie entschieden und finde es sehr merkwürdig bis oberdreißt, dass ein KFZ-Schlosser und eine Aktivistin der “Bildungsfernen Elite” von Frau Doktor bereits ausgekungelt wurde, ohne auch nur ansatzweise Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Was fehlt: 11. Die üppigen bis unverschämten Pensionansprüche sind auf Grundsicherung anzupassen und Überschüssiges zurückzuzahlen! 12. Die WDR-Vollpfosten sind mit dem Motorrad nach Syrien abzuschieben. Solange diese Staats-Ratsvorsitzende nicht einlenkt, werde ich weiterhin die Propagandazwangssteuer verspätet und in 5. Raten zahlen. 13. Diese Steuer sollte für Bildungsschwache verwandt werden?!

Klaus Biskaborn / 21.02.2021

Herrlich, leider wird nicht einer der Reformvorschläge, nicht einmal in minimalsten Ansätzen, Eingang beim SR finden. Dort gibt es sicher vordergründig einen ganz anderen Programmansatz. Huldigung Merkels, Links-Grüne Indoktrination des Zuschauers., Verbreitung von Corona- und Klimaangst und natürlich den unablässigen Kampf gegen Rechts. Dafür darf zum Beispiel kein Vertreter der größten Opposition im Lande jemals seine Stimme in Richtung Mikrofon des SR richten. Natürlich muss die Gendersprache ausgebaut und der Kampf gegen Rassismus in alle Sendeformate einfließen. Desweiteren müssen alle Programme an der Vielfalt unserer Gesellschaft ausgerichtet werden.  Mein Eindruck, nicht wenige Zuschauer wollen es genau so.

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