Lieber Gunnar Heinsohn, wir haben in Bristol ja kürzlich feststellen dürfen, dass wir uns in sehr vielen Perspektiven sehr einig sind. Bitte erlauben Sie mir gerade deshalb einige kritische Fragen zu ihren 7 Thesen zu formulieren, die uns möglicherweise beim Weiterdenken behilflich sein könnten: Nehmen Sie für ihr Narrativ hier nicht an, dass die Konkurrenzparadoxa zwischen den Staaten untereinander auf ewig bestehen müssen? Sind Nationalstaaten nicht ein relativ kurzes, ursprünglich rein europäisches, Phänomen? Was genau spricht - außer den massiven rein nationalen Interessen selbstverständlich - gegen ein weltweites Überschussrecycling? Ist es - prinzipiell - nicht völlig egal wo die “Asse” arbeiten so lange die Überschüsse, die sie anhäufen weltweit durch produktive Investition recycelt werden? Selbstverständlich wird es ohne das Prinzip der Staatlichkeit, kein Recht und damit auch kein Eigentum und damit wiederum auch keine Freiheit und keine Wirtschaft geben. Aber muss es zwangsläufig und auf ewig ein in Konkurrenz zu anderen Staaten stehender NATIONALstaat sein? Was genau verhindert Kooperation auf internationaler Ebene? Ist das “Rette sich wer kann” des einzelnen hochqualifizierten Europäers - bei aller Nachvollziehbarkeit des Gedankengangs - nicht bloß eine Reflektion genau des selben Konkurrenzparadoxons, das auf (inter)nationaler Ebene, ja nicht einmal auf bloß europäischer, bisher einfach nicht angegangen wird? Warum eigentlich nicht? Herzlichen Dank und schöne Grüße aus Wien
Gut analysiert! Stünde ich heute im ersten Drittel meines Berufslebens, würde ich ernsthaft die Auswanderung in Erwägung ziehen. Genau das habe ich auch meiner Tochter zu Bedenken gegeben. Traurig, traurig ....
Die einmal mehr überzeugende Analyse von Prof. Heinsohn bestätigt letztlich auch Sinnhaftigkeit des Konstrukts des europäischen Nationalstaats. Dieser ist das Territorium einer spezifischen Soldarität innerhalb des bestehenden Staatsvolks. Der Hochqualifizierte schleppt den Hilfschüler mit, dem das ihm mögliche zugemutet wird, wie die Familie das schwarze Schaf. Weil die Nation die Einstandspflicht nicht allein abverlangt sondern auch begrenzt. Was darüber hinausgeht ist allenfalls moralisch löbliche Mildtätigkeit. Eine grenzenlose Einstandspflicht ist nicht leistbar und kann somit nicht verlangt werden. Auch dem steuerpflichtigen Malocher ist es nicht zumutbar, für den Lebensbedarf eines Eindringlings aufzukommen. Offene Grenzen zerstören die sozialen Grundlagen des Nationalstaates. Der wesentliche Grund der nationalen “Schicksalsgemeinschft” dürfte aber in der Wahrnehmung des Einzelnen als Teil eines nur begrenzt offenen Abstammungskollektivs liegen. Das ist heikles Gebiet. Die aktuelle Überstrapazierung der Aufnahmefähigkeit wird den gesellschaftlichen Zusammenhalt am Ende zerstören.
Amerkung zu Ihren Thesen 1 und 2: Dass Hochqualifizierte wenig Neigung haben sich mit Ungebildeten zu integrieren, leuchtet a priori zwar ein, entspricht aber nicht - oder zumindest oft nicht - der Wirklichkeit. Merkwürdigerweise ist es eher umgekeht. In meinem immerhin 79 Jahre langem Leben habe ich weit eher das bestätigt gefunden, was Galilei sagt: “Ich glaube, dass es in der Welt keinen groesseren Hass gibt als den der Unwissenden gegenüber den Wissenden.” - Aber egal, wer “schuld” ist, das ändert natürlich nichts an der Richtigkeit Ihrer Thesen.
Interessante Gedanken zum Thema “Irrsinn Integration”. Aber ich würde Schulversagern nicht unterstellen dass sie es sind die für die Verbreitung glorreicher Ideale wie dem Kalifat verantwortlich sind. Mohamed Atta und sein Kollegen waren Akademiker, Abu Bakr und Djihadi John waren an der Hochschule, usw…
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