Henryk M. Broder / 13.12.2006 / 23:56 / / Seite ausdrucken

Inside The Beltway - 6

Seltsam, dass Andrei Markovits, 57,  und ich uns nicht schon viel eher getroffen haben. Seine Eltern kamen 1958 aus Temesvar in Rumänien nach Wien, meine schon ein Jahr früher aus dem polnischen Katowice in die eben von den Russen geräumte österreichische Hauptstadt. Mein erster prägender Eindruck waren die Rolltreppen am Opernplatz, Andy kann sich noch gut an die Fiaker am Stephansplatz erinnern. Markovits blieben ein Jahr in Wien, wir auch. Dann zogen sie weiter nach N.Y., wir nach Köln (was ich meinen Eltern bis heute übel nehme). Ich habe Abitur und Führerschein, Andy einen Doktortitel. Er ist ordentlicher Professor für vergleichende Politikwissenschaft und “German Studies” an der Uni von Ann Arbor in Michigan, kann außer Englisch und Deutsch auch Rumänisch, Ungarisch, Französisch, Italienisch, Spanisch “und ein bißchen Jiddisch”. Und jetzt sitzen wir beide mit Peter in einer Osteria am Dupont Circle und werfen uns gegenseitig unsere Bücher an den Kopf. Bei “Amerika, dich hasst sich’s besser” (http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/73218/index.html) kann ich noch mit und gegenhalten: “Kein Krieg, nirgends - Die Deutschen und der Terror”, aber dann spielt Andy seine Trumpfkarte aus: “Im Abseits - Fußball in der amerikanischen Sportkultur”. Andy ist nämlich ein großer Sportfan, während der Fußball-WM war er Gastprofessor an der Uni Dortmund. Ich dagegen finde nur eines schlimmer als Sport: Juden, die sich für Sport interessieren. Ein anständiger Jude sitzt im Cafehaus und liest Zeitung. So war das bei uns in Polen. Aber die Rumänen sind eben anders. So ist das mit den kulturellen Unterschieden.

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