Informiere deinen Nächsten wie dich selbst

Jemand, ich habe vergessen, wer es war, hat mir einmal das Buch "Information Diet" geschenkt. Es ist lange her. Ich kam nie dazu, es zu lesen. (Ich wünsche, dies wäre nur ein ironischer Scherz.) Der Autor des Buches, Clay Johnston, ist ein Programmierer. Wenn ich ihn korrekt verstehe, plädiert er für bewusste(re)n Konsum von Nachrichten. Der bewusste Mensch stopft ja nicht den ganzen Tag lang Zucker, Fett und Fastfood in sich hinein. Der selbst-bewusste Mensch sollte nicht beliebige News auf sich einprasseln lassen.

Gibt es neben der Ethik der Handlung auch eine Ethik des Wissens? Gibt es Dinge, die zu wissen ethisch ratsam ist? Gibt es Dinge, die zu wissen sich nicht gehört? – Ja, gibt es. Beides.

Im privaten Kreis finden wir eine Art von negativer Wissenspflicht. Es ist unsere Pflicht, intime Details anderer Menschen nicht zu wissen. Wenn ich höre, wie Leute über Leute schwätzen, und es geht um Persönliches, dann versuche ich, mich zu entfernen. Oder ich wechsle das Thema. Es ist ethisch geboten, nicht zu wissen, was für private Ärgernisse die Leute so haben.

Wenn die offiziellen Nachrichten "A" sagen, ist es Pflicht, zu prüfen, ob "A" überhaupt stimmen kann – und ob es es B, C oder D gibt, das übertönt werden soll.

Es gibt Leute, die sich nur aus ARD und ZDF informieren. Sie hören von "Statistiken", wonach alles immer besser wird, und sie glauben es. Sie leben geschützt. Sie haben keine Kinder in Schulen, oder sie sind anders von den Merkelfolgen verschont. Oder sie haben sich überzeugen lassen, dass alles, was sie sehen, nur "Ausnahme" und "Einzelfall" ist. Solche Menschen gibt es. Mit ihnen zu reden, das fühlt sich an, wie mit Aliens von einem anderen Planeten zu reden. Ein guter Bürger ist einer, der dem TV mehr traut als den eigenen Augen.

Störende Nachrichten via „Moral“ diskreditieren

Lies das, lies nicht dies! Es ist altmodisch, Nachrichten zu zensieren. Die neue Mode ist es, störende Nachrichten via "Moral zu diskreditieren. Wenn das nicht genügt, versucht man, die störenden Nachrichten mit hilfreichen zu übertönen. In Deutschland werden in letzter Zeit zusätzlich die "Nazi-Krimis" gedreht. Im GEZ-TV werden Filme gezeigt, in denen der Täter politisch der Opposition nahe zu stehen scheint.

Von Merkels damaligem Innenminister Thomas de Maizière ist die Formulierung überliefert: "Ein Teil dieser Antworten könnte die Bevölkerung verunsichern." Es ging um ein Fußballspiel, das wegen Terror-Gefahr abgesagt wurde. Er sagte es 2015

Es gibt eine Ethik des Nicht-Wissen-Lassens. Es ist für jeden Staat unerlässlich, dem Bürger nicht alle Information, die man selbst hat, zu geben. Die Aufgabe von Geheimdiensten ist es, von anderen Staaten und manchmal Bürgern dennoch solche Infos zu gewinnen.

Wenn der Bürger dem Staat glaubt, dass der Staat allzeit das Wohl des Bürgers im Sinn hat, dann sind die Ethik des Nicht-Wissen-Lassens und des Nicht-Wissen-Wollens kongruent. Der Staat will nicht, dass ich als Bürger gewisse Details etwa zu Waffen weiß – und ich will das auch gar nicht wissen!

Was ist aber mit Details, die mich konkret bedrohen? Wenn der Staatsfunk per Dekret erklärt, dass die tödlichen Folgen der aktuellen Politik nur "regionale Bedeutung" haben, haben Staat und Staatsfunk noch immer das gleiche Interesse wie ich?

Hätte manche Gewalt, manche Vergewaltigung und mancher Mord verhindert werden können, wenn solche Vorkommnisse nicht von Medien als "nur von regionaler Bedeutung" heruntergespielt worden wären?

  1. Leben ist der höchste ethische Wert.
  2. Es mehren sich die Hinweise darauf, dass Informationen zurückgehalten werden und Bürger sich in Folge unnötig in Gefahr bringen.
  3. Da Leben der höchste ethische Wert ist und Informationen über Entwicklung in der Sicherheitslage offensichtlich zurückgehalten werden, folgt eine ethische Pflicht, sich jenseits des Mainstreams zu informieren.

Niemand kann unbegrenzt Infos aufnehmen. Jeder hat nur so und so viele Stunden pro Tag. Infos machen auch müde. Nach der soundsovielten Nachricht sind wir erschöpft.

„Brot, Spiele und Null-Infos“

GEZ-Medien und ihre Freunde operieren, als ob sie uns mit der rauen Menge an Null-Infos "erschlagen" wollten. Das ganze Jahr über werden Talkshows de facto ohne Info-Wert ausgestrahlt. Alle zwei Jahre ist Fußball-WM oder -EM. Dazu kommen Musik-Shows, "Nazi-Krimis" und so weiter. Das römische "Brot und Spiele" bedeutete, dass ein abgelenktes und sattes Volk nicht rebelliert. Heute kann man sagen: "Brot, Spiele und Null-Infos". Wer die Info-Kanäle verstopft, der muss weniger zensieren.

Zu wenig zu wissen gefährdet das Leben und das Geld. Null-Infos sind wie Fast-Food ohne Nährwert. Talkshows sind die Hamburger der Information, GEZ-News sind die Cola.

Man hat das Gefühl, satt zu sein, doch in Wahrheit ist der Mangel an Nährstoffen kritischer als vorher. Nach Talkshow und Tagesschau könnte man das Gefühl haben, die Debatte zu verstehen, doch in Wahrheit ist der Mangel an Info und Perspektiven größer als vorher.

Wer wissen will, was wirklich passiert, der liest heute wieder immer öfter die "Auslandspresse", der liest querbeet und sucht darüber hinaus gezielt nach Informationen, die das offizielle Narrativ hinterfragen. (Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zum Beispiel dieser Tage über Deutschland: „Für Frauen hat sich die Sicherheit im öffentlichen Raum verschlechtert") Und er liest nebenbei auch die Freien Denker, klar!

Es ist gefährlich, nicht genug zu wissen. Es ist gefährlich, seinen Kopf mit Null-Infos zu füllen. Wenn es aber Pflicht ist, sich selbst zu informieren, ist es nicht genauso ethische Pflicht, den Freund und Nachbarn aufzufordern, sich zu informieren?

Ob "Du sollst nicht töten" oder "Du sollst nicht falsch Zeugnis geben wider deinen Nächsten" – es sind allesamt wichtige Gebote. Wir brauchen heute ein elftes Gebot: "Du sollst dich informieren, über das, was wirklich passiert. Du sollst deinem Freund helfen, informiert zu sein." Oder, kürzer: "Informiere deinen Nächsten wie dich selbst! Und natürlich: Informiere dich darüber, was wirklich passiert."

Oder, bürgerlicher: "Der anständige Bürger informiert sich auf unanständigen Wegen, damit er auch morgen noch anständig sein kann."

Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com.

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

Foto: Andreas Praefcke via Wikimedia

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Ilse Polifka / 21.06.2018

Sehr geehrter Herr Wegner, erst gestern habe ich zaghaft versucht mit einem langjährigen Bekannten über das Treffen Söder und Kurz zu sprechen. Sie können sich nicht vorstellen was für ein Sturm über mich hereinbrach. Noch heute bin ich vollkommen erschüttert und ratlos. Dies zu Ihrer Aufforderung.

Gertraude Wenz / 21.06.2018

Lieber Herr Wegner, wenn es so einfach wäre! Ich habe in den letzten Jahren versucht, meinen Freunden und Bekannten Informationen abseits des Mainstreams zu vermitteln. Ich habe ihnen die “Achse des Guten” und “Tichys Einblick” empfohlen. Null Erfolg. Ich habe schon fast verzweifelt versucht zu diskutieren. Auch der Erfolg ist mäßig (zwei Personen),  die meisten anderen (oft linksgrün) waren so verbohrt, dass sie mit Vernunft nicht zu erreichen waren oder auch einfach nicht interessiert. Ich werde inzwischen mit meinem Dauerthema für viele zur Nervensäge. Die Hälfte meines Freundeskreises habe ich mit meiner politischen Einstellung inzwischen verloren. Sei’s drum! Viele wollen von diesem Thema nichts mehr hören, manche regt es zu sehr auf, dann bitten sie um Beendigung des Themas. Erst gestern Abend sagte mir eine sehr geschätzte, kluge und hochgebildete Frau, als wir im Gespräch auf die Migrationskrise kamen - ich gebe zu, dass das zur Zeit mein Herzensthema ist (weil so wichtig in meinen Augen) - ihr Interessensgebiet sei breiter gefächert -  (nicht nur Flüchtlingskrise, ok, wir haben natürlich auch über anderes gesprochen) -  man könne sowieso nichts tun, so sei es nun mal und außerdem sei sie Kosmopolitin und denke nicht national. - Aha, wieder mal in die Nesseln gesetzt. Mein Interessensgebiet ist normalerweise auch breit gefächert, aber wenn ich auf einem untergehenden Schiff sitze, habe ich - na klar -  EIN (!)Thema. Aber viele stecken lieber den Kopf in den Sand, als sich mit Unangenehmem auseinanderzusetzen oder sehen alles als halb so schlimm an. Eine Kassandra ist nirgendwo beliebt. Und hat man nicht früher in antiken Zeiten den Überbringer schlechter Nachrichten zur Strafe ins Jenseits befördert?

Margit Kästner / 21.06.2018

O , wie wahr , tägliche Anwendungen dieser Aufforderung ,die ich als Vielleser ,täglich anwende ,führen mich mehr und mehr in eine soziale Isolation . Allein die Bitte ,lest doch mal im Netz was auf euch zukommt mit Dublin IV. grenzt an Unverständnis . Es ist zum Mäusemelken humanitäre Weltbürger ohne Weltkarte , ausgestattet mit Reiselektüre aus allen Ländern der Welt . Erschreckend die hohe Zahl an ablehnenden ” BILDUNGSBÜRGERN ” . Dieses geistleere Kollektiv an Interessenlosigkeit macht mich fassungslos . Von den GEZ Gebühren erlöst uns nur der Totenschein , na prima , erlöse uns von dem Übel , denn dein ist das Wort…………..AMEN!

Andreas Rochow / 21.06.2018

Achse-Leser befolgen mehrheitlich dieses schöne elfte Gebot. Das hat befreiende Effekte. Der Unmut über das ö.-r. Erziehungs- und Desinformationssystem, Aktivisten-Talk, Nazi-Krimis und zu Propagandaschinken entstellter Weltliteratur, sind die unverhüllte Fratze einer Meinungsdiktatur, deren Hauptproblem die Realität und der Diskurs ist.

Andrea Walter / 21.06.2018

So sehr ich Ihnen zustimmen mag, es gibt ein praktisches Problem. Manche Menschen möchten nicht informiert sein. Sie vertrauen voll und ganz den ÖR. Alles andere wird ausgeblendet, möchte man nicht wissen. Wird abgetan als Fake News oder schlimmeres (die bekannte Nazi-Keule). Dabei verweise ich immer auf “seriöse” Quellen. Keine Blogs oder Facebook Kommentare, die man nicht nachvollziehen kann. Nein, es sind immer alt eingesessene Zeitungen, die einen guten Ruf haben. Egal welcher Richtung. Aber selbst das wird nicht geglaubt. Man will es nicht hören. Und ich bin es leid zu diskutieren. Es bringt einfach nichts.

Joachim Kuhlmann / 21.06.2018

O, diesen GEZ-Aliens begegne ich täglich. Neulich befand eine studierte Kollegin, Ende 50, die sich selbst gewiss für modern, aufgeklärt und auf der Höhe der Zeit sieht, man solle doch endlich „die arme Frau Merkel in Ruhe lassen!“ Ruhe ist für diese Neo-Wilhelmisten also wieder die „erste Bürgerpflicht“! Und für die Schüler der Merkelepoche gilt schon sachlicher Streit im Unterricht als so furchtbar, dass sie ihn konsequent vermeiden. Daher haben die „Feinde der Offenen Gesellschaft“ (Popper) heute so leichtes Spiel. Kaum jemand möchte „Streit“, obwohl er lange nicht mehr so dringend benötigt wurde: Streit um die allerbesten Lösungen für uns und unsere Kinder!

Rüdiger Kuth / 21.06.2018

“Nach Talkshow und Tagesschau könnte man das Gefühl haben, die Debatte zu verstehen, doch in Wahrheit ist der Mangel an Info und Perspektiven größer als vorher.” Eben, deswegen schaue ich mir so was schon lange nicht mehr an. An jede meiner E-Mails hänge ich übrigens den Link zu diesem Blog an, tut nicht weh und kostet auch nichts…

HaJo Wolf / 21.06.2018

Die Merkel-Diktatur wird mit allen Mitteln versuchen, die unabhängigen, freien Informationskanäle zu behindern und zu verstopfen. Erster Schritt war das Netzwerkdurchsetzungsgesetz, der nächste die DSGVO, und während der WM wird die millionenschwere Erhöhung der Parteienfinanzierung mit de Begründung durchgewunken, man benötige das Geld zum Kampf gegen Fake-News. Wer heute öffentlich seine Nachbarn informiert, läuft schon Gefahr, diffamiert und attackiert zu werden.

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