Am morgigen Sonntag spricht Gerd Buurmann mit seinen beiden Gästen, dem Achgut-Autor Roger Letsch und dem Forstwissenschaftler Prof. Andreas Schulte, über die Ungerechtigkeiten, die aus Subventionen entstehen können.
Stellen Sie sich einen Platz vor, an dem es fünf verschiedene Restaurants gibt. Jedes Restaurant hat seinen eigenen Stil. Es herrscht kulinarische Vielfalt an dem Platz. Was kann diesem Paradies gefährlich werden? Staatliche Subventionen!
Irgendwann entdeckt die Politik ihr Herz für die kulinarischen Künste und beginnt damit, eines der fünf Restaurants zu fördern. Vier Restaurants sehen sich plötzlich einem verzerrten Wettbewerb ausgesetzt, da das fünfte Restaurant ein Konkurrent ist, bei dem die Kasse bereits klingelt, bevor dort überhaupt etwas bestellt wurde. Das subventionierte Restaurant kann jetzt ohne Probleme die Preise senken, seine Gerichte günstiger anbieten und zudem in bessere Produkte investieren. Die anderen Restaurants müssen weiterhin ausschließlich mit ihrem erwirtschafteten Geld auskommen. Bessere Produkte können sie nicht einkaufen, aber dem Preisdruck müssen sie dennoch folgen. Es werden daher minderwertige Waren eingekauft und verarbeitet. Das geringere Einkommen wird zudem durch Lohnkürzungen bei den Köchen kompensiert. Die guten Köche gehen. Die Qualität leidet. Weniger Gäste kommen. Ein Restaurant wird zu selten besucht und muss schließen. Da sind es nur noch vier Restaurants.
„Kein Problem“, sagt die Politik, „wir können ja noch ein weiteres Restaurant subventionieren.“ Alle Restaurants stellen einen Antrag auf Unterstützung, und auf einmal gibt es zwei subventionierte Restaurants am Platz. Dann kommt der Sommer. Alle Restaurants stellen ihre Stühle raus. Da denkt sich die Politik: „Moment mal, die Konzessionen für die Außengastronomie sind viel zu gering und da sind zwei Restaurants am Platz, die haben genug Geld. Da sollten wir was ändern.“
Das Ordnungsamt und die Bauaufsichtsbehörde schicken ihre Leute los. Sie reden von Sicherheit, sagen, sie dächten nur an die Kunden und vor allem, lieber jetzt etwas pingeliger als später das Nachsehen. Ein Restaurant kann sich die neuen und teuren Anforderungen nicht leisten und muss schließen. Da sind es nur noch drei Restaurants.
„Tja,“ sagt die Politik, „wir würden ja gerne helfen, aber wir haben momentan das Geld leider nicht.“ In der Kommune läuft es finanziell alles andere als gut. Den subventionierten Restaurants müssen die Gelder gekürzt werden. Daraufhin demonstrieren die zwei subventionierten Restaurants. Einige Köche und Kellner legen sich vor das Rathaus und rufen: „Die Küche stirbt!“ Die Presse berichtet: „Ab heute bleibt die Küche sozial kalt!“
Die Bevölkerung ist außer sich. Es hilft nichts. Die Subventionen werden gekürzt. Jetzt müssen auch die subventionierten Restaurants einsparen, trauen sich aber nicht, die Preise zu erhöhen. Stattdessen sparen sie bei den Köchen und bei den Waren. Die Löhne fallen. Die Qualität leidet. Ein Restaurant hat sich mittlerweile so an die Subventionsgelder gewöhnt, dass es verlernt hat, unabhängig zu wirtschaften, und plant seinen Ruin. Da sind es nur noch zwei Restaurants.
Nur noch zwei Restaurants sind vor Ort, eines wird subventioniert, das andere nicht. An den Stellen, wo einst die anderen Gasthäuser waren, haben mittlerweile Fressbuden geöffnet, die deutlich billiger sind. Diesem Druck ist das Restaurant nicht lange gewachsen und muss schließen. Da gibt es nur noch ein Restaurant.
An dem Platz, an dem einst fünf gute Restaurants zu besuchen waren, steht jetzt nur noch ein Restaurant und ein paar Fressbuden. Irgendwann kommt eine Frau an den Platz und stellt die Frage, ob es eigentlich gerecht ist, dass dieses eine Restaurant subventioniert wird. „Aber liebe Frau,“ sagt der Pressesprecher der Stadt, „wie können Sie nur so eine Frage stellen? Sie sehen doch, was hier los ist. Wenn wir jetzt aufhören, das Restaurant zu subventionieren, dann gibt es hier nur noch Imbissstuben und Frittenbuden. Wir garantieren hier die Qualität! Ohne Subventionen müsste das einzige Restaurant am Platz schließen. Dann gäbe es dort nur noch Dreck zu essen. Es ist unsere politische Pflicht, das Gute zu unterstützen.“
Die Frau geht nach Hause und bestellt sich eine Pizza über das Internet. Am nächsten Tag erhöht die Kommune die Steuern.
Dieses kleine Gedankenspiel soll veranschaulichen, welche Probleme durch staatliche Subventionen entstehen können, besonders wenn die Subventionen auch noch auf Ideologien gebaut sind. Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit dem Blogger Roger Letsch von dem Blog "unbesorgt" und dem Unternehmer und Forstwissenschaftler Prof. Andreas Schulte von CumTempore.