indubio / 06.09.2020 / 12:00 / 47 / Seite ausdrucken

Indubio Folge 56 – Kultureller Bürgerkrieg

In unserem Mittagsprogramm für Kopf-Hörer diskutieren heute der Medienwissenschaftler Prof. em. Norbert Bolz, der YouTube-Publizist Gunnar Kaiser und der Schriftsteller Bernhard Lassahn mit Burkhard Müller-Ullrich über den von Gunnar Kaiser mit-lancierten Appell gegen die grassierende Kultur des Mundtotmachens und Existenzvernichtens. Bringt es etwas, zum ideologischen Gegner die Hand auszustrecken? Gehört Cancel Culture nicht zum unveränderlichen Erbgut der Linken? 

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giesemann gerhard / 06.09.2020

Es kostet 20.000,00 Euro, wenn man Kinderehen beim Moslem benennt und kritisiert. Urteil liegt achgut vor.

Thomas Schmied / 06.09.2020

Bringt eine nett formulierte Unterschriftensammlung etwas? Bringt eine Massendemo wie die von Querdenken etwas? Ja und nein, meine ich. Kann beiden Argumenten zustimmen. Bolz dahingehend, dass die Schweigespirale unterbrochen wird. Leute sehen, dass sie nicht alleine sind. “Man” darf eventuell Dinge “jetzt” eher “sagen”, wenn Menschenmassen dafür demonstrieren oder “besonders wichtige Leute” dafür unterschreiben, dass Dinge wieder dirkutiert werden dürfen. Doch Burkhard Müller-Ullrich liegt auch nicht falsch, wenn er anzweifelt, dass sich nun alle die Hand geben werden. Warum wollen die Herrschenden denn Abweichler zum Schweigen bringen? Warum laden sie denn Leute wie Bhakdi nicht zu ihren GEZ-Edelquatschbuden ein? Weil sie Angst haben! Sie haben Angst davor, dass ihnen die Meinungskontrolle entgleitet, Angst davor, vorgeführt zu bekommen, dass sie Unrecht haben, dass ihre Politik eben NICHT alternativlos ist! Bhakdi gegen Lauterbach - das will ich wirklich mal sehen! Sie haben ein bestimmtes Programm und sie wollen bestimmte Debatten einfach nicht, die es infrage stellen. Denen geht es längst nicht mehr um intellektuelle Redlichkeit oder Debattenkultur, meine ich, sie sehen nur eiskalt die direkte Wirkung auf das Wahlvieh (sorry). Das Framing und seine Wirkung auf die Mehrheit zählt. Leider sieht die Mehrheit eben immer noch nur den Rahmen (den “Frame”). Die Mehrheit geht den bequemen Weg. Die Herrschenden und ihre Medien werden durch Appelle zur Redlichkeit oder durch Demonstrationen nicht umgestimmt. Denen kann man nur noch mit Machtentzug begegnen. Doch immer mehr Leute kann man erreichen und sie dazu ermutigen, zumindest mal die eigene Birne zu benutzen.

Andreas Rühl / 06.09.2020

Das Problem ist nicht der “Bürgerkrieg”. Das Problem ist, dass durch das Ausschalten “unerwünschter” Meinungen keine vernünftige Konsensfindung möglich ist. Man kann sich dann den Diskurs auch ersparen. Das Ergebnis steht fest. Das ist das Problem, sonst nix,

Max Wedell / 06.09.2020

2/2 ... denn wenn ich vom Anderen etwas höre, das mir nicht gefällt, reicht die Verschiebung des Anderen ins absolut böse, und ich muß mich nicht mehr mit einer Suche nach Gegenargumenten herumschlagen. Sehr bequem. Es wäre aber unehrlich, nicht auch zu diagnostizieren, daß diese und andere Vorteile der Idee des absolut bösen Menschen auch Konservativen bzw. Rechten bekannt sind. Eine Dekonstruktion der Idee des absolut Bösen stünde dringend an der Tagesordnung, aber es kann doch nicht jemand allen Ernstes glauben, sie könne so erfolgen: “Der absolut Böse existiert, nur ist es kein Rechter, sondern ein Linker.” So schreiben aber leider viele Diskutanten hier. Das ist kontraproduktiv, und ganz besonders, wenn es auf Argumente völlig verzichtet und sich auf reine Affirmationen beschränkt. Beim zehnten Mal wird sowas dann obendrein langweilig. - Der Überwindung der Idee vom absolut bösen Menschen steht leider ihre Wirksamkeit für Gehirnwäsche entgegen. Neulich hatte ich eine denkwürdige Begegnung mit einem interessanten Fall. Beim abendlichen Spazierengehen fiel mir ein schon leicht Angeschickerter von seinem Fahrrad vor die Füße. Ein großes Redebedürfnis war bei ihm vorhanden. Schnell stellte sich heraus, daß er ein klarer Neonazi war, der, von meinen Nachfragen provoziert, nicht müde wurde, die Vorzüge der Hitlerdiktatur anzupreisen. Als das Gespräch dann auf Gegenwartsfragen schwenkte, kam recht bald der altbekannte Satz: “Die Linken sind doch heute die eigentlichen Nazis.” Hier sieht man, daß die Idee vom absolut Bösen so mächtig ist, daß mit ihr sogar Schizophrenie, d.h. Persönlichkeitsspaltung hervorgerufen werden kann. Die Person, die ans Gute im Nazitum glaubt, bekommt gesellschaftlich intensiv die Idee von der Bösartigkeit des Nazitums induziert und glaubt auch an sie, d.h. an beides gleichzeitig! Lustig, aber gleichzeitig auch traurig: Auf ein so wirksames Mittel der Gehirnwäsche wird niemand, egal ob links oder rechts, freiwillig verzichten.

B. Oelsnitz / 06.09.2020

@ Sabine Lotus: Ob Ihres Kommentars der ‘Handreichung’ scheinen Sie mir eine Träumerin und keine Gartenbesitzerin zu sein. Besäßen Sie einen solchen, dann müßten Sie eigentlich wissen, daß man Unkraut nicht durch Pflege, sondern nur durch Herausreißen, so Sie nicht Chemie-Waffen einsetzten, Herr werden kann!

Max Wedell / 06.09.2020

1/2 Sehr interessante Diskussion. Zur Genese des Phänomens würde ich sogar noch vor den Feminismus gehen, zur Vergangenheitsbewältigung der 68er. Die waren konfrontiert und unzufrieden mit dem damaligen Zeitgeist: Apologetik mit einem “Es war nicht alles schlecht bei den Nazis” auf den Lippen. Es hätte die Möglichkeit gegeben, dieser Ansicht mit der Antwort zu begegnen, die sich jedem vernünftigen Menschen geradezu aufdrängt: “Sicher nicht, aber vieles Schlechte bei den Nazis war so derartig schlecht, daß eine Gesamtbilanz niemals auch nur annähernd in den Bereich des Positiven kommt”. Die 68er wählten eine andere Antwort: “Doch, bei den Nazis war alles schlecht”. Der absolut böse Mensch, den es bisher nur in Märchen und in Diskursen in Diktaturen und an Stammtischen, d.h. für Intellektuelle, die sich von Stammtischen fernhielten, nur in Diktaturen existierte, existierte plötzlich auch für Intellektuelle wieder, sogar in einer Demokratie. Die Idee, es könne so etwas wie das absolut Böse in menschlicher Form geben, wurde von Jahr zu Jahr dadurch gestärkt, daß die Sensibilität gegenüber dem “absoluten Bösen” im linken Spektrum beständig anwuchs, es an immer neuen Stellen aufgespürt wurde. Gegenüber dem absolut Bösen gibt es aber keine andere vernünftige Strategie, als es ausmerzen zu wollen. Diskurse erübrigen sich, da sie nur zum Ziel haben könnten, evtl. doch etwas Gutes vom Gegner zu erfahren, aber so etwas ist doch gegenüber dem absolut bösen Menschen eine völlig vergebliche Hoffnung. Deswegen ist Diskurs überflüssig, und absolut böse Menschen müssen unerbittlich “gecancelt” werden. Was die 68er in ihrer “Vergangenheitsbewältigung” einübten, ist inzwischen gängiges Instrument der “Gegenwartsbewältigung” geworden. Dieser Erfolg der Idee des absolut Bösen ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß diese Idee die geringsten Ansprüche an die Denkfähigkeit bzw. -willigkeit stellt…

Rupert Drachtmann / 06.09.2020

@ Hr. Bechlenberg, ich teile Ihre Meinung. Jedoch ist heutzutage wohl der zeitgemäße Trend „das Handausstrecken“, „die zweite Wange hinhalten“. Ein Zeichen von Stärke ist es allemal und strategisch klug auch. Wenn die „mediale Linke“ als „intellektuell Obdachlos“ bezeichnet wird ist das einfach gnädig formuliert. Wobei Mitleid auch die Endstufe des Abstieges ist. Ich selbst bin nicht so wortgewandt. Für mich sind derartige Menschen schlicht faul, dumm und arrogant. Fett gefressen im Naturschutzpark öffentlich finanzierter Medien. Lebensunfähig. Angst haben sie, deshalb werden sie zornig. Einfach nur noch hilflos. Mitleid muss man mit solchen Menschen nicht haben. Diese Typen sind die willfährigen Wegbereiter wie sie schon öfter gebraucht wurden.

Markus Kranz / 06.09.2020

In Wirklichkeit befinden wir uns immer noch im kalten Krieg, der mit unverminderter Härte geführt wird. Der Westen soll, 30 Jahre nach dem Untergang der Sowjetunion, endlich kaputt gemacht werden. Und dazu holt man sich IS, Hamas und BDS als Verstärkung, kriminelle Klans und internationale NGOs.

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