indubio / 20.06.2021 / 08:00 / 57 / Seite ausdrucken

Indubio Folge 137: Cancel Culture seit der Steinzeit 

Auf vielfachen Wunsch gibt es ab heute Indubio am Sonntagmorgen schon ab 8 Uhr. Roger Köppel (Verleger und Chefredakteur der „Weltwoche“), Milena Preradovic (Youtube-Kanal „punkt.preradovic“) und Joachim Steinhöfel (Rechtsanwalt und Publizist) diskutieren mit Burkhard Müller-Ullrich über die Formen und Verwerfungen des Meinungskampfes, über den Putin-Biden-Gipfel in Genf sowie über die Anstrengungen der woken Journalisten und Politiker, Ungarn schlechtzumachen

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Wilfried Düring / 20.06.2021

Bundeskanzler Kohl und seine Regierung setzten zwar die ‘Nachrüstung’ genannte Raketenstationierung durch (das war unbedingt richtig) - ansonsten aber waren die Unterschiede in der Außen- und Deutschlandpolitik meist gradueller und nicht prinzipieller Natur. Man ließ sich mit Öl und Gas beliefern und machte auf ‘Entspannung’. Friedens-‘Bewegte’, Grüne und Linke demonstrierten gegen ‘die Hochrüstung’ – konkret allerdings meist gegen die der NATO und AMERIKANISCHE Atom-Raketen! Warum ausgerechnet manche derjenigen, welche sich zu Zeiten des Herrn Breschnew oft genug als dessen ‘Fünfte Kolonne’ betätigten, HEUTE zu den Kriegstreibern gegen das Rußland des Herrn Putin gehören, bedarf einer ausführlichen Erklärung und Begründung (gemeint sind insbesondere einige hemmungslose Kriegstreiber unter den Grünen - die Forderung nach deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine, ist meines Erachtens ein Schlag ins Gesicht für alle, die jemals für Entspannung, Verständigung und Abrüstung eingetreten sind und dafür jahrelang demonstriert haben !!!). Und jetzt habe ich (an das Achse-Team und an Herrn Steinhöfel) zwei einfache Fragen: War die Brandtsche Entspannungspolitik gegenüber Breshnew und dessen SU, DAMALS – in den 70-er Jahren – richtig? Und falls damals diese Entspannungspolitik richtig war (das Gegenteil wagt man als ‘guter Deutscher’ kaum zu denken), falls also Politik von Brandt, Bahr, Schmidt und Genscher in den 70’ern richtig war - wieso kann dann eine entsprechende Entspannungspolitik gegenüber Putin und dessen Rußland HEUTE falsch sein? Diesen Widerspruch muß uns Herr Steinhöfel meines Erachtens erklären! Letzter Punkt: Die neue Weltmacht China betreibt eine aggressive Expansions-Politik im Pazifik ( ‘aufgeschüttete Inseln’ im Südchinesischen Meer). China Herrscher bedrohen Hongkong und Taiwan; sie verantworten einen de-facto Völkermord im Tibet. Es liegt im Interesse ‘des Westens’, daß Rußland ein Verbündeter des Westens ist/wird - und nicht ein Verbündeter Chinas!

Thomas Schmied / 20.06.2021

Ihr benennt und beschreibt die Problematik ja immer prima. Das muß auch sein! Doch langsam wird es Zeit für den nächsten Schritt. Wie kann man was dagegen tun? Herr Köppel brachte einen ganz wichtigen Ansatz. Die neuen Totalitären sind argumentativ unterlegen! Deshalb diskutieren sie nicht, deshalb müssen sie mit den immer gleichen dämmlichen Textbausteinen diffamieren, “anbräunen” (ein großartiger Begriff von Ernst Jünger) und eben canceln. Man muß den Gegner auf dem Feld begegnen, auf dem man ihn schlagen kann. Die Frage ist nun die: Wie zwingen wir sie zur redlichen Argumentation?

Thomas Hechinger / 20.06.2021

Ich habe den Herren Steinhöfel und Köppel bei ihrem Putin-Disput aufmerksam zugehört. Wenn Herr Steinhöfel zu Ende gesprochen hatte, dachte ich: Genau so ist es. Und wenn Herr Köppel mit seiner Argumentation durch war, dachte ich: Jedes Wort stimmt. Jetzt habe ich ein intellektuelles Problem, denn offenbar sind beide Sichtweisen miteinander unvereinbar. Ich muß daraus wohl schließen, daß ich mir hinsichtlich Rußlands und seines Präsidenten höchst unschlüssig bin, was das Richtige ist. Wie weit darf Pragmatismus gehen, wenn er mit Prinzipien kollidiert?

Wilfrid Düring / 20.06.2021

Die vom Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Brandt und dessen Mitarbeitern (Bahr) vertretene ‘Entspannungspolitik’ gegenüber dem Ost-Block (daher der Sowjet-Union des Herrn Breschnew) gilt heute allgemein als:  richtig, visionär, zukunftsweisend. Breschnew verantwortete den Einmarsch der Roten Armee in die CSSR 1968, mittelbar die gewaltsame Niederschlagung des Polnischen Arbeiteraufstandes 1970, die Hochrüstung mit atomar bestückten SS20-Raketen und später die Besetzung Afghanistans usw. . Unter Herrn Breschnew und seinen Nachfolgern standen die Truppen der Roten Armee in Thüringen, Brandenburg, Polen, Tschechien, im Baltikum. Echte und angebliche Dissidenten wurden weggesperrt und manchmal vom Westen ausgetauscht oder/und freigekauft. Konkret verweise ich auf die Schicksale von Warlam Schalamow (Kolyma), Jelena Bonner und Andrej Sacharow. Politische Morde gab es JEDES Jahr - übrigens auch in der und durch die DDR - . Ich erinnere an die vielen Opfer des Grenzregimes und nenne dann einige, wenige Namen (es gibt VIEL mehr): Matthias Domaschk, Lutz Eigendorf, Michael Gartenschläger, Winfried Baumann, Christa-Karin Schumann usw. usw. . Ich kann mich nicht erinnern, daß die Sowjetunion und/oder die DDR in den 70-er oder 80-er Jahre vom Westen mit nennenswerten Sanktionen belegt wurden. Ich kann mich nicht erinnern, daß die aufgelisteten Fakten die Handels- und Wirtschaftspolitik sowie den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch nennenswert beeinträchtigt haben (Leipziger Messe !). Ich kann mich nicht erinnern, daß in der alten Bundesrepublik ein Politiker oder Journalist den Herrn Breshnew einen ‘Mörder und Kriegsverbrecher’ genannt hat (was er ohne jeden Zweifel - auch - war) ! Es war NORMAL mit Breshnew, Honecker und ihren Abgesandten, Funktionären und Agenten zu reden und zu handeln - und manchmal auch mehr als das. Es waren doch mehr oder weniger ALLE ‘für den Frieden’ und ‘für die Entspannung’. Sie etwa nicht, Herr Steinhöfel?  

M. Wilde / 20.06.2021

Herr Steinhöfel erzeugt bei vielen seiner Äußerungen meine Zustimmung. Wo er meiner Meinung nach irrt, ist seine Bewertung Putins und Russlands. Putin ist ein Machtmensch und gewiss nicht zimperlich. Bei den, heute in der Welt gängigen Normen, ist er aber gewiss kein Kriegsverbrecher, macht er doch nur dass, was viele seiner „Kollegen“ auch machen und gemacht haben. Mit der Einschätzung Putins durch Mister Trumps, bin ich daher sehr einverstanden. Was mich an Herrn Steinhöfel ebenfalls irritiert ist, dass er gegen die Cancel Culture kämpft und gleichzeitig den Dialog mit andersdenkenden (Putin) für einen Fehler erachtet. Das wirft bei mir die Frage auf, ist die Verteidigung der Freiheit sein Geschäftsmodell, oder echte Überzeugung. Ich hoffe letzteres! Insgesamt war es wieder eine spannende und hervorragend gemachte Sendung. Allen einen schönen Sonntag und eine erfolgreiche Woche.

Pius Hälg / 20.06.2021

Roger Köppel vergisst immer wieder zu erwähnen, dass die Sowjetunion mit dem Hitler-Stalin-Pakt erst die Voraussetzung für den zweiten Weltkrieg geschaffen hat. Damit sollen die immensen Opfer der Völker der Sowjetunion im Krieg gegen Nazi-Deutschland in einer Weise heruntergespielt werden.

Marc Greiner / 20.06.2021

Warum wird eigentlich der Kalte Krieg als etwas Negatives dargestellt? Fakt ist doch, Russland, China, Iran und Nord-Korea, um einmal die wichtigsten Problemländer zu nennen, sind drauf und dran die westliche Zivilisation in Frage zu stellen, zum Teil massiv. Wäre denn ein heisser Krieg besser? Oder gar nichts tun? Früher hiess es Containment, Eindämmung. Da müssen wir wieder hin. Ich weiss, die Weltwoche hat eine Schwäche für Russland. Ich auch, sogar sprachlich, aber sicher nicht im politischen Sinne.

Thomas Schmied / 20.06.2021

Mein Großvater hätte auch Blockwart werden können. So richtig. Man trat an ihn heran. Es hätte finanzielle und sonstige Vorteile für ihn bedeutet, er hätte in die Partei eintreten müssen. Er lehnte ab. Er schob “gesundheitliche Gründe” vor. Man muß kein Märtyrer sein, um kein Mittäter zu werden. Das mit dem Frosch war übrigens so, dass man ihm das Hirn entfernt und ihn dann langsam gekocht hat. Im Experiment sind die Frösche mit Hirn irgendwann aus dem Wasser gesprungen. Das ist leider in der Realität nicht immer so.

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