Markus Vahlefeld / 05.08.2014 / 17:58 / 13 / Seite ausdrucken

In uns allen schlummert ein Unbehagen am Jüdischen

Als Vater zweier adoleszierender Kinder mache ich mir seit letzter Woche Gedanken, wie es wohl wäre, wenn meine 21jährige Tochter mir mitgeteilt hätte, sie wäre auf eine dieser Anti-Israel-Demonstrationen gegangen, „um ihre Solidarität mit den Palästinensern und ihren Widerstand gegen den Krieg“ zum Ausdruck zu bringen. Was würde ich ihr schreiben können?

Meine liebe J.,

Du hast sicher schon am Telefon gemerkt, dass ich ziemlich erschüttert war von dem Umstand, dass Du an einer judenfeindlichen Demonstration teilgenommen hast. Ich könnte jetzt viele standardisierte Sätze loswerden, die ich gelernt habe, um Generationenkonflikte zu entschärfen: wie sehr ich Dein Gerechtigkeitsempfinden respektiere und wie toll ich Dein Engagement finde. Aber sie wären alles andere als ehrlich. Denn trotz meiner Liebe zu Dir überwiegt die Fassungslosigkeit über so viel Geschichtsvergessenheit.

Du im Gegenzug hast mir vorgeworfen, ich würde blind zu Israel stehen und nicht sehen, dass Israel Kriegsverbrechen begeht. Zu den Kriegsverbrechen möchte ich nicht Stellung nehmen und hoffe inständig, dass dir dieser Begriff im Eifer des Streits herausgerutscht ist. Mit dem Vorwurf der Kriegsverbrechen bist du bereits mittendrin in dem, was ich die Kriminalisierung des Staates Israel nenne. Früher hieß es Blutsauger und Parasit, heute heißt es Verbrecher und Kindermörder. Und immer unterjochen sich die Juden fremde Völker. Vielleicht siehst Du daran, wie sehr die Ressentiments von heute denen von früher ähneln.

Ich stehe an Israels Seite. Aber ist das schon blind? Israel steht für Werte, hinter denen ich auch stehe: Demokratie, Gleichberechtigung, Fortschritt und Prosperität. Sag Du mir bitte, warum ich an der Seite von Fanatikern stehen sollte, die das Recht auf Individualität mit Füßen treten und denen das Himmelreich wichtiger ist als dieses wunderbare Leben auf dieser Erde. Gerade Du, die sich immer das Recht auf ihren eigenen Weg herausgenommen hat, müsstest doch einsehen, dass Du in den islamistischen Ländern weder Deine zerrissenen Jeans noch die Piercings tragen dürftest. Von Rauchen, Tanzen und Trinken ganz zu schweigen. Was ist daran erstrebenswert?

Du sagst, man müsse sich gegen die Ungerechtigkeit engagieren. So selbstlos das klingt, erlaube ich mir dennoch, eine andere Meinung zu haben. Ich wünschte, mir wäre Israel so egal wie die meisten anderen Länder. Die Forderung eines weltumspannenden Bewusstseins, bei dem jeden alles angeht, halte ich für maßlos. Meist wird sie von Menschen vertreten, die damit ihre sehr selektive Wahrnehmung zu kaschieren versuchen. Und meist steht Israel im Mittelpunkt dieser sehr selektiven Wahrnehmung. Ich dagegen erfreue ich mich an allen Ländern, von denen ich nichts wissen müssen muss.

Als der Krieg zwischen Israel und der Hamas eskalierte, kamen im gleichen Zeitraum mehr als doppelt so viele Menschen in Syrien um. Der syrische Bürgerkrieg scheint an Brutalität nicht zu überbieten zu sein. Habe ich die Kundgebungen und Solidaritätsbekundungen dazu verpasst? Oder an dich gerichtet: hast Du der syrischen Toten gedacht und warst so aufgebracht über so viel Leid, dass es dich auf die Straße trieb?

Dann erlaube mir die nächste Frage: warum bloß wird bei den Toten mit zweierlei Maß gemessen? Palästinensische Tote entfachen einen Brand des Hasses auf Israel. Syrische Tote gehen den meisten Menschen am Allerwertesten vorbei. Du könntest auch die Toten in Libyen, im Irak oder in Nigeria nennen. Wenn wirklich jeden alles anginge, man würde von der Straße gar nicht mehr wegkommen. Die Wahrheit jedoch ist, dass die Straße nur die palästinensischen Toten kennt und sich am Hass gegen Israel und die Juden hochzieht. 

Ich habe dir am Telefon gesagt, dass ich deine Gefühle respektiere, sie aber für vorgeschoben halte. Daraufhin hast Du aufgelegt. Es ist der alte Konflikt zwischen uns beiden. Du wirfst mir vor, ich würde deine Gefühle nicht ernst nehmen und ich empfinde deine Gefühle als blind. Diesen Konflikt können wir jetzt nicht lösen. Ich möchte versuchen, von der anderen Richtung zu kommen.

Wir Menschen nehmen selektiv wahr. Leider wissen wir nicht, wer oder was unsere Auswahl bestimmt. Wer setzt die Filter, dass bestimmte Wahrnehmungen uns berühren, während andere uns kalt lassen oder sogar unterhalb des Wahrnehmungsradars bleiben? Solange wir den Urheber unserer Wahrnehmungen nicht benennen können, sollten wir unserer Auswahl nur bedingt trauen. Ganz besonders misstrauisch sollten wir in Bezug auf die Wahrnehmung des Jüdischen sein, denn hier ist eine wirkungsmächtige Matrix am Werk, die unsere Kultur seit fast 1.000 Jahren mit bestimmt.

Noch immer gibt es keine wirklich befriedigende Antwort darauf, wo dieser völker- und nationenübergreifende Antisemitismus herrührt. Fast könnte man meinen, er gehöre zur DNA Europas dazu - sozusagen eingeschrieben in die Kulturgene. Aber es ist nicht Europa allein. Überall dort, wo das Christentum sich ausgebreitet hat, gibt es eine Tendenz zum Antisemitismus. Von Südamerika bis Russland werden Juden gerne gehasst. Und im 20. Jahrhundert ist mit dem islamischen Antisemitismus eine Spielart ins Bewusstsein gerückt, die nicht mehr allein christlich konnotiert ist. Islam wie Christentum folgten dem Judentum nach, bauten auf ihm auf und hassen ihn trotzdem - oder gerade deswegen - auf inbrünstige Weise. Es ist ein wenig wie mit dem Hase und dem Igel. Der Igel ist immer schon da, wo der Hase hinkommt. Nur dass in der echten Welt zerstörerische Emotionen damit einhergehen.

Egal ob man an Gott glaubt oder an die Umma oder an die Überwindung der Nationalstaaten, die Juden sind immer noch eine Provokation. Sie weisen die Angebote der Gottesfürchtigen zurück und zeigen wenig Bereitschaft, Begriffe wie Volk und Nation zugunsten von etwas Weltumspannenden zu überwinden. Alle politischen und religiösen Anschauungen, die ewigen Frieden und eine einheitliche Welt versprechen, neigen dazu, die Juden abzulehnen. Sie sind der Stachel im Fleisch aller Heilsversprechen, weil sie gelassen verschmähen, was unserem Denken so heilig zu sein scheint.

Wir Heutigen, die wir nicht mehr in die Kirche gehen oder an einen Gott glauben, sollten nicht meinen, dass wir allein deswegen vor Antisemitismus gefeit wären. Nochmals: der Antisemitismus gehört zur DNA der monotheistischen Kulturkreise und hat sich schon lange von der Religion gelöst. Wir sollten ihn als Tatsache begreifen, mit der sich die monotheistische Welt konstituiert hat. Wenn wir unsere Kultur zugunsten zivilisatorischer Standards etwas befrieden wollen, dann müssen wir auch den Antisemitismus in den Griff bekommen. Bis dahin stehen wir alle unter Generalverdacht. Auch Du. Auch ich.

In uns allen schlummert ein Unbehagen am Jüdischen, das sich in Intervallen Bahn bricht. Vor 80 Jahren galten die Juden als Bedrohung für das Deutschtum, heute gelten sie als Bedrohung für den Weltfrieden. Vor 80 Jahren war allgemeiner Konsens, dass die Juden, die nicht mal 1% der deutschen Bevölkerung ausmachten, zu viel Macht und Einfluss hätten. Heute sind die meisten Menschen davon überzeugt, dass die Juden, die nicht mal 0,1% der Weltbevölkerung ausmachen, über Wohl und Wehe des Weltfriedens entscheiden. Das nenne ich selektive Wahrnehmung. Die Matrix dahinter ist das Unbehagen am Jüdischen, das sich jederzeit als Judenhass entladen kann. So wie jetzt auf den Gaza-Demonstrationen.

Wir Monotheisten sind anfällig für den Judenhass. Salopp gesagt, ist der Antisemitismus eine schlechte Angewohnheit, ein mentales Alkoholproblem. Schlechte Angewohnheiten wird man nur los, wenn man sich konsequent aller Verhältnisse entsagt, die einen in Versuchung führen könnten. Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser, Gaza-Flotillen oder die Forderung nach der Kennzeichnung von israelischen Waren sind wie diese leckeren Alkoholpralinen, vor denen sich jeder Alkoholiker dringend hüten sollte. Wir sollten uns selbst nicht trauen, wenn mal wieder Israel und die Juden als scheinbares Weltenproblem aufpoppen. Wir sollten dann in uns hineinlächeln und sagen: Hoppla, da ist sie wieder, die bekannte Matrix, die unsere Wahrnehmungen bestimmt und unsere Gefühle lenkt.

Lass uns doch diese Matrix nicht immer wieder neu laden! Wenn man sich ihrer entsagt, wird sie schwächer und irgendwann ist sie hoffentlich ganz verschwunden. Dann sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum selbstbestimmten und emanzipierten Menschen. Das ist doch ein großartiges Projekt.

Noch ein letztes deine Gefühle betreffend: ich kann deine Ohnmacht und die Verzweiflung nachempfinden, die die Bilder von zerbombten Städten, Dutzenden Toten und blutüberströmten, schreienden Kindern auszulösen vermögen. Auch wenn es ein Krieg der inszenierten Bilder ist, sollte niemand bei diesen Bildern hartherzig werden. Manchmal möchte ich mir die Haare ausreißen und die Menschheit verfluchen, die es in Kauf nimmt, soviel Unschuld einfach tot bomben zu lassen. Nun müsste der nächste Satz mit einem „Aber“ oder einem „Dennoch“ beginnen. Ich verzichte auf ihn, denn ich halte den Schmerz für wichtig und ich halte das Mitleid für genuin menschlich, denn an ihm entscheidet sich unsere Humanität. Deine und auch meine.

Sei ganz lieb umarmt, M.

Mehr unter: http://www.der-gruene-wahn.de

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Helmut Bormann / 08.08.2014

Ich schäme mich gerade dafür, wie oft ich meinen Vater kritisiert habe, jetzt erst erkenne ich, es geht viel schlimmer. Dieser paternalistische Brief erzeugt schon durch seinen Duktus Übelkeit bei mir: Liebes Kind, Du bist noch so klein und verführbar, zum Glück gibt es mich, den Guten, den Erfahrenen, den Weisen, der Dir jetzt einmal die Welt erklärt. Pass fein auf, dann darfst Du später auch einmal so selbstgerecht belehren. Aber zum Inhalt der Belehrung: „Zu den Kriegsverbrechen möchte ich nicht Stellung nehmen ….“ Warum nicht, der Begriff ist doch recht eindeutig definiert, da lässt sich doch überprüfen, ob eine bestimmte Handlung als solche einzuordnen ist oder nicht. Aber nehmen wir an, die Tochter hätte eine kriegerische Handlung, die nach der zugehörigen Konvention als im Krieg zulässig ist, als Kriegsverbrechen bezeichnet. Das soll ein Beispiel dafür sein,  „wie sehr die Ressentiments von heute denen von früher ähneln“? Nicht sehr schlüssig. Im nächsten Absatz wird unterstellt, man würde sich auf die Seite der islamischen Fanatiker stellen, wenn man die israelische Kriegsführung kritisiert. Was soll der Unsinn? Die Aussagen über üblen die Zustände in islamischen Ländern treffen sicherlich zu, meiner Ansicht nach ist der Islam eine inhumane, totalitäre Religion bzw. Herrschaftsform, aber was hat das damit zu tun, das ich nicht möchte, dass Menschen, die das Pech hatten, in diesen Gesellschaften geboren worden zu sein, bombardiert werden? Dann wünscht der Autor sich die Möglichkeit, Ungerechtigkeiten fernab seiner Heimat ignorieren zu dürfen. Sie sei ihm gegönnt, sich um alles auf der Welt zu kümmern ist tatsächlich eine Überforderung für die Menschen. Aber ein wenig Engagement darf doch wohl erlaubt sein. Und da haben wir hier nun einmal mehr Beziehungen zu Israel als zu Syrien, auch wenn das geografisch etwas näher liegt. Nun unterstellt er der Tochter (und natürlich all denen, die da demonstrieren) „Hass gegen Israel und die Juden“. Solche Demonstranten gab es tatsächlich, aber die Verallgemeinerung ist durch nichts zu begründen. Mit der selben Logik könnte man behaupten, alle, die dem Islam kritisch gegenüberstehen, seien Nazis. Dann wird es auf einmal esoterisch, „eine wirkungsmächtige Matrix (ist) am Werk“, der wir alle unterliegen. Ein weiteres Mal wir der Tochter (dem Leser) unterstellt, sie hasse die Juden oder das Judentum. Rezept dagegen: Immer dann, wenn Du meinst, dass der israelische Staat, eine jüdische Organisation oder ein jüdisch glaubender Mensch etwas Falsches tut, so interpretiere Deine Wahrnehmung als Vorurteil, ignoriere sie und mach weiter mit Deiner Arbeit. „Dann sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zum selbstbestimmten und emanzipierten Menschen. Das ist doch ein großartiges Projekt.“ Soso. Tochter, stimm doch einfach Deinem Vater zu, man kann sich nicht für die ganze Welt engagieren, jeder von Euch beide darf sich einen Brennpunkt in der Welt aussuchen, dann schaut ihr Euch gemeinsam an, was da passiert und für wie wichtig ihr das haltet. Und dann geht ihr beide zu einer Demonstration dafür oder dagegen. Lass Dir nicht einreden, nur weil etwas in den Massenmedien häufig vorkommt, ist es besonders wichtig oder unwichtig, das ist genauso in den neuerdings überall aufpoppenden Blogs, wo vermeintlich endlich einmal die Wahrheit ausgesprochen werden kann.

Georg B. Mrozek / 06.08.2014

Da versteckt sich ein schlechtes Gewissen, es schreibt ein ehemaliger “Alkoholiker” über den “Alkohol” und über frühe eigene Exzesse - aber immerhin, der Geist, der Verstand ist stärker und obsiegt über einen Rückfall in die Sucht. Und ehrlich ist er auch: die Vierführbarkeit ist nach wie vor da, stets präsent. Das einzige, was mich an diesen Worten stört, das sind die Begriffe “wir” und “unsere”, denn ich liebte schon als Kind “alles jüdische” und bin ebenso Teil Deutschlands und Europas, so wie es das Jüdische auch war und ist. “Wir” Monotheisten sind nicht anfällig für Judenhass, auch das Christentum ist es als solches nicht, sogar der Islam ist mehr als islamistische Extreme. Es gab immer beides, den Judenhass aber auch den Respekt. Manchmal existierte es nebeneinander, ein anderes Mal lösten Epochen unterschiedlichen Empfindens einander ab. Wir als Menschheit sind verführbar, das stimmt, immerzu anfällig für das Böse. Das gilt für alle, aber in dem Text stecken mir einfach zu viele versteckte Entschuldigungen oder Rechtfertigungen drin, denn in den Genen eines jeden neugeborenen Babys steht nichts von Judenhass geschrieben.

Bernd Ufen / 06.08.2014

Glückwunsch, Herr Vahlefeld, zu diesem Artikel. Eigentlich müßte er Pflichtlektüre in allen Schulen in Deutschland werden. Was wir in den letzten Wochen in der Bundesrepublik auf den Straßen sehen mußten, erinnerte mich an schlimmste Zeiten des Faschismus. Aber wo blieb da der Aufschrei der Bevölkerung? Wo war die Gewerkschaft Verdi, die sonst immer so sorgfältig ihren Antifaschismus pflegt? Wo war die politische Klasse mit ihren salbungsvollen Reden? Wo waren die Lehrer mit ihren Schulklassen, die immer so eifrig die Stolpersteine putzen? Man sah sie nicht , man hörte sie nicht, was sie als Heuchler entlarvt! Sie pflegen den Kult um vergangenes jüdisches Leben, warum nicht um das aktuelle? Hier hätten sie beweisen können, das sie die Aussage “Nie wieder” verstanden haben und auch bereit sind, sich dafür einzusetzen. Leider wurde die Chance vergeben.

Waldemar Undig / 06.08.2014

Wie gut, dass ich nicht diese Tochter bin, dass ich nicht so einen Vater habe. Denn wer will schon in aller Öffentlichkeit gemaßregelt werden. Und wenn ich daran denke, wieviel Altlinke hier rumlaufen, ist das Töchterchen doch auf dem rechtem Weg. Es ist ihre antibürgerliche Phase, die schon alsbald in gediegenes Etablishment übergehen wird. Der Familienfriede könnte folgendermaßen wieder hergestellt werden. Väterchen geht auf eine Gazademo und Töchterlein auf Solidaritätskundgebung für Israel.

Jacob Gröning / 06.08.2014

Hallo! Wollte nur auf ein Fundstück hinweisen: “ZEIT ONLINE: Frau Schwarz-Friesel, Sie untersuchen an der TU Berlin seit Jahren die deutsche Berichterstattung über den Nahost-Konflikt. Oft lautet der Vorwurf: Deutsche Medien berichten zu einseitig, Kritik an Israel sei tabu. Stimmt das? Schwarz-Friesel: Im Gegenteil, die deutschen Medien kritisieren kaum ein Land so oft wie Israel. Wir haben die Berichterstattung über den Nahen Osten mit Artikeln über die Lage der Menschenrechte und Konflikte in anderen Ländern verglichen, wie Russland, China, Saudi-Arabien und Nordkorea. Kaum eines der Länder schnitt so schlecht ab. In den Artikeln finden sich ungewöhnlich viele NS-Vergleiche, es gibt ein sehr negatives Bild des Landes.  ZEIT ONLINE: Sie haben 2012 während des Gaza-Konflikts 400 Schlagzeilen aus Onlinemedien analysiert. Ergebnis: In drei Viertel der Überschriften wurde Israel als der aggressive Part dargestellt. War das nicht zu erwarten, weil Israel den Palästinensern militärisch weit überlegen ist? Schwarz-Friesel: Oft liegt hier eine Realitätsverdrehung vor. In der Schlagzeile ist Israel fast immer Aggressor, im Text selbst steht dann, dass Israel nur reagiert hat. Ein Beispiel: Vor einer Woche einigten sich die Parteien im Gaza-Krieg auf eine Feuerpause, die Hamas schoss nach einigen Stunden trotzdem Raketen ab. 80 Prozent der Schlagzeilen auf Nachrichtenseiten lauteten aber: Israel bricht Waffenruhe (...)” Quelle: ZEIT ONLINE - ““Die Medien kritisieren kaum ein Land so oft wie Israel” von Philipp Woldin

Helmut Zott / 06.08.2014

„Und im 20. Jahrhundert ist mit dem islamischen Antisemitismus eine Spielart ins Bewusstsein gerückt, die nicht mehr allein christlich konnotiert ist.“ Es gilt zunächst zu erkennen, dass der Islam neben rituell-religiösen Bestandteilen, die man mit den so genannten „Fünf Säulen des Islams“ in Verbindung bringen kann, auch einen unabdingbaren politischen und einen ebenso wichtigen eschatologischen Aspekt wesenhaft mit einschließt. So wie Marx von einem paradiesischen Urzustand ausgeht, der atheistisch, klassenlos und konfliktlos gedacht wird, und der sich nach immanenten dialektischen Entwicklungsgesetzen entfaltet, bis er sich am Ende, nach langem Kampf zwischen den neu entstandenen Klassen und Religionen, zu einer erdumspannenden klassenlosen Brudergemeinschaft entwickelt, so liegt auch dem Islam die Idee und der Impuls einer zielstrebigen Menschheitsentwicklung mit einem Endzustand zu Grunde. Wir stehen nach islamischer, vor allem schiitischer Auffassung, in einer letzten Entwicklungsphase, die mit der Vorstellung der Judenvernichtung, gemäß eines Ausspruches Mohammeds, eng verbunden ist: „Eines Tages wird zwischen den Muslimen und den Juden ein großer Krieg ausbrechen. Der Jüngste Tag wird erst dann anbrechen, wenn auch der letzte Jude von der Bildfläche verschwunden ist“. Es ist also Mohammed, der Judenschlächter von Medina, auf den sich sowohl die Sunniten, als auch die Schiiten bei ihrem Vernichtungswahn berufen können. Die Situation von heute ist nicht unähnlich derjenigen von damals, als sich der Nationalsozialismus etablierte. In der Judenfrage bestand bekanntlich eine konspirative und kooperative Übereinkunft zwischen den Muslimen mit ihrem originären islamischen Judenhass und den Hitleranhängern, wie das in den folgenden Worten des „Mufti von Jerusalem“ Amin el-Husseini (1897 – 1974) zum Ausdruck kommt: „Allah hat uns das einzigartige Vorrecht verliehen, das zu beenden, was Hitler nur beginnen konnte. Fangen wir mit dem Djihad an. Tötet die Juden, tötet sie alle“. „Schon 1974 sprach die UNO vom Führer der PLO (Arafat) als „Oberhaupt der palästinensischen Nation“, und Papst Johannes Paul II. empfing ihn (Yassir Arafat, 1929 – 2004: „Für uns bedeutet Frieden die Zerstörung Israels“) öfter als jedes andere weltliche „Oberhaupt“. Seit der UN-Konferenz in Durban redet man vom „Terrorstaat Israel“ und rückt dessen Existenzkampf in die Nähe des Holocaust. Unter dem Eindruck des in Frankreich besonders ausgeprägten Antisemitismus sah der frühere Ministerpräsident Rocard die Gründung des Judenstaats als ‚historischen Fehler’ “ (zitiert nach Dr. Hans-Peter Raddatz).

Rudolf Gottfried / 06.08.2014

@Caroline Neufert “Ich wünsche mir von Dir zum Geburtstag, dass Du nicht zu allem und jedem Dich äußerst und wenn es doch sein muss, ein/zwei Tage drüber schläfst … Gern helfe ich Dir auch auf meine alten Tage.” Riecht gewaltig nach Projektion. Kann es sein, dass es in Wirklichkeit ihre Mutter war, die ihnen diese Zeilen widmete? Wikipedia - Projektion (Psychoanalyse)

Caroline Neufert / 06.08.2014

Als Mutter würde ich Ihnen schreiben: Ach Markus, wenn ich nicht wüsste, Dich geboren zu haben, würde ich glauben, Du wärest nicht mein Sohn. Mein Sohn, dem ich meine Intelligenz gab, mein Denken, mein Handeln, mein Fühlen vermittelte ... Nichts von alldem hast Du, ungeratener Sohn ;-) ? Es ist der alte Konflikt zwischen uns. Du wirfst mir vor, ich würde Dich nicht ernst nehmen und ich empfinde Dich als “Hans Dampf in allen Gassen”. Diesen Konflikt können wir jetzt nicht lösen. Ich möchte versuchen, von einer anderen Richtung zu kommen. Ich wünsche mir von Dir zum Geburtstag, dass Du nicht zu allem und jedem Dich äußerst und wenn es doch sein muss, ein/zwei Tage drüber schläfst … Gern helfe ich Dir auch auf meine alten Tage. Im vorauseilenden Dank, M.

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