Noch Ende letzten Jahres hatte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer die Apokalypse angekündigt, noch im März wollte er an den Corona-Restriktionen festhalten, doch jetzt deutet er eine Absetzbewegung von der Impfpflicht an.
Der Beitrag „Was wusste Sachsens Regierung über Impfschäden“ hat thematisiert, wie viele Anträge auf Entschädigungen wegen Gesundheitsstörungen aufgrund einer Coronaschutz-Impfung gestellt worden sind: bisher 101. Die Liste der vermuteten Nebenwirkungen ist drei Seiten lang, wie der Antwort von Sozialministerin Köpping (SPD) auf eine Anfrage des Abgeordneten Andre Wendt (AfD) zu entnehmen ist.
Nun ist die Frage: Wie viele vergleichbare Anträge gab es in den Vorjahren? Dazu teilte das Büro der Verbandsdirektorin des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen mit:
2019: 15 Anträge
2020: 13 Anträge
Die Anzahl der Entschädigungs-Anträge hat sich im ersten Corona-Schutzimpfungsjahr, verglichen mit 2020, fast verachtfacht. Auf meine Nachfrage, wer die Anträge prüfe, heißt es:
„Die Anträge werden durch die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter des KSV Sachsen bearbeitet/geprüft. In medizinischer Hinsicht werden besonders geschulte Versorgungsmediziner und deren Expertise hinzugezogen“.
Impfschäden mit Code U12.9
Im März 2021 wurde im Abrechnungssystem der Krankenkassen ein neuer Code geschaffen: U12.9. Unter diesem Code rechnen Krankenhäuser bei den Kassen Behandlungen ab, die im Zusammenhang mit Impfnebenwirkungen stehen.
Die AOK Plus teilte dazu mit, dass es in Sachsen und Thüringen 431 Fälle im Jahr 2021 gegeben habe. Im Detail gliedert das sich so auf:
Fälle mit U12.9 i.V.m der Hauptdiagnose / der Nebendiagnose / gesamt
Sachsen: 201 / 108 / 301
Thüringen: 94 / 43 / 130
(Quelle: AOK Plus Sachsen / Thüringen)
Die Interpretierbarkeit der Daten sei begrenzt, warnt die AOK Plus. Immerhin sind diese Zahlen aber ein ernstzunehmender Hinweis darauf, dass die Corona-Impfung Reaktionen hervorrufen kann, die so schwer sein können, dass ärztliche Behandlung notwendig wird.
Abrechnungszahlen werden nicht herausgegeben
Die Kassen BARMER, DAK-Gesundheit und TK in Sachsen weigern sich, Corona-Abrechnungs-Zahlen zu übermitteln und lassen durch ihre Sprecherin mitteilen:
„Eine entsprechende Auswertung liegt uns nicht vor. Eine Auswertung von U12.9! halten wir … für nicht sachgerecht … Die Diagnose U12.9 kann nur in Verbindung mit einer anderen Diagnose gemeinsam codiert werden. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass bei so einer Auswertung nur die Fälle gefunden werden, die MIT, aber nicht WEGEN einer Impfreaktion im Krankenhaus behandelt werden.
Freundliche Grüße,
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Landesvertretung Sachsen
Referat Grundsatzfragen/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“
Anders ausgedrückt: Eine Auswertung, wie sie die AOK Plus übermittelt hat (Haupt- und Nebendiagnose übersichtlich getrennt), kann das Referat Grundsatzfragen/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit grundsätzlich nicht zur Verfügung stellen, weil offenbar die Befürchtung besteht, dieser Autor könnte die Zahlen nicht richtig deuten. Danke für die Fürsorge.
In einer Dokumentation berichtete der MDR am 23.3.2022 über Betroffene von Impfnebenwirkungen. Inzwischen hat der Beitrag knapp 1.8 Millionen Abrufe (Stand 5.4.2022). Die Betroffenen berichten u.a. davon, dass Impfnebenwirkungen ein gesellschaftliches Tabuthema seien. Es lohnt, sich den 10-minütigen Beitrag anzusehen. Auf dem YouTube-Kanal des MDR rangiert der Beitrag inzwischen mit weitem Abstand auf Platz 1.
Bereits einen Monat zuvor, am 23.2.2022, berichtete der MDR über dasselbe Thema. Dieser Beitrag hat bisher über eine Million Aufrufe (Stand: 5.4.2022). Das verdrängte Thema Impfnebenwirkungen hat die Gesellschaft offenbar mit aller Wucht eingeholt.
Impftote als Thema einer Landtags-Anhörung
Was Corona-Impfstoffe konkret im menschlichen Organ- und Zellsystem auslösen können, darüber referierte der Pathologe Prof. Dr. Arne Burkhardt in einer öffentlichen Anhörung am 7. März 2022 im Sächsischen Landtag. Der Pathologe spricht von beunruhigenden Ergebnissen. Nachzusehen hier.
Der Redebeitrag hat inzwischen über 490.000 Aufrufe (Stand: 5.4.2022). Histologisch ausgewertet wurden 15 Fälle (7 Männer, 8 Frauen / 28 bis 95 Jahre alt) Aus den untersuchten Fällen ergeben sich u.a. folgende Hauptbefunde (ab 3:51 min):
Gefäßschäden
Milz-Schäden
Myokarditis
Lymphozytäre Lungenentzündung
Lymphozyten-Amok
Mikro- und Makroembolien
In fünf Fällen wird der Corona-Impfstoff als sehr wahrscheinliche Todesursache vermutet, in sieben Fällen als wahrscheinlich.
Anwesend war auch der Vorsitzende der sächsischen Impfkommission, Dr. Thomas Grünewald und der Präsident der Landesärztekammer Sachsen, Erik Bodendieck. Das gesamte 113-seitige Sitzungs-Protokoll ist hier einsehbar.
Inzidenzen und AfD-Zweitstimmen
Irgendwann zwischen den zahlreichen Corona-Wellen wollte eine Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena herausgefunden haben, dass es einen "„starken Zusammenhang" gebe zwischen Corona-Inzidenzen und AfD-Ergebnissen. Nachzulesen hier, hier und hier. Der ehemalige Ost-Beauftragte der CDU, Marco Wanderwitz, verstieg sich in den Zusammenhang zu der Aussage, dass in manchen Regionen der früheren DDR eine Realitätsverweigerung wie im Jahr 2016 bei den Trump-Wählern in den USA wachse. Von den sogenannten „starken Zusammenhängen“ der Studie ist nichts übriggeblieben. Hier die aktuelle Inzidenz-Karte für Deutschland und die für Sachsen. Die Inzidenzen sind überall hoch. Gemäß dieser Studie müsste überall die AfD regieren. Regiert die AfD überall? Natürlich nicht.
Oft hört man den Vorwurf, kritische Beiträge über die Themen Impfung und Corona-Schutzmaßnahmen seien Wasser auf die Mühlen von Impfgegnern und Impfskeptikern. Was heißt das im Umkehrschluss? Nicht darüber reden und nicht darüber berichten?
Umdenken bei Sachsens Ministerpräsident Kretschmer?
Vor ein paar Tagen, bei der Eröffnung eines Marktes in Kamenz, kam Sachsens Ministerpräsident mit Besuchern ins Gespräch. Noch im November hatte er eine Apokalypse verkündet, als die Inzidenz in Sachsen bei 670 war. Bei Inzidenz 1.600 stand er nun ohne Abstand und Maske auf dem Kamenzer Markt. Man staune. Angesprochen auf die Impfpflicht sagte Kretschmer:
„Jetzt muss man leider sagen, dass die Omikron-Variante halt leider so anders ist, dass dieser Impfstoff jetzt nicht den Schutz bringt. Von daher verstehe auch ich die Diskussion von vielen, die sagen: muss denn das jetzt sein. Ich habe mich da auch mit meiner Position ein stückweit verändert“.
Späte Einsicht. Man darf gespannt sein, ob der sächsische Ministerpräsident im Bundesrat einer Impfpflicht ab 50 zustimmen wird.
Stephan Kloss ist freier Journalist. Er lebt in Leipzig und studiert Psychologie.