Vor dem Corona-Untersuchungsausschuss in Brandenburg offenbarte die PEI-Vertreterin erneut die inakzeptable Arbeitsweise ihrer Institution. Leider waren die Fragesteller den Vernebelungsmethoden der Verantwortlichen nicht gewachsen. Was die Aufklärer daraus lernen müssen, steht hier. Die Achse war wieder vor Ort.
Am Freitag, dem 13. Oktober, fand im Brandenburger Landtag die zweite Sitzung des Corona-Untersuchungsausschusses statt, an der insbesondere Dr. Brigitte Keller-Stanislawski Rede und Antwort stehen musste. Aus ihren Äußerungen kristallisiert sich ein System der Arzneimittelüberwachung heraus, in dem die Pharmaindustrie stets im Vorteil ist. Im Grunde könnte man jedes problematische Arzneimittel einführen, auch jungen, gesunden Menschen präventiv verabreichen, indem man sich auf ein passives Meldesystem verlässt und die gemeldeten Nebenwirkungen größtenteils bestreitet.
Keller-Stanislawski betonte wiederholt, die gemeldeten Impfnebenwirkungen könnten auch „koinzidental“ – also zufällig – sein. Junge Menschen, die sich bester Gesundheit erfreuen, entwickeln plötzlich eine Myokarditis oder fallen gar tot um, Ärzte oder Verwandte melden sie aufgrund eigener Beobachtungen, doch weil sich im Einzelfall kaum je mit letzter Gewissheit ein kausaler Zusammenhang zur Impfung nachweisen lässt, kann man sich im Pharma-Interesse stets auf die Position zurückziehen, dass die Myokarditis auch so entwickelt worden wäre, der Mensch auch so gestorben wäre – als würden Gesunde aus heiterem Himmel tot im Bett liegen. Man müsste sich dringend die undurchsichtigen WHO-Formeln vornehmen, auf deren Basis das PEI lediglich ausrechnet, ob ein kausaler Zusammenhang vorliegt, statt etwa systematisches Obduzieren einzufordern. Dies forderten bekanntlich die Pathologen Peter Schirmacher und Arne Burkhardt.
Dabei sind die dramatisch höheren Melderaten ein heftiges Warnsignal. Die Auswertung von EMA- und PEI-Daten entsprechen jenen des westaustralischen Impfnebenwirkungsregisters: die Melderate ist 20-mal höher. Jenes lieferte sauber erfasste Daten zur Rate meldepflichtiger Nebenwirkungen der Covid-Impfungen, ausgewertet für das Jahr 2021. Demnach ist die Rate gemeldeter Nebenwirkungen bei den Covid-Impfungen 24-mal höher als bei den restlichen Impfungen. Auf Seite 28 sieht man übersichtlich: 11,1 pro 100.000 Dosen (Nicht-Covid-Impfstoffe) versus 264,1 pro 100.000 Dosen (Covid-Impfstoffe). 264.1 pro 100.000 Dosen bedeutet 1:379. AEFIs sind amtlich definiert als „jedes unerwünschte medizinische Ereignis, das nach einer Impfung auftritt. Es besteht nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang mit dem Impfstoff.“ Sie sind meldepflichtig und von gewöhnlichen Reaktionen (Fieber, Schmerzen an der Einstichstelle) zu unterscheiden wie auch von SAEFIs, also schweren (severe) Nebenwirkungen.
Zur Einordnung: Üblicherweise werden, wie mir der Hausarzt und Achgut-Autor Jesko Matthes sagte, Impfstoffe mit einer Rate meldepflichtiger Nebenwirkungen, die häufiger auftreten als 1:10.000, entweder bereits primär nicht zugelassen oder, bei Bekanntwerden, weltweit sofort vom Markt genommen. Die Rate der stichhaltig und realistisch erfassten Covid-Impfnebenwirkungen liegt in Westaustralien satte 26-fach höher.
Leider wurde die PEI-Vertreterin mit diesen Zahlen nicht explizit konfrontiert. Die AfD fragte danach, wie viele Todesverdachtsfälle es früher im Vergleich zu den heutigen Corona-Impfstoffen gegeben hatte, 320 Anträge auf Impfschäden-Entschädigung habe es in Brandenburg gegeben, bei herkömmlichen Impfstoffen läge die Zahl hingegen jährlich im einstelligen Bereich. Mit einer Disproportionalitätsanalyse, so die AfD sinngemäß, hätte man hier ein Sicherheitsproblem feststellen können. Diese Methode sei, so das PEI, für ungeeignet befunden worden. Die Pandemie sei so besonders gewesen, dass die Ergebnisse überhaupt nichts ausgesagt hätten. Man könne aus den Meldungen keine Häufigkeiten ableiten, dazu bräuchte man Studien. Rechtsanwalt Friedemann Däblitz hat auf seinem Telegram-Kanal (hier) ein sinngemäßes Protokoll angefertigt.
Ermüdendes Frage- und Antwortspiel
An einer Stelle behauptete Keller-Stanislawski sogar, dass man glücklicherweise mehr Meldungen erhalten habe – offenbar, weil man dank dieser Aufmerksamkeit besser Risikosignale entdecken könne –, es sich aber eben nur um Verdachtsmeldungen handle. Bizarrerweise können so selbst erhöhte Meldezahlen noch als Argument für die Corona-Injektionen gewendet werden. In einer anderen ebenso bizarren Verdrehung sagte sie, die Impfung schütze eben nicht vor Myokardinfarkten, obwohl bekannt ist, dass diese von den Impfstoffen ausgelöst werden. Keller-Stanislawski problematisierte nicht etwa ein Under-, sondern ein Overreporting.
Wo hingeschaut werden muss, läge auf der Hand. Bringt man eine neue Arznei massenhaft unter die Bevölkerung, schaut man auf der Bevölkerungsebene (KBV-Daten!) nach Veränderungen und vergleicht die Daten mit jenen aus früherer Zeit. Meines Erachtens müsste man sich als kritische Fragesteller auf diese Ebene konzentrieren und dürfte sich mit saloppen Antworten nicht zufriedengeben, hoffentlich beherzigen dies künftige Fragesteller. Mit dem jetzigen Ausschuss-Konzept werden unzählige Fragen erörtert, von denen viele direkt abgeschmettert werden, sodass das der Frage-Antwort-Verlauf insgesamt ermüdend wirkt. Eine andere Konzeption wäre nötig.
Während Keller-Stanislawski in der ersten Sitzung (ich berichtete) mitunter ins Schwitzen geriet, schien sie diesmal die Ruhe weg zu haben, was auch an der mitunter mangelnden Kompetenz der Fragesteller lag, richtig nachzubohren, doch vor allem: auf das Grundsätzliche zu fokussieren. Das besteht darin, dass die offiziellen Melderaten deutlich erhöht sind, die von Datenanalyst Tom Lausen einst ausgewerteten Krankenkassen ein ab 2021 erhöhtes Krankheitsgeschehen zeigen, wir also bereits jene klaren Warnsignale vorfinden, mit deren Entdeckung Keller-Stanislawski betraut war.
Es wurde immerhin klar, wie das PEI vorgeht. Anstatt sich das große Ganze anzuschauen, fokussiert das PEI auf Details, die als Alibi für ordnungsgemäße Arbeit fungieren. So verwies Keller-Stanislawski auf Rote-Hand-Briefe für AstraZeneca: Man habe die „sehr seltenen schwerwiegenden Erkrankungen“ gründlich untersucht und dann in Abstimmung mit der EMA, der WHO und der STIKO die Empfehlung zurückgenommen. Übrigens wurden in dem Rote-Hand-Brief Thrombosen zwar als „sehr selten“ ( <0,01 Prozent) bewertet, Thrombozytopenien, die zu gefährlichen Organblutungen führen können, jedoch als häufig (1–10 Prozent).
Kleinkarierter Länderbezug
Erstaunlicherweise bestritt die PEI-Vertreterin, dass die Entwicklung von Impfstoffen traditionell viele Jahre dauern konnte, eine leicht widerlegbare Falschbehauptung: „Von der Entwicklung bis zur Vermarktung eines Impfstoffs dauert es im Durchschnitt zehn bis zwanzig Jahre, manchmal sogar länger“, schreibt das pharmafreundliche Portal infovac.ch. Die Journalistin Aya Velazques, mit der ich die Veranstaltung besuchte, resümierte in einem lesenswerten Tweet: „Die Diskrepanz zwischen dem schnellen Handeln bei AstraZeneca – während noch die Kampagne für das Konkurrenzprodukt lief – und einem völligen Desinteresse an rigoroser Pharmakovigilanz bei mRNA-Impfungen, wurde angesichts der heutigen Äußerungen der ehemaligen PEI-Mitarbeiterin Keller-Stanislawski augenscheinlich.“ In der Tat drängt sich der Eindruck auf, dass die mRNA-Produkte auf Biegen und Brechen auf dem Markt gehalten werden, um diese Technologie für künftige Kampagnen zu normalisieren, ein von Martina Binnig auf Achgut.com hier beschriebenes EU-Vorhaben.
Während Velazques sich fragt, ob Corona-Ausschüsse auf Landesebene überhaupt sinnvoll sind, ließe sich einwenden, dass man aus den Erfahrungen lernen sollte, um es besser zu machen. Es sollte nicht so leicht sein, wie der im Ergebnis parteiisch wirkende Vorsitzende Danny Eichelbaum (CDU) Fragen mit der Begründung eines fehlenden Brandenburg-Bezug abzubügeln, wenn die Corona-Politik doch über die Ministerialkonferenzen vereinheitlicht wurde und das Wesentliche – höheres Meldeverhalten, diffuses Krankheitsgeschehen – auf Bundesebene zu erkennen ist. Der kleinkarierte Länder-Bezug ist dazu geeignet, jede Grundsätzlichkeit in der Corona-Aufarbeitung zu torpedieren. Doch auch Länder-Zahlen lassen aufhorchen: 88 Menschen seien in Brandenburg als Impftote gemeldet worden, lediglich zwei hat das PEI als solche anerkannt. Eine Dunkelziffer von 90 Prozent angenommen, käme ein anerkannter Impftoter auf 440 zu meldende. Kein Wunder, dass man bei einer so pharmafreundlichen Herangehensweise noch zu günstigen Kosten/Nutzen-Einstufungen gelangt. Es sollte vor diesem Hintergrund nicht schwerfallen, die Repräsentanten der Institutionen vor Untersuchungsausschüssen zu grillen. Allein, das gelang den Fragestellern im Großen und Ganzen nicht. Möglicherweise klappt dies bald in Hessen, wo die AfD aufgrund ihres Wahlergebnisses im Alleingang Untersuchungsausschüsse einrichten kann.
Auf die Chargen-Problematik (Achgut.com berichtete) angesprochen, behauptete Keller-Stanislawski, es gäbe keine Korrelation zwischen Chargen und Nebenwirkungen und gab dann noch an, zu diesem Thema keine „Aussagegenehmigung“ vom PEI zu haben. Unverständlich, dass das PEI damit durchkommt: Die Chargenproblematik verweist auf grundsätzliche Herstellungsschwierigkeiten in Sachen mRNA-Technologie, über die der Chemiker Prof. Dr. Jörg Matysik (Uni Leipzig) hier spricht.
Als weitere Zeugin wurde Britta Ernst befragt, über die der Nordkurier bereits kritisch berichtete. Als damalige Bildungsministerin in Brandenburg drängte die Ehefrau von Olaf Scholz zur Impfung von gesunden Kindern, obwohl nicht einmal eine STIKO-Empfehlung vorlag, was sie in einer potenziell gesundheitsgefährlichen Frage vor dem Ausschuss mit medizinfremden Gründen (neu ist das leider nicht) rechtfertigte. Man hätte „händeringend“ auf eine STIKO-Empfehlung gewartet, um eine „Handlungssicherheit“ für die Eltern zu schaffen. Der ebenfalls befragte Ernst Büttner (Die Linke) verwies auch darauf, man habe auf eine entsprechende Empfehlung gedrängt, weil man „im Interesse der Eltern Klarheit“ gewollt habe. Es sind inakzeptable Grenzüberschreitungen: Erst drängt man die Institutionen zu Empfehlungen, ohne selbst zu einer wissenschaftlichen Beurteilung in der Lage zu sein, und hinterher beruft man sich auf erfolgreich abgepresste Empfehlungen, weil man sich „die Erkenntnisse, die dort auf wissenschaftlicher Basis getroffen werden“ (Britta Ernst), selbstverständlich zu eigen machen dürfe. Diese zirkuläre Logik widerspricht der Wissenschaftsfreiheit, unter Druck – man erinnere sich auch an Lauterbachs Forderungen an die STIKO – entstehen keine unvoreingenommenen, ergebnisoffenen Betrachtungen. In diesem Kontext wäre auch über die finanziellen Abhängigkeiten der Arzneimittelbehörden von der Pharmaindustrie zu sprechen, vielleicht ja im nächsten Ausschuss.
Hier geht's zum ersten Bericht: Ein Unschuldsengel vor dem Untersuchungs-Ausschuss.
Anmerkung der Redaktion: Im Artikel war von einer zurückgenommenen Zulassung von AstraZeneca die Rede, es handelte sich aber nur um eine zurückgenommene Empfehlung.
Felix Perrefort ist Redakteur und Autor der Achse des Guten.

Ich hatte die Israelis immer als “aufmüpfig” bzw. “wach” (beide Attribute im Sinne von “keine Schlafschafe”) in Erinnerung. Zu den Themen “Coronamaßnahmen” (hierunter Zwangsimpfung!!!) bzw. “mRNA-Impfschäden” war aus Israel gar nichts zu hören. Gibt (oder gab - jetzt setzt ja Hamas mit Massaker/Gegenreaktion die Themen) es in Israel etwa keine Probleme bzw. Diskussionen dazu? Wenn ja - warum?