Cornelia Buchta, Gastautorin / 21.08.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 38 / Seite ausdrucken

Impfbelohnungen aus pädagogischer Sicht

Immer krampfhafter werden die Bemühungen, die letzten hartnäckig Unwilligen vom Impfen zu überzeugen. Hilft aber nichts, wenn die Menschen nicht an den Eigenwert der Maßnahme glauben.

Im Rahmen meiner pädagogischen Ausbildung habe ich mich unter anderem intensiv mit der Thematik Motivationsförderung auseinandergesetzt. Zu diesem Zwecke schaute ich mir zahlreiche Unterrichte von Kollegen in verschiedenen musikalischen Fächern an. Besonders interessierte mich das Thema „Üben erlernen und Belohnen“. Vom Gut-Zureden, gerechtfertigtem oder auch inflationär gespendetem Lob, bis zu Abhaken von Listen und Verteilen von Stickern gab es da die unterschiedlichsten Belohnungsvarianten, um die Kinder zur Leistungserbringung zu motivieren. Eine prägende Erfahrung erfuhr ich dann in der Kinderchorprobe einer Schweizer Kollegin: Sie forderte in beeindruckend schwungvoller Weise Höchstleistungen ohne jegliche ablenkende Belohnung. Es gab erstaunlicherweise noch nicht einmal ein einfaches Lob. Großartige Einzelleistungen waren wie selbstverständlich Teil der Sache. Die Belohnung war das Erlebnis, das die Kinder ohne den Umweg über andere Personen oder Dinge für sich selbst machten.

Von diesem Zeitpunkt an nahm ich mir vor, die Kunst der Selbstbelohnung zu erlernen und zu vermitteln. Ziel dabei ist, den Eigenwert der Sache zu verdeutlichen. Fachfremde Bestechungen, womit nicht das Feedback zur Orientierung gemeint ist, entwerten diesen Eigenwert und ergeben keine nachhaltige Motivation.

Warum ich das alles schreibe? Täglich lese ich nun von den immer krampfhafter werdenden Bemühungen, die letzten hartnäckig Unwilligen vom Impfen zu überzeugen. Die fachfremde Bestechung reicht dabei von der Bratwurst über den Espresso bis zur Theaterfreikarte.

Trotzdem klappt es bei großen Teilen der Bevölkerung nicht mit dem Erkennen des Eigenwertes. Anscheinend wiegt die Entscheidung, über den eigenen Körper bestimmen zu können, schwerer als ein kostenfreier Espresso. Auf der anderen Seite werden täglich unbequeme aber sinnvolle Dinge von Millionen von Bürgern auch ohne Bratwurstbelohnung und soziale Ächtung ausgeführt, rein aus der purer Erkenntnis des Eigenwertes heraus. Woran liegt das wohl?

Dann mache es doch wenigstens für mich oder dein Umfeld"

Diesen Ruf hört man jetzt sehr oft, und er hat natürlich seine Legitimation. Das Kind macht bis zu einem gewissen Alter den Bezugspersonen zuliebe Dinge, deren Wert es noch nicht einsehen kann. Es handelt, um zu gefallen, um geliebt zu werden. Natürlich kann man auch als Erwachsener jemandem eine Freude machen, indem man etwas tut, hinter dem man nicht wirklich steht. Dasselbe gilt für Handlungsweisen, die aus Verantwortung anderen gegenüber motiviert sind – allerdings nur, solange das Opfer in vernünftigem Verhältnis zum Nutzen steht. Was als verhältnismäßig erachtet wird, kann sehr unterschiedlich beurteilt werden. Genau hier liegt der Knackpunkt beim Aufruf zur sogenannten „solidarischen“ Coronaimpfung.

Deswegen hinken auch Vergleiche mit anderen „Opfern“ zur Risikovermeidung wie Helmaufsetzen, Tempolimit oder sogar Maskentragen (in Risikoumfeld und mit geeignetem Material). Eine Impfung ist eben mehr als eine äußerliche Applikation, die zeitweise etwas unangenehm ist, aber keine weitreichenden Folgen hat. Die oben erwähnte Bratwurstaktion finde ich dehalb genauso unanständig wie andere infantilisierende Aktionen wie „impf-in-den-mai".

Trotz all dieser Kampagnen hat sich bis zum August immer noch nicht die gewünschte Motivation eingestellt. Jetzt setzt es Liebesentzug und Ausstoß aus der Gemeinschaft. Es drohen persönliche, berufliche und wirtschaftliche Konsequenzen.

Befragt man Menschen direkt, warum sie unterschiedliche Coronamaßnahmen vom Tragen der Maske bis zum Impfen ausführen, so findet man unter den Antworten das gesamte oben ausgeführte Motivationsspektrum:

  • die Überzeugung vom Eigenwert der Sache
  • die Überzeugung, fragile Gruppen schützen zu müssen
  • der Wunsch, weiterhin von der Gesellschaft anerkannt zu werden
  • der Wunsch, unbequemen Hindernissen beim Reisen, bei Hobbys und im  gesellschaftlichen Leben aus dem Weg zu gehen
  • die Angst vor beruflichen Sanktionen
  • die Angst vor finanziellen Nachteilen

Aus meiner Sicht ist der Versuch, die Bevölkerung vom Eigenwert der Coronamaßnahmen inklusive der Impfung zu überzeugen, breitflächig gescheitert. Wenn man jetzt im Herbst dennoch eine Mehrheit zum Impfen bewegen wird, hat das nichts mehr mit der Erkenntnis des Eigenwertes der Sache, dem Gesundheitsschutz, zu tun, sondern nur noch mit der Wahl der Motivationsmethoden. Welche Effekte das auf die Gesellschaft haben wird, wird sich zeigen.

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P. Wedder / 21.08.2021

Allein die Impfkampagne der Regierung operiert ja nicht mit Fakten, sondern nur mit Moral. Oder sie schalten auf Facebook eine Kampagne, warum man sich impfen lassen sollte 1. es ist genug Impfstoff da, 2. es dauert einige Zeit bis die Impfung wirkt und 3. danach bekommt man Freiheiten zurück. Ichhabe keine Argumentation hinsichtlich der eigenen Gesundheit gefunden. In den Schulen wird öffentlich in den Klassen der Impfstatus der Kinder abgefragt. Auf Datenschutz gibt da keiner etwas. Auch sind die meisten überracht, wenn man ihnen erklärt, dass die toxikologischen Tests an Tier und Mensch erst 2023 abgeschlossen sind. Standard: “Nein, kann nicht sein, die Regierung wird nichts freigeben, was wirklich schadet”

Claudius Pappe / 21.08.2021

Ich bin in den 60 und 70 ern in der Bonner Republik zur Schule gegangen. Bei uns gab es keine Belohnungen aber auch keine große Bestrafungen.  ( Wir durften in der Pause zur Belohnung sogar Fußball spielen -auf dem Dorf ). Jeder wie er konnte- man blieb halt mal sitzen.  Es konnten und wollten aber auch alle. Die gar nicht konnten gingen in die Förderschule. Erst in den 70 ern wollten einige Schüler nicht. Man muß aber dazu sagen : Wir waren alles Deutsche. Ein Aussiedler aus der Slowakei, der besser als wir der deutschen Sprache mächtig war, hat uns und sich selbst keine Probleme bereitet. Erstaunt war ich als in den 90 ern bei meinen Kindern das ” Belohnungssystem ” in der Schule einsetzte.

Robert Ballhaus / 21.08.2021

Es gibt für mich nur eine einzige Situation, in der ich meine ablehnende Haltung gegenüber der Corona-Impfung vielleicht aufgeben würde: Wenn mein Job durch Nicht-Impfung in Gefahr wäre. Da ich Familie habe und die Personen von mir abhängig sind, würde ich mich dann ggf. erpressen lassen.

Ronja Schmidt / 21.08.2021

Das Risiko muss jeder selbst bestimmen. Es gibt Menschen, die können nicht anders handeln. Es gibt Gläubige und Dumme. NIEMAND hat bisher ein überzeugendes Ergebnis pro Impfung vorgelegt. NIEMAND hat öffentlich und wissenschaftlich erklärt, warum Schweden keine Probleme hat. Alles überzeugende Gründe für eine Impfung, wenn der Papst eine evangelische Frau ist.

Renee LaClerc / 21.08.2021

” Immer krampfhafter werden die Bemühungen, die letzten hartnäckig Unwilligen vom Impfen zu überzeugen. “. Die Bratwurst ist in der Hinsicht als Symbol der Lächerlichkeit kaum noch zu toppen.

Heike Olmes / 21.08.2021

Es gibt nur einen geringen Eigenwert bei dieser Impfung und zwar den Schutz vor einem schweren Verlauf. Der Geimpfte ist nicht steril immun. Deshalb handelt es sich auch um eine Mogelpackung. 99% der Gespritzten, die ich fragte, haben sich dem Druck gebeugt und es ging ihnen schlichtweg um Reisefreiheit etc. Ein Einziger hat das aus Altruismus getan und hat das mit verminderter Sehkraft auf einem Auge bezahlt. Die 2. Spritze steht noch aus.

Johannes Schuster / 21.08.2021

Wenn Pädagogen das Wort ergreifen ist das wie die Feuerwehr wenn sie zu restlich rauchenden Grundmauern kommt - meistens das Aufgebot der Verzweiflung. Ich halte von dieser Berufsgattung sowenig wie von undichten Gummistiefeln. Wenn die Wathose beim Angeln im Schritt feucht wird und Dir jemand das Positive zu erklären sucht, dann kommt zum Unglück noch ein Pädagoge und wenn man zuvor noch hätte lachen können, danach macht man Alexander dem Großen in puncto Frust Konkurrenz. Danke an Achgut, jetzt habe ich Pickel.

Sirius Bellt / 21.08.2021

Selbst meine Hunde habe ich nicht mit Futter belohnt, wenn sie was richtig gemacht haben. Sie waren alle sehr leistungsstark und clever. Ich hätte durch die Form der Bestechung meinen Führungsanspruch verloren. Im Hunderudel verteilt der Anführer auch nicht ständig Leckerli an seine Artgenossen. Kurzes Schulterklopfen und ein anerkennder Blick. Das war’s.

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