Impf-Zoff bei Bild TV: Frank contra Montgomery

Im BILD-TV-Talk „Viertel nach acht“ setzt Dr. Gunter Frank den umstrittenen „Weltärztepräsidenten“ Frank Ulrich Montgomery auf den Topf. Mit harten Zahlen, die der Funktionär nicht kennt oder nicht kennen will.

Was haben die Corona-Schutzmaßnahmen und Lockdowns wirklich gebracht? Was bedeutet das Ende der Maskenpflicht? Im BILD-Talk „Viertel nach acht“ (in der BILD-Mediathek hier, bei YouTube hier) sitzen in der Runde mit Moderatorin Nena Schink der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor, der Journalist Georg Gafron, der Arzt und Achgut-Autor Dr. Gunter Frank (Bestseller: „Der Staatsvirus“) und der einmal mehr als „Weltärztebund-Chef“ vorgestellte Frank Ulrich Montgomery, der sich eben noch mit Prof. Dr. Harald Matthes bei Servus TV duellierte.

An dieser Stelle müssen wir einen kleinen Faktencheck einschieben. Montgomery, der, am Ende der Sendung von Gunter Frank als Ärztepräsident angesprochen, unwirsch ruft: „Ich bin nicht mehr (!) Ärztepräsident, ich bin Ruheständler“, war auch schon vorher nicht Weltärztechef, wie ein Blick auf die Website des Weltärztebundes (World Medical Association) zeigt. Präsidentin ist derzeit eine Schwedin, Dr. Heidi Stensmyren, designierter Präsident ist der Nigerianer Osahon Enabulele. Eine Etage tiefer in der Hierarchie sehen wir dann Frank Ulrich Montgomery als Ratsvorsitzenden (Chairperson of Council), aber „Weltärztepräsident“ hört sich natürlich besser an, weshalb Herr Montgomery, trotz eines englischen Vaters jedes Anflugs von britischem Understatement entbehrend, gewöhnlich auch nicht widerspricht, wenn er als solcher vorgestellt wird.

Irritierend sonnengebräunt (Solariumsunfall?), gewissermaßen als „Weltärztepräsident“ of Color, und gewohnt selbstgefällig weicht Montgomery keinen Millimeter von der offiziellen Linie ab. Nena Schinks einführende Worte zum Fall der Maskenpflicht bei innereuropäischen Flugreisen ab Montag bei gleichzeitigem deutschen Sonderweg (die Lufthansa will erstmal weiter nach deutschem Recht – Infektionsschutzgesetz! – verfahren) kontert er umgehend mit dem Begriff „unsolidarisch“, die Maskenpflicht sei ein Ausdruck von „Höflichkeit" und überhaupt die sinnvollste und allerbeste Maßnahme. Für Gunter Frank ist die ewige Maske hingegen „Ausdruck der deutschen Angst“ und „Symbol der Irrationalität“, die Frage sei doch, wie sinnvoll das Tragen der Maske sei (in Krankenhäusern schon, in Schulen nicht). Notwendig sei eine Diskussion über Nutzen und Schaden.

Nur die Mallorcabräune verhindert den hochroten Kopf

Gafron erzählt, dass man in Amerika bereits locker sei, in Deutschland aber immer noch das Blockwartgetue („Maske auf!“) vorherrsche. Das Gerede von überquellenden Intensivstationen sei Teil der Angstmache. Er selbst lese die NZZ, fühlt sich als Bürger und Steuerzahler von der Corona-Kampagne „verkohlt“. Bei Anne Will etwa säßen immer die gleichen Teilnehmer, alle seien stets der gleichen Meinung, kritische Stimmen würden konsequent ausgeblendet.

Montgomery räumt zwar ein, dass die Lage derzeit gut sei, aber niemand könne wissen, wie die Lage im Herbst aussehe, vielleicht seien dann wieder Masken- und Impfpflicht nötig, deshalb müsse man jetzt „impfen, impfen, impfen, testen, testen, testen“, Denn: „Wir wissen (!), dass Geimpfte das Risiko, an der Erkrankung zu sterben, um 99% gesenkt haben“, das sei „eine phantastische Zahl“ (eher wohl eine der Phantasie entsprungene), und es stimme eben nicht, dass ein Virus mit der Zeit schwächer würde. Dr. Frank: „Das steht im Lehrbuch!“ Der Halbtags-Radiologe im Ruhestand, offenbar in Unkenntnis endemischer Zustände: „Völliger Unsinn!“

Jetzt wird es interessant: Gunter Frank stellt zunächst fest, dass nicht weniger Geimpfte als Ungeimpfte sterben. Ziel der ganzen Maßnahmen sei es doch gewesen, eine Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Tatsächlich werde auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums seit April 2021 eine historische Unterbelegung zugegeben (Frank: „Pandemie der leeren Betten“) und die Krankenhäuser hätten daran verdient. Da geht Montgomery gleich wieder steil, und nur die extreme Mallorcabräune verhindert den hochroten Kopf.

Für Montgomery ist die wichtigste Zahl „bedeutungslos“

Dr. Gunter Frank fragt nun in die Runde: „Kennen Sie die wichtigste Zahl?“ Nee, kennt keiner. Philipp Amthor nicht, der als Politiker Maßnahmen mitbeschloss, die den Bürgern ihre Grundrechte nahmen, und auch nicht Herr Montgomery, der aber schon mal vorsorglich wissen lässt: „Bedeutungslos.“ Tatsächlich betrug der Anteil der Corona-Patienten unter den Hospitalisierten im Jahresdurchschnitt zwei Prozent, auf Intensivstationen vier Prozent, die ganze Panikmache um das Virus widerlegend, mit der Politik und Medien zwei Jahre lang ein Erkältungsvirus zur tödlichsten Seuchengefahr seit der Pest hochjazzten. Jedoch, um noch einmal Frank Ulrich Montgomery zu zitieren: „bedeutungslos“.

Der Ärztefunktionär im Ruhestand ist völlig immun gegen harte Zahlen, die er, wenn er sie schon nicht widerlegen kann oder mag (offizielle Zahlen des Ministeriums etwa), auf jeden Fall anzweifelt. Wie etwa die der schweren Impfschäden, die Dr. Frank nun anspricht, sich unter anderem auf Prof. Matthes‘ ImpfSurv-Studie zu Impfnebenwirkungen der Charité Berlin beziehend (0,8 Prozent schwere Nebenwirkungen nach Impfung), die auch von Studien in Schweden und Israel bestätigt würden. Er selbst, so der Heidelberger Arzt, impfe seit 30 Jahren, habe zu Beginn auch Risikopatienten die neuen Impfstoffe injiziert, könne es nun aber in Kenntnis der Nebenwirkungen nicht mehr verantworten. Man müsse die bedingte Zulassung ruhen lassen, um die Lage zu analysieren. Worauf Montgomery, der in seinem Auftreten zwischen Gepolter, Herrenreiterattitüde und Jovialität changiert und seine Mitdiskutanten duzenderweise abbügelt („Warte mal!“, „Hör‘ doch mal zu!“) behauptet, die Zulassungsstudien, die parallel zur Impfkampagne laufen, seien „beendet“ (was sie aber erst Ende 2023 sein können). Überhaupt sei die Impfstudie von Dr. Matthes unseriös und noch nicht einmal abgeschlossen.

Matthes sei an die Öffentlichkeit gegangen, weil Gefahr im Verzug sei, so Dr. Frank. Man müsse das Thema Impfschäden jetzt aufgreifen, bevor man weiter Leute in die Impfung treibe. Gafron merkt an, er habe sich als Geimpfter Corona eingefangen und werde sich jetzt nicht mehr weiterimpfen lassen. Im Deutschlandfunk höre er immer wieder, „an oder mit Corona gestorben“, dabei wäre doch entscheidend, eben das zu wissen. „85 Prozent sind an Corona gestorben!“, wirft der umstrittene Ärztefunktionär Montgomery im Brustton der Überzeugung ein, offenlassend, woher er diese erstaunliche Zahl hat.

„Und jetzt? Impfung stoppen? Aufhören? Impfung verbieten?“

Gafron kennt eine Krankenschwester, die sich nicht impfen lässt, Gunter Frank auch. Letztere habe gesehen, dass es auch viel jüngere Jahrgänge erwische, die von Corona gar nicht bedroht seien. 2020 habe es keine Übersterblichkeit gegeben, wohl aber im zweiten Halbjahr 2021. Er wolle das nicht der Impfung anlasten, aber da habe nun einmal die Impfkampagne bei den Jüngeren begonnen. Erneut mahnte er an, die Impfungen zu stoppen, um erst einmal valide Daten auszuwerten und Sicherheitsfragen zu klären.

Amthor, in der Zwickmühle steckend, dass er einerseits spürt, wie sich der Wind zu drehen begonnen hat, andererseits aber nun mal mitverantwortlich für das Corona-Regime ist, hat sich bisher meist zurückgehalten, fragt aber nun: „Und jetzt? Impfung stoppen? Aufhören? Impfung verbieten?“ Montgomery kommt sogleich mit der „gesamten seriösen Wissenschaft“ um die Ecke, die, so Frank, „doch gar nicht zu Wort“ komme. Viele Ärzte hätten ihre Patienten gar nicht darüber aufgeklärt, dass die Impfstoffe nur eine bedingte, keine reguläre Zulassung hätten. Aber jeder habe doch die acht Seiten unterschreiben müssen, meint Montgomery. Eben. Gunter Frank sagt, er habe jeden Patienten eine halbe Stunde aufgeklärt, während in den Impfzentren im Minutentakt…

Hier könnte es noch einmal spannend werden, aber Gafron muss noch sein Herzensanliegen ansprechen, eine Steuer für Fahrradfahrer, und hebt zu einer gut fünfminütigen Suada an („Radfahrer sind Rowdys, nehmen keine Rücksicht auf Fußgänger“), dann wird noch kurz über Verhaltensregulierung mittels Steuern gesprochen und eine Minute über die Inflation, und schon ist das Ende der Sendung erreicht. Gute Nacht, Deutschland! 

Foto: Collage Achgut/ StagiaireMGIMO

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netiquette:

Paul J. Meier / 12.05.2022

Schön das hier auf der Achse analysiert zu bekommen, nach Montgomerys arrogantem “wir nehmen es demütig an”, musste ich abschalten! Ich kann diesen aufgedunsenen Popanz nicht ertragen!

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