Ich empfehle Heinsohns 35 Minuten Interview bei inforadio http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/zwoelfzweiundzwanzig/201509/224732.html und kann auch nur sagen: Entweder werden wir wie Kanada / Australien ODER zumindest meine Kinder gehen nach Kanada oder Australien. Ich komme in meinem Alter in beide Länder fast nicht mehr rein. Allen sei ein Speichern der Presseartikel empfohlen, wenn unsere Kinder mal fragen: Warum ging Kern-Europa unter, kann man es schön belegen.
Meine schwedische Freundin von 50 Jahren hat gestern abrupt am Telefon das Gespräch unterbrochen als ich sagte, Merkel mache mir und einigen anderen in Deutschland Angst. Ich hoffe, es war nur ein technisches Problem.
@Waldemar Unding: Nein, es sind nicht die Politiker! Mit diesem Fingerpointing machen wir es uns zu einfach. Ihre “Frage ..., wie wir das hinkriegen können, wenn’s die Politiker nicht wollen”, ist mMn insofern falsch gestellt, als die Politiker zumindest in erster Näherung meistens das aufgreifen, von dem sie glauben, dass es der vorherrschenden Bevölkerungsmeinung entspricht, und dass sie dadurch gewählt würden, also ihren Beruf ausüben können. Die Sottise “Jedes Land hat genau die Politiker, die es verdient”, enthält insofern eine schmerzlich Wahrheit… Die in ihrer Mehrheit grünlich-rosa angehauchten Medien, eine Spätwirkung der 68-er, können solche Effekte verstärken, aber nicht wirklich verursachen. Nein, die deutsche Bevölkerung ist wohl tatsächlich in einem späten Sozial-Multikulti-Selbstrausch… Und ich muss schmerzlich meiner eigenen Erkenntnis folgen, dass “Demokratie nicht bedeutet, dass immer das gemacht wird, was ich für richtig halte”... Von kanadischen Verhältnissen können wir auf längere Sicht wohl nur noch träumen. Aber auch da fällt mir die Hölderlin-Sottise ein “Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, und ein Bettler, wenn er nachdenkt”. So bleibt mir allenfalls noch die Frage, ob ich lieber Gott oder Bettler sein will… Noch einmal ein Zitat, hier Strauss: “Es muss erst noch viel schlimmer werden, bevor es wieder besser werden kann”. Auch in Schweden wird ein bisher unterdrückter Realismus (Ingrid Carlqvist) irgendwann explodieren, und dann mag es wieder besser werden. Aber erstens erst in Jahrzehnten, denn so träge sind manche fundamentalen gesellschaftliche Prozesse, und zweitens dürfte es dann ganz langsam erst von einem sehr niedrigen Niveau aus wieder besser werden. Mit dieser Perspektive kann ich nur sagen: armes Deutschland… Denn sie wussten nicht, was sie tun…
Ist doch klar: kanadischer. Die Frage ist nur, wie wir das hinkriegen können, wenn’s die Politiker nicht wollen. Für die Kanadier zahlt es sich aus, dass sie die Weichen schon vor Jahren gestellt haben und jetzt keine überstürzten Entscheidungen fällen müssen.
Einfacher, klarer und deutlicher geht es nicht. Allerdings besteht die Mannschaft unseres auf den Eisberg zusteuernden Dampfers aus “Gut-” bzw. neudeutsch Hellmenschen (ideologielastiges Denken, von der eigenen moralischen Überlegenheit zu Tränen gerührt, Unfehlbarkeitsgefühl, Intoleranz gegenüber Andersdenkenden - mit anderen Worten eine gefährliche Mischung).
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