Es ist nicht immer leicht, ein kritischer Freund Israels zu sein. Tagein tagaus engagiert man sich, klopft den Israelis auf die Finger, belehrt sie, erklärt ihnen Demokratie und Frieden, maßregelt sie, und doch wird man nicht entsprechend gewürdigt. Stetig versucht man, im Wettbewerb mit Dialog orientierten Rentnern, passionierten Leserbriefschreibern und promovierten Schreibtisch-Aktivisten zu bestehen. Dabei gelingt es allerdings nur wenigen, sich nach Art der Langer sowie der Butler mit Bundesverdienstkreuz oder Adorno schmücken zu können.
So kann es also passieren, dass auch wahre Kapazitäten der freundschaftlichen Israelkritik manchmal zu kurz kommen. Vergessene Vermittler, unterbewertete Unterhändler. Einer davon kommt ursprünglich aus Münster, hielt sich dann fast ebenso lang auf Facebook wie im Bundestag auf und arbeitet nun als „Fellow“ für das „Istanbul Policy Center“ an der Völkerverständigung im Nahen Osten. Die Rede ist, Sie ahnen es schon, von Ruprecht Polenz (CDU) - dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses a.D., der sich nicht nur als Generalsekretär mit extrem kurzer Haltbarkeit, sondern auch als äußerst engagierter Freund Israels einen Namen gemacht hat.
Dabei kam Polenz seiner selbst auferlegten Verpflichtung, gerade als Freund den Freund kritisieren zu müssen, nicht nur nach. Er übertraf sich in dieser Disziplin sogar. „Im Zweifel für die Meinungsfreiheit“ bot er sowohl Verschwörungstheoretikern und Hamas-Sympathisanten als auch Holocaustleugnern auf seiner Facebook-Seite Asyl. Das Säbelrasseln der israelischen Regierung raubte ihm ebenso den Schlaf wie die Blockade des Gazastreifens und die Umtriebe jüdischer Häuslebauer. Im Gegenzug konnte sich kein Reporter der Haaretz, kein palästinensischer Vollzeitaktivist, ja, nicht einmal Jakob Augstein seiner Unterstützung entziehen. So erstaunt es nicht, dass er daneben kaum Zeit für Kritik an Bombenbastlern aus Teheran und Raketen-Konstrukteuren aus Gaza fand.
Doch Polenz sprach nicht nur, er handelte auch. Im Rahmen einer Dienstreise nach Israel inspizierte er einen arabisch-jüdischen Waldorf-Kindergarten nahe Haifa. Ein Besuch, der ebenso zu den Höhepunkten der Polenz’schen Amtszeit zählt wie sein Engagement für die Remagener Hochstaplerin Irena Wachendorff, die sich über Jahrzehnte als israelkritische Jüdin kostümierte und dabei sowohl vor als auch nach ihrer Enttarnung auf Wohlwollen aus Münster zählen konnte.
Jedoch: Mit Ausnahme seines Facebook-Fanclubs würdigte kaum jemand seine Bemühungen öffentlich. Kein Bundesverdienstkreuz, kein Adorno-Preis, nicht einmal der Aachener Friedenspreis oder eine Ehrenmitgliedschaft bei B’Tselem waren ihm vergönnt. Bis jetzt. Denn nun ist ein Mitarbeiter der israelischen Botschafter auf die Idee gekommen, Polenz in seiner Funktion als einen der „geschicktesten und sachkundigsten Akteure in den deutsch-israelischen Beziehungen“ und „wichtigen Partner der Botschaft des Staates Israel in den letzten Jahren“ zu würdigen. Glauben Sie nicht? Staunen Sie selbst:
Empfang des Botschafters zu Ehren von Ruprecht Polenz
Der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, lud am Dienstagabend zu einem Empfang zu Ehren von Ruprecht Polenz.
Der Empfang in der Residenz des Botschafters fand anlässlich des Rückzuges des CDU-Politikers aus der aktiven Politik statt. Polenz kandidierte nach 19 Jahren Arbeit als Bundestagsabgeordneter in diesem Jahr nicht mehr für das Parlament. Er saß lange Jahre dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestages vor und wird als hervorragender Experte der deutschen Außenpolitik und als Kenner Israels geschätzt. Botschafter Yakov Hadas-Handelsman würdigte Rupert Polenz mit dem Empfang als wichtigen Partner der Botschaft des Staates Israel in den letzten Jahren.
Neben Vertretern der Botschaft und des Auswärtigen Amtes waren auch Vertreter aller Parteien, Botschafter anderer Länder, Freunde und Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in die Residenz geladen. Als Geschenk überreichte Botschafter Hadas-Handelsman eine Urkunde des Jüdischen Nationalfonds JNF-KKL über eine Spende für 18 Bäume, wobei die Zahl 18 in hebräischen Buchstaben geschrieben dem Wort für “Leben” entspricht.
Der Gesandte der Botschaft, Emmanuel Nahshon, hieß Rupert Polenz als Freund in der Residenz willkommen und würdigte ihn in seiner Ansprache als einen der „geschicktesten und sachkundigsten Akteure in den deutsch-israelischen Beziehungen.
Weiter sagte der Gesandte Nahshon: „Im Lauf der Jahre hat Rupert Polenz immer wieder gezeigt, wie tief sein Verständnis in diesem Bereich ist. Und er hat sein Wissen genutzt, um die Interessen Deutschlands und Europas bestmöglich zu fördern. Er hat die enorme Wichtigkeit der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel erkannt und sehr dazu beigetragen, dass sie sich weiter entwickelt haben.“