Fundstück / 30.10.2013 / 18:40 / 2 / Seite ausdrucken

Im Hinterhof der Kulturhauptstadt Europas

Lunik 9, so heißt die Roma-Siedlung hier, besteht aus verfallenden Plattenbauten aus den Siebzigerjahren, den Gebäuden fehlen Fensterscheiben, Türen, Wasserhähne, Heizkörper. Nachts leuchten hier keine Laternen, Müll liegt teppichbunt zwischen den Häusern. Die Müllcontainer stehen leer, darin spielen Kinder. Hier fahren keine Taxis her, und als kürzlich eine Polizeistreife vorbeikommen musste, um eine Schlägerei zu beenden, wurden dem Wagen die Räder abgeschraubt… Mauern gegen Roma, das gibt es mittlerweile an mehreren Orten in Osteuropa, aber in diesem Fall musste die Europäische Kommission dringend reagieren. Košice, die zweitgrößte Stadt der Slowakei mit einer Bevölkerung von 240 000 Einwohnern, teilt sich in diesem Jahr mit Marseille den Titel “Kulturhauptstadt Europas”. Es fließt EU-Geld, Hochglanzbroschüren sind gedruckt, ausländische Künstler erschließen, oft in Begleitung ausländischer Journalisten, die ostslowakische Kulturvielfalt. Und mitten in dieser Feierstimmung wird eine Mauer gebaut. http://www.sueddeutsche.de/panorama/roma-in-der-slowakei-hinter-den-mauern-1.1807102

Siehe auch:
Auch bei den Bettlern in deutschen Fußgängerzonen gibt es immer wieder den Verdacht, dass es sich um spezifische Roma-Kriminalität handelt. Frauen und Kinder würden von Hintermännern der eigenen Volksgruppe ausgebeutet, heißt es. Gerüchten zufolge machen mächtige Clans im Hintergrund gute Geschäfte mit Bettelbanden, die gezielt in den europäischen Norden geschleust werden. Das ist ein Fall von organisierter Kriminalität, bei der die Schwächsten der Gruppe brutal ausgenutzt werden. Auch das nährt das Vorurteil, Frauen und Kinder seien bei den Roma nichts wert. Aber es gibt bisher keine Beweise dafür, dass es diese Ausbeutung durch die eigene Gruppe gibt. [...] Für Sozialforscher ist die Vorstellung von großen kriminellen Roma-Clans eine gesellschaftliche Phantasie. [...] “Aber es existieren keine hierarchischen Strukturen innerhalb eines Dorfes oder einer Siedlung”, sagt Stewart. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-10/roma-kinder-adoption-clans-hintergrund/seite-1

Die Roma, die in den Westen kommen, sind oft Teil eines lukrativen Geschäftsmodells. Die Hintermänner dieses Geschäfts sind selbst Roma. Sie stehen in der Hierarchie der Clans ganz oben. Sie sind die Clanchefs. Nicht alle nutzen die Not ihrer Leute aus, aber viele. [...] “Darüber spricht aber kaum jemand. Weil keiner die Roma noch mehr in Verruf bringen will“, sagt der Sozialpädagoge Norbert Ceipek. In Wien leitet er die „Drehscheibe Augarten“, ein Krisenzentrum, das sich um ausländische Kinder und Jugendliche kümmert, die ohne Eltern aufgegriffen wurden. Die meisten der Kinder sind Roma. Sie sind in Wien, um zu betteln oder zu stehlen… Ein Kind, das Geld verdiene, genieße bei den Roma höchsten Respekt, sagt Ceipek. Er erzählt von einem Mädchen, das unter der Woche in Wien betteln musste und am Wochenende an zwei Türken vermietet wurde. Die Türken verkauften es wiederum stundenweise an Freier weiter. „Das Kind saß hier bei mir im Büro“, sagt Ceipek. „Es sagte mir: ,Mein Papa verdient 120 Euro im Monat, ich 150 an einem Wochenende. Ich werde das bestimmt wieder machen.’ Das Mädchen fühlte sich nicht als Opfer. Ein Teil in dem Kind war zerstört, aber ein anderer Teil war sehr stolz.“ Viele Kinder, die von der Polizei in Ceipeks Krisenzentrum gebracht werden, laufen am nächsten Tag wieder weg. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/roma-clans-elend-als-geschaeftsmodell-12092059.html

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Malte Parat / 31.10.2013

Siehe auch: Auch nach 22 Jahren immer noch lesenswertes, verstörendes Dokument über eine andere “Kultur”. Spiegel online - “Hier steigt eine Giftsuppe auf SPIEGEL-Redakteurin Ariane Barth über Konflikte mit Roma-Kindern im Hamburger Karolinenviertel”

Georg Schmidt / 30.10.2013

Ich bin da schon zweimal durchgefahren. Urlaubsziel: “Einfach mal ein Land anschauen”. Urplötzlich wimmelt es in den unbewirtschafteten Baumwiesen vor Kindern. Dann kommt die Ortschaft. Echt furchtbar, blos nicht anhalten, langsam durch. Lauter Gelangweile sitzen, stehen da rum. Fenster? Türen? Fehlanzeige! Aber rausgerissen hat die sicher niemand anderes als die Bewohner. Wer sonst sollte sich dort hintrauen? Überall Unrat und Dreck. Wer soll das dahingebracht haben da traut sich niemand hin ausser den Bewohnern. Wer ist also Schuld an diesem Zustand? Auch arme Menschen können putzen dazu braucht es kein Geld. Auch arme Menschen können pfleglich mit Haus, Hab und Gut umgehen. Wie man einen Türausschnitt in der Mauer vergrößert entzieht sich meiner Vorstellung aber er ist in ca. 4 Jahren tatsächlich größer geworden. Allein diese Eindrücke haben bei mir wenig Mittleid erzeugt. Alle “Schützer” und “Retter” sollten das mal anschauen, denken und dann mal ihr Meinungsbild prüfen. Wer sich meldet dem such ich auch noch die Urlaubsbilder raus.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Fundstück / 21.02.2016 / 21:11 / 1

Zwei Völker und eine Stimme

Einstaatenlösung, Zweistaatenlösung oder gar keine Lösung - das sind derzeit die Alternativen im Nahen Osten. Der so genannte Friedenssprozess steckt in einer Sackgasse. One Voice ist…/ mehr

Fundstück / 03.02.2016 / 18:36 / 0

Ein starkes Stück

 Ich habe die Machtmöglichkeiten nicht, um das zu ändern, ich hätte sie gerne, weil dann würden weniger Menschen sterben im Mittelmeer.   Martin Schulz, Präsident des…/ mehr

Fundstück / 29.01.2016 / 13:13 / 1

Wenn der Generalsekretär mit dem Terror kuschelt

Die Rede, in der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon am Dienstag ausgiebig Israel an den Pranger stellte, war ein Skandal. Nicht etwa wegen der einseitigen Parteinahme gegen…/ mehr

Fundstück / 26.01.2016 / 12:22 / 0

Wenn die Einschläge näher kommen…

... geht sogar Claus Kleber ein Licht auf. Hier / mehr

Fundstück / 23.01.2016 / 11:08 / 0

Die Saudis schlagen zurück

Matthias Küntzel über den Machtkampf zwischen zwei grausamen Regimes - dem Iran und Saudi-Arabien - und warum die Saudis gegenüber den Iranern auf einer “roten…/ mehr

Fundstück / 22.01.2016 / 22:01 / 1

Was uns eint - Die Kanzlerin redet Klartext

Wir können nicht zulassen, das eint uns auch, dass die Türkei und zwischen der Türkei und Griechenland sozusagen illegale Schlepper und Schmuggler die Hoheit haben,…/ mehr

Fundstück / 08.01.2016 / 11:36 / 0

Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft ...

Brüssel: Als Reaktion auf die massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln will Belgien einen Kurs “Umgang mit Frauen” für Asylbewerber zur Pflicht machen. Nach…/ mehr

Fundstück / 03.01.2016 / 21:40 / 1

Herren und Knechte

Frank A. Meyer im Sonntagsblick über die delikaten Beziehungen zwischen dem Königreich von Qatar und der Schweiz. Die Schweiz: ist auf dem besten Weg, zur…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com