Lunik 9, so heißt die Roma-Siedlung hier, besteht aus verfallenden Plattenbauten aus den Siebzigerjahren, den Gebäuden fehlen Fensterscheiben, Türen, Wasserhähne, Heizkörper. Nachts leuchten hier keine Laternen, Müll liegt teppichbunt zwischen den Häusern. Die Müllcontainer stehen leer, darin spielen Kinder. Hier fahren keine Taxis her, und als kürzlich eine Polizeistreife vorbeikommen musste, um eine Schlägerei zu beenden, wurden dem Wagen die Räder abgeschraubt… Mauern gegen Roma, das gibt es mittlerweile an mehreren Orten in Osteuropa, aber in diesem Fall musste die Europäische Kommission dringend reagieren. Košice, die zweitgrößte Stadt der Slowakei mit einer Bevölkerung von 240 000 Einwohnern, teilt sich in diesem Jahr mit Marseille den Titel “Kulturhauptstadt Europas”. Es fließt EU-Geld, Hochglanzbroschüren sind gedruckt, ausländische Künstler erschließen, oft in Begleitung ausländischer Journalisten, die ostslowakische Kulturvielfalt. Und mitten in dieser Feierstimmung wird eine Mauer gebaut. http://www.sueddeutsche.de/panorama/roma-in-der-slowakei-hinter-den-mauern-1.1807102
Siehe auch:
Auch bei den Bettlern in deutschen Fußgängerzonen gibt es immer wieder den Verdacht, dass es sich um spezifische Roma-Kriminalität handelt. Frauen und Kinder würden von Hintermännern der eigenen Volksgruppe ausgebeutet, heißt es. Gerüchten zufolge machen mächtige Clans im Hintergrund gute Geschäfte mit Bettelbanden, die gezielt in den europäischen Norden geschleust werden. Das ist ein Fall von organisierter Kriminalität, bei der die Schwächsten der Gruppe brutal ausgenutzt werden. Auch das nährt das Vorurteil, Frauen und Kinder seien bei den Roma nichts wert. Aber es gibt bisher keine Beweise dafür, dass es diese Ausbeutung durch die eigene Gruppe gibt. [...] Für Sozialforscher ist die Vorstellung von großen kriminellen Roma-Clans eine gesellschaftliche Phantasie. [...] “Aber es existieren keine hierarchischen Strukturen innerhalb eines Dorfes oder einer Siedlung”, sagt Stewart. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-10/roma-kinder-adoption-clans-hintergrund/seite-1
Die Roma, die in den Westen kommen, sind oft Teil eines lukrativen Geschäftsmodells. Die Hintermänner dieses Geschäfts sind selbst Roma. Sie stehen in der Hierarchie der Clans ganz oben. Sie sind die Clanchefs. Nicht alle nutzen die Not ihrer Leute aus, aber viele. [...] “Darüber spricht aber kaum jemand. Weil keiner die Roma noch mehr in Verruf bringen will“, sagt der Sozialpädagoge Norbert Ceipek. In Wien leitet er die „Drehscheibe Augarten“, ein Krisenzentrum, das sich um ausländische Kinder und Jugendliche kümmert, die ohne Eltern aufgegriffen wurden. Die meisten der Kinder sind Roma. Sie sind in Wien, um zu betteln oder zu stehlen… Ein Kind, das Geld verdiene, genieße bei den Roma höchsten Respekt, sagt Ceipek. Er erzählt von einem Mädchen, das unter der Woche in Wien betteln musste und am Wochenende an zwei Türken vermietet wurde. Die Türken verkauften es wiederum stundenweise an Freier weiter. „Das Kind saß hier bei mir im Büro“, sagt Ceipek. „Es sagte mir: ,Mein Papa verdient 120 Euro im Monat, ich 150 an einem Wochenende. Ich werde das bestimmt wieder machen.’ Das Mädchen fühlte sich nicht als Opfer. Ein Teil in dem Kind war zerstört, aber ein anderer Teil war sehr stolz.“ Viele Kinder, die von der Polizei in Ceipeks Krisenzentrum gebracht werden, laufen am nächsten Tag wieder weg. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/roma-clans-elend-als-geschaeftsmodell-12092059.html