Joachim Nikolaus Steinhöfel / 05.02.2018 / 13:55 / Foto: Pixabay / 23 / Seite ausdrucken

Ihre Gebühren bei der Arbeit: Behindertenwitze beim ZDF

Kennen sie Oliver Welke? Ein teiggesichtiger Mann mit Bauchansatz, der in der Schule immer als letzter in die Fußballmannschaft gewählt wurde und jetzt, ganz folgerichtig, ab und zu im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bei Länderspielen Fußballern und Trainern Fragen stellen darf, die er für pfiffig hält. Weil er ja soviel von Sport versteht.

Nebenher hat sich der Herr mit der schnittigen comb-over Frisur beim ZDF als Moderator für eine sogenannte „Satire-Sendung“ qualifiziert, die sich „heute-show“ nennt. Der Name lehnt sich an eine sogenannte „Nachrichten“-Sendung dieser Anstalt an, in der überwiegend Pressemitteilungen der Bundesregierung verlesen werden. Wie schon beim Sport bringt Welke auch hier die idealen Voraussetzungen mit. Als aalglatter Opportunist, der rückgratlos in der Mehrheitsmeinung mitschlängelt.

Am 29. Januar tagte der Hauptausschuss des Deutschen Bundestages unter dem Vorsitz von Dr. Wolfgang Schäuble unter anderem zu der Frage der Verlängerung der Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten. Der Sachverständige Dieter Amann, von der AfD-Bundestagsfraktion benannt, stellt sich zu Beginn seiner Ausführungen so vor:

„Guten Tag, ich möchte mal etwas vorausschicken. Ich bin hier neu, bin nicht gewohnt zu reden vor großer Runde. Und ich stottere. Das möchte ich vorausschicken, damit sich niemand wundert.“

Und jetzt schauen sie selbst, wie menschenverachtend Welke und seine ebenfalls von Gebührengeldern finanzierten „Gagschreiber“ sich über einen Menschen mit Sprechbehinderung lustig machen. Und natürlich, ohne über die Sprechstörung aufzuklären oder die einleitenden Worte von Herrn Amann zu erwähnen.

Welke und seine Helfershelfer sind moralisch derart degeneriert, dass sich selbst ein Straßenköter zu fein ist, an ihnen noch sein Bein zu heben.

Update Redaktion: Am Abend des 5.2.2018 hat sich die “heute-show” dann bei Facebook gemeldet. Der Druck wurde wohl zu groß. “Das hätte nicht passieren dürfen” erklärt man. Es passierte allerdings nicht zum ersten  mal.

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Dr. Christian Bispinck-Funke / 05.02.2018

Ich habe dem ZDF auf diese Nachricht hin soeben eine Beschwerde gesandt und um Erklärung gebeten. Dem Zeitgeist entsprechend werden Sie, wer auch immer sich dem annimt, sich - diese Wette gehe ich ein - auf die Freiheit von Satire berufen. Und doch ist in dieser Sache die Grenze von Anstand überschritten. Der Sprachfehler des Stotterns ist kein Indikator für kognitive Beinträchtigung. Ihn heranzuziehen, um die unliebsame Meinung bzw. die Integrität der sie äußernden Person zu desavouieren, zeugt von Geschmacklosigkeit. Dass die blöde, stets blökende Masse im Publikum auch hier vor lachen schreit - das zeigt nicht bloß unbedachtes Reagieren auf den immerwitzigen Welke, es löst in jedem, der stottert, schlechte Emotionen aus (mit oder ohne Erinnerungsbildern). Ja! ich bin ein Betroffener und kann jedem sagen, vorgeführt zu werden aufgrung einer verzögerten Aussprache der eigenen Gedanken, gehört zu den schwereren Dingen, die man im Leben zu ertragen hat. Dass dies hier nicht von Idioten auf der Straße, sondern im öffentlich—rechtlich Fernsehen geschieht, macht mich wütend.

N. Müller / 05.02.2018

“Ihre Gebühren bei der Arbeit: Behindertenwitze beim ZDF” Das ist mir schon lange ein Dorn im Auge, dass ich für Hetze auch noch Geld zahlen muss. Da Sie doch Anwalt sind, Herr Steinhöfel, könnten Sie mir sagen (oder am besten einmal einen Artikel dazu schreiben) wie denn genau die derzeitige Rechtslage aussieht. Gibt es irgend eine Chance sich herauszuklagen? Was ist mit den noch anhängigen Verfahren (ich glaub da gab es einige von Autovermietungen, etc.)? Oder sind wir dazu verdammt zähneknirschend und faustballend weiter zu zahlen? MfG

Erwin Gabriel / 05.02.2018

Herr Steinhöfel, diesen Punkt muss ich Ihnen mal erklären: Es gibt “gute” und “schlechte” Menschen, und natürlich dürfen nur die Guten darüber entscheiden, wer gut und wer schlecht ist. Erst wenn Sie diesen Glaubenssatz verinnerlicht haben, werden Sie die wahre Kompetenz, unbeirrbare Objektivität und große Weisheit der öffentlich-rechtlichen Medien verstehen und schätzen lernen.

Christian Dietz-Verrier / 05.02.2018

Ich selbst bin Lehrer an einem Mannheimer Gymnasium und weise meine Schüler stets darauf hin, wie wichtig es ist andere ausreden zu lassen, diesen zuzuhören und bei Dingen wie offensichtlich falschen Antworten, Stottern, ausl. Akzent,etc. keinesfalls zu lachen oder sich über solche Schwächen lustig zu machen. Sich über einen Abgeordneten - auch wenn er von der AfD ist und augenscheinlich alleine deshalb in den Schmutz gezogen werden darf, weil er ja zu den “Bösen” gehört - in einer derartigen Art und Weise lustig zu machen und die Problematik des Stotterns zu verschweigen, zu der sich Herr Amann vor seiner Rede bekennt, ist an infamer Bodenlosigkeit nicht zu unterbieten. Und ARD/ZDF fragen sich tatsächlich noch, warum so viele Menschen in Deutschland mittlerweile die Rundfunkgebühren als Zwangsabgabe ansehen?

Gabriele Schulze / 05.02.2018

Tut mir leid, ich schau nicht selbst…die Beschreibung reicht. Bei der heute-show muß man doch aber gottfroh über das Erscheinen der AfD sein, das zwanghafte FDP-Bashing hat die Macher sicher schon selbst angeödet. Mich die heute-show sowieso.

Katharina Münz / 05.02.2018

Wie erbärmlich. Schämen Sie sich, Herr Welke!

Reinhard Schilde / 05.02.2018

Die “heute Show”, laut Eigenwerbung ZDF “satirisch, bissig, witzig”, das sagt doch eigentlich schon alles. In meinen Augen der klägliche Versuch, das von oben verordnete betreute Denken der ZDF-Nachrichtensendungen als lustige Sketch-Parade unters Volk zu bringen. Reiner Propaganda-“Spaß”, der bedauerlicherweise bei einem Teil der Bevölkerung seine Wirkung nicht verfehlt.

Belo Zibé / 05.02.2018

Das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen von 2008 scheint am sonst so Moral-durchtränkten Personal des ZDF völlig vorbeigegangen zu sein. »Man kann über eine Null(Sendung) ein Buch schreiben, der man mit einer Zeile zu viel Ehre erwiese. K.Kraus

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