News-Redaktion / 19.02.2025 / 17:00 / Foto: Montage achgut.com / / Seite ausdrucken

Ausländerkriminalität: Statistiken biegen bis es passt

Eine Studie des Ifo-Instituts kurz vor der Wahl zur Ausländerkriminalität wendet statistische Tricks an um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Das Ifo-Institut aus München veröffentlichte gestern eine Studie mit dem Titel „Steigert Migration die Kriminalität? Ein datenbasierter Blick“. Obwohl Ausländer in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) stark überrepräsentiert sind, was zugegeben wird, kommt die Studie, wenig überraschend aber nicht überzeugend, zu dem Schluss, dies belege weder eine höhere Kriminalitätsneigung von Ausländern, noch eine steigende Kriminalität durch die Zuwanderung: „Mehr Ausländer erhöhen die Kriminalitätsrate nicht“, heißt es in der zugehörigen Pressemeldung. Ausländer seien zwar in der PKS überrepräsentiert, jedoch nicht aufgrund ihrer Herkunft, sondern weil sie überproportional gegenüber Deutschen jünger und männlicher seien und überproportional in Gegenden wohnen, wo Kriminalität höher ist, sprich in großen Städten und da speziell in Problemvierteln. Ergo sind Deutsche mit den gleichen Merkmalen ähnlich überrepräsentiert in der PKS. Mit viel statistischem Voodoo, für den Laien kaum nachvollziehbar, wird diese steile These zu belegen versucht. Und dann wird es aktivistisch, wenn auch im wissenschaftlich anmutenden Jargon:

Lutz und Bitschnau (2023) dokumentieren, dass Fehlwahrnehmungen, also das Auseinanderfallen von Gefühl und Wirklichkeit, beim Thema Migration allgegenwärtig sind: Einheimische überschätzen die Zahl der Einwanderer, glauben, dass sie kulturell und religiös weiter von ihnen entfernt sind, und halten sie für wirtschaftlich schwächer und stärker auf staatliche Unterstützung angewiesen, als sie tatsächlich sind (Alesina et al. 2023)…

Emotionalisierte Berichterstattung über Verbrechen von Migranten verringern die Akzeptanz von Zuwanderung (Manzoni et al. 2024). Beispielsweise verstärkten sich nach den sexuellen Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015 die fremdenfeindlichen Einstellungen in Deutschland messbar (Lange und Schmidt-Catran 2023). Couttenier et al. (2024) zeigen, dass verzerrte Berichterstattung über Ausländerkriminalität – unabhängig vom tatsächlichen Kriminalitätsniveau – Wahlergebnisse erheblich beeinflussen kann.

Also kurzum, Schuld ist die vorurteilsbehaftete Mehrheitsgesellschaft und die bösen Medien, die ständig auf Einzelfälle hinweisen und dies als Tendenz präsentieren (der ÖRR kann damit nicht gemeint sein).

Gelobt werden Medien, die immer sofort von deutschen Tätern schreiben, damit die Leser ihre fremdenfeindliche Wahrnehmung reduzieren:

Gezielte Maßnahmen können dazu beitragen, Fehleinschätzungen über Migration und Kriminalität abzubauen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Transparenzinitiative der Sächsischen Zeitung, die durch die Veröffentlichung der Herkunft aller Straftäter fremdenfeindliche Einstellungen reduzierte: Die Nennung der deutschen Herkunft von Verdächtigen verringerte die wahrgenommene Relevanz von Ausländerkriminalität im Verhältnis zur deutschen (Keita et al. 2024). Im Jahr 2013 schaffte Associated Press (AP) den politisch aufgeladenen bzw. kriminalisierenden Begriff illegal immigrant in ihren Texten in den USA ab. Dies führte in den folgenden Jahren zu messbar positiveren Einstellungen zu Migration bei Personen, deren lokale Medien stärker auf AP-Inhalte zurückgreifen.

Also bitteschön zensieren, damit die Erzählung stimmt. Dass „deutsch“, also im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft, nicht unbedingt etwas über den kulturellen Hintergrund sagt, sei nur am Rande bemerkt.

Und dann folgt ein Katalog von Ratschlägen, was wir, sprich der deutsche Staat, alles tun müssen, um die Ausländerkriminalität zu verringern (mehr Integrationsangebote, bessere Erwerbsmöglichkeiten, schnellere Einbürgerung).

Die ganzen statistischen und sprachlichen Tricks und Verrenkungen, Äpfel-mit Birnen-Vergleiche etc, mit denen das Ifo-Institut das gewünschte Ergebnis erzielt, wird von Norbert Häring hier treffend analysiert und zerlegt.

Auch wenn es stimmen mag, dass der durchschnittliche Migrant (wobei bekanntlich innerhalb der Migranten je nach Herkunftsland ganz deutliche Unterschiede in der Kriminalitätshäufigkeit und -art festzustellen sind) nicht krimineller als der durchschnittliche Deutsche ist, beantwortet das Institut die eingangs gestellte Frage, ob mehr Einwanderung zu mehr Kriminalität führe, nicht. Schließlich war die Frage nicht, ob Migranten grundsätzlich krimineller sind, oder was die äußeren Ursachen von erhöhter Migrantenkriminalität sind, oder ob sie statistisch häufiger in Gegenden mit erhöhter Kriminalität wohnen, sondern ob mehr Zuwanderung zu mehr Kriminalität führt. Dies konnten sie nicht beantworten, da die Antwort nicht wie gewünscht ausgefallen wäre, hätte man eben einfach die monatlichen oder jährlichen Kriminalitätsstatistiken ausgewertet.

Das Thema Ausländerkriminalität wurde von Achgut schon ausführlich behandelt, etwa hier, hier und hier.

Foto: Montage achgut.com

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