Der Sondergipfel zur Besetzung der künftigen EU-Spitzenpositionen wurde heute Morgen nach einem 18-stündigen Verhandlungsmarathon ergebnislos unterbrochen. Die Verhandlungen der europäischen Staats- und Regierungschefs sollen am Dienstag fortgesetzt werden. Für mediale Aufmerksamkeit sorgt indessen ein Video, dass den konservativen bulgarischen Ministerpräsidenten Boiko Borissow und den „Spitzenkandidaten“ der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, Frans Timmermans, zeigt. Laut einem Bericht der „Welt“ entstand die Aufnahme in der bulgarischen Botschaft in Brüssel. Borissow habe das Video am Sonntagabend live auf Facebook gestreamt.
In dem rund dreiminütigen Video spricht Borissow der englischen Simultanübersetzung zufolge von einem „Kompromiss“, der sich anbahne: Der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, könne „das Parlament bekommen, und Sie übernehmen die Kommission“. „Exzellent“, antwortet der niederländische Politiker Timmermans. Dann spricht Barissow darüber, was den Bulgaren wichtig sei. Er nennt die Aufnahme in den Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen und den europäischen Kontrollmechanismus zur Justizreform sowie zur Bekämpfung von Korruption und organisierter Kriminalität, dessen Abschaffung Bulgarien fordert.
Timmermans antwortet, er sei „immer direkt und ehrlich“ mit Borissow gewesen. Der Niederländer würdigt den Kampf des bulgarischen Ministerpräsidenten gegen das organisierte Verbrechen und die Freundschaft, die die beiden Männer verbinde. Dann blickt er unvermittelt direkt in die Kamera und sagt: „Ich weiß nicht, ob wir all das aufnehmen sollten.“ An dieser Stelle bricht das Video ab. Zum weiteren Inhalt des Gesprächs und der Frage, ob die Aufnahme vielleicht versehentlich online veröffentlicht wurde, finden sich in den aktuellen Medienberichten keine Angaben.