Henryk M. Broder / 15.07.2020 / 14:00 / Foto: Tim Maxeiner / 66 / Seite ausdrucken

“Nicht unschuldig” in Duisburg

Frank Preuß ist in der Redaktion der WAZ für das Ressort Rhein-Ruhr zuständig. In dieser Eigenschaft hat er einen Kommentar zum Ausgang des Verfahrens "Der Staat gegen Henryk M. Broder" geschrieben. "Einen an der Klatsche haben", lesen wir da, sei "als Beleidigung vergleichsweise niedlich", vor allem, "wenn man bedenkt, was Richter schon an Widerwärtigkeiten gegen Politiker aus den sogenannten sozialen Netzwerken durchgewunken haben". Ich vermute, Frank Preuß meint das Urteil eines Landgerichts, wonach man Alice Weidel eine "Nazischlampe" nennen darf, mag es aber so direkt nicht sagen, um nicht in den Verdacht zu geraten, mit der AfD zu sympathisieren. 

Deswegen schreibt er, es gelte, "Zeichen zu setzen in einer Anpöbelungsflut, die bedrohliche Ausmaße angenommen hat". Und: "Henryk Broder und sein Umfeld sind daran nicht unschuldig."

Also, nicht dass Preuß etwas Ordentliches anstellen möchte, er will nur ein "Zeichen" setzen, wie es derzeit alle PC-Taliban der Republik engagiert tun, indem sie Aufrufe unterschreiben oder Leute als rechts, rechtsradikal oder rechtsextrem denunzieren, die andere Meinungen vertreten als Anja Reschke, Jan Böhmermann und Georg Restle. Die Anpöbelungsflut, so Preuß, habe "bedrohliche Ausmaße" angenommen. Und daran seien "Broder und sein Umfeld nicht unschuldig".

Jetzt wartet Preuß darauf, aus der Redaktion "Rhein und Ruhr" in die Abteilung "Bedeutende Denker und Denkerinnen des 21. Jahrhunderts" überstellt zu werden. Bis eben galt, auch in Duisburg, noch der "Satz vom ausgeschlossenen Dritten", tertium non datur, schuldig oder nicht schuldig. Ein "nicht unschuldig" gab es nicht. Seit gestern gilt nun "tertium datur", es gibt ein Drittes. Der Satz wird als Duisburger Diktum in die Geschichte eingehen. Copyright by Frank Preuß, WAZ.

Im alltäglichen Leben allerdings gibt es das schon länger. Frauen, die zu kurze Röcke tragen, sind "nicht unschuldig", wenn sie vergewaltigt werden. Gleiches gilt für Schwule, die Händchen haltend durch Marxloh laufen, ohne Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Ureinwohner zu nehmen. Dass Juden am Antisemitismus "nicht unschuldig" sind, versteht sich von selbst. 2000 Jahre verfolgt und immer ohne Grund?

Und schließlich: Wer die WAZ liest, ist "nicht unschuldig", wenn er sich hinterher verarscht fühlt. 

Foto: Tim Maxeiner

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

A.Engel / 15.07.2020

Lieber Herr Broder, habe mir das Video von Ihnen und Herrn Steinhöfel nach der Verhandlung angeschaut. Allein das hat dazu geführt, dass ich meine morgendliche Portion Serotonin-Wiederaufnahmehemmer von 40 auf 20mg reduzieren konnte. Herzlichen Dank!!

Paul Müller / 15.07.2020

Apropos „tertium non datur“ - in ihrem Link ist zu lesen: “Eine dritte Möglichkeit, also dass lediglich etwas Mittleres gilt, das weder die Aussage ist, noch ihr Gegenteil, sondern irgendwo dazwischen, kann es nicht geben” Laut Pressemeldungen wurde heute der Tübinger OB Boris Palmer duch ein Grünen-Mitglied (...oder heißt das korrekt eine Grünen-Mitgliedin??) angezeigt. Das soll nach einem Streit auf Facebook passiert sein, weil Tübingens Oberbürgermeister ihre Geschlechterzugehörigkeit infrage gestellt und sie damit beleidigt hat. Vielleicht schließen Sie sich ja mal mit Palme kurz, ob es da vielleicht Gemeinsamkeiten zwischen Ihrem und seinem Fall gibt - vielleicht gibt es doch noch etwas „dazwischen“. So eine Art “Recht-Gendering”. Wir sind nämlich gerade dabei, nicht nur die ganze Welt zu retten, sondern sie gleichzeitig auf den Kopf zu stellen und nichts ist unmöglich. Die entscheidende Frage lautet, wie das bei den ganzen Widersprüchen dieser Ideologie dann mit den Missverständnissen endet - das beste Beispiel haben Sie in ihrem Artikel selbst genannt. Kopf hoch, Herr Broder, das ganze Gebäude stürzt irgendwann zwangsläufig in sich zusammen. Es knarrzt bereits kräftig im Gebälk.

Heiko Engel / 15.07.2020

Preuß braucht eine Beratung. Dringend und zwingend. Nur Probleme im Außen sehen, deutet eher auf einen vehementen eigenen Verdrängungsprozess hin. Und der verhindert, unterbindet und lässt die dringend notwendige Arbeit an sich selbst nicht zu. Ist heutzutage höchst populär. Denn nur wer sich selbst ändert, ändert die Welt. Dann ist Veränderung möglich. Und der innerseelische Demokratisierungsprozess beginnt. Von HaJo Maaz. Das gespaltene Land. Gehört nicht nur bei WAZi Preuß auf den Nachtschrank, sondern, aufgrund des kollektiven deutschen Demokratisierungsversagens, in jeden deutschen Briefkasten.

Sabine Schönfelder / 15.07.2020

Rolf@Lindner, das finde ich GROßE KLASSE!!!  Eine gute Idee! LG

Stephan Bender / 15.07.2020

Deswegen schreibt er, es gelte, „Zeichen zu setzen in einer Anpöbelungsflut, die bedrohliche Ausmaße angenommen hat“—- Was ist 8 Kilometer lang und hat einen IQ von 30? - Eine nordrhein-westfälische Journalistenparade…

Hans-Peter Dollhopf / 15.07.2020

Herr Broder, “dass Juden am Antisemitismus ‘nicht unschuldig’ sind”, das hatte erst vor zwei Wochen der Genosse Gysi vor hohlem Hause wortgewalttätig zu Protokoll 19/169 gegeben, als er einen Angriffsplan der Partei DIE LINKE auf die Souveränität des Judenstaates als Antrag zur Beratung vorlegte. “Der Ruf von Israel wird bei Realisierung der Annexionspläne weltweit noch deutlich negativer. Das trifft ebenfalls weltweit alle Jüdinnen und Juden.” Es ist schon irre, dass ein mächtiger judenreiner Staat Palästina einem, der gerne mit einer jüdischen Großmutter väterlicherseits hausieren geht, wenn auch immer nur zu politisch opportunen Anlässen, als Garant seiner persönlichen Existenz brauchbarer erscheint, als ein weniger mächtiger judenreiner Staat Palästina. Das muss wohl mit Ritualen einstiger Waffenbrüderschaft seines alten ostdeutschen SED/PDS/LINKE-Staates mit arabischen Terrororganisationen zusammenhängen.

Mirko Lichtermann / 15.07.2020

@Heribert Glumener: Der letzte Satz trifft auf sehr viele Menschen in diesem Land zu, die ihre Zeit mit hartem ideologischem Kampf und dem Kampf gegen imaginäre Feinde verschwenden. Jeden Tag müssen linksgrüne Politiker, Journaktivisten und andere Nutznießer des Systems zum Machtgewinn oder Machterhalt eine enorme Leistung vollbringen. Das geht auf Dauer an die Substanz. (Bei manchem jetzt schon, besonders das Hirnareal betreffend. Namen klammere ich mal fairerweise aus.) Doch eines Tages werden auch die alt sein, ihre Namen vielleicht nur noch als hässliche Beispiele in Geschichtsbüchern vorfinden, ihre Nachkommen werden sie verleugnen und sie werden vermutlich sehr einsam sterben. Gab es alles schonmal im letzten Jahrhundert. Ich würde meinen Kindern niemals zumuten, ein schleimiger Politiker zu werden oder mich anderweitig dem System anzubiedern und zu schmarotzen. Lieber ehrlich Geld verdienen und den Kindern seine eigenen Werte vorleben. Das ist echter Lebensgewinn.

Edgar Timm / 15.07.2020

Früher wollte der Herr Preuß mal “was mit Medien” machen - heute macht er “was mit Zeichen” setzen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com