Das Wort „woke“ hat nichts mehr mit Offenheit und Toleranz zu tun, sondern ist zu einer eitlen Institution mutiert. Hier eine sehr persönliche Geschichte.
Vor ein paar Tagen sprach ich mit einem guten alten Freund, der in den späten 1970er Jahren den Grundstein für das gelegt hat, was heute in Köln groß als ColognePride gefeiert wird. Unter dem Namen „Homolulu“ holte er in Frankfurt zusammen mit anderen schwul-lesbisch engagierten Männern die Protestbewegung CSD nach Deutschland.
Vom 23. bis zum 30. Juli 1979 hieß es in Frankfurt: „Die Geburt eines Vulkans“. In Hamburg wurde etwa zur gleichen Zeit der CSD unter dem Namen „Stonewall“ veranstaltet. Seitdem hat sich einiges verändert.
CSD steht für Christopher Street Day. Der CSD hat seinen Ursprung in den Protesten, die 1969 in der Christopher Street in New York stattfanden. Die berühmten Stonewall-Unruhen, die von der schwul-lesbischen Community gegen Polizeigewalt und Diskriminierung angeführt wurden, gelten als Beginn der modernen Pride-Bewegung. Die Idee war, für die Rechte der homosexuellen Gemeinschaft zu kämpfen und sich gegen soziale Ungerechtigkeiten zu erheben.
Jahrmarkt der Eitelkeiten
Heute ist der CSD in Köln nicht mehr nur als CSD bekannt, sondern als ColognePride. Das Event hat sich zu einem gigantischen Festival entwickelt, das Millionen von Besuchern aus aller Welt anzieht. Es ist ein schwul-lesbischer Karneval mit einer Parade, die mittlerweile länger zu sein scheint als der Rosenmontagszug. Die Stadt Köln wird während des Pride-Wochenendes von tausenden von Feiernden überflutet, die in bunten Kostümen durch die Straßen ziehen und eine Party feiern, die kaum noch zu übertreffen ist.
Es ist wunderbar, auf der Party der ColognePride die Selbstverständlichkeit zu erleben, mit der dort schwules und lesbisches Leben gefeiert wird. Es rührt, Menschen zu sehen, die aus kleinen Dörfern anreisen, weil sie in ihren Heimatorten noch nicht geoutet sind. In Köln konnten sie endlich einmal freie Luft schnuppern. All das ist wunderbar, aber dennoch hat sich in den letzten Jahren etwas verändert. Allein die „Hundestaffel“ war im Jahr 2024 größer als die ganze Homolulu-Parade im Jahr 1979.
Was als Pionierarbeit begann, ist heute teilweise zu einem Jahrmarkt der Eitelkeiten geworden. Das erkennt man schon daran, dass die Parade, die noch vor dreißig Jahren von den meisten Politikern gemieden wurde, nun ein Magnet für alle Politiker geworden ist (Foto oben), die sich jedoch entlarvenderweise oft immer nur dann auf den Wagen der Parade befinden, wenn auch eine Kamera der öffentlich-rechtlichen Medien in der Nähe ist. Sind die Bilder erst mal im Kasten, geht es für manchen Spitzenpolitiker direkt weiter zum nächsten Fototermin, vorher aber noch kurz zum Visagisten, um Make-up und Frisur zu richten, zahlt ja alles das Volk, das um die Parade herumsteht und jubelt. Das ist wohl die größte Veränderung: Was einst als Demonstration gegen die Regierung begonnen hat, ist heute eine Demonstration für die Regierung. Aus einem Protestzug ist eine Militärparade geworden. Die Bewegung hat sich institutionalisiert und dabei auch kommerzialisiert.
Nicht mehr nur Opfer, sondern auch Täter
Wer als Unternehmen etwas auf sich hält, bekennt heute stolz Farben für die Bewegung, aber natürlich nur in den Regionen, wo es auch etwas bringt. Es gibt unzählige Unternehmen, die zwar im Westen stolz die Pride-Farben zeigen, aber ihre Dependancen im arabischen Raum nicht, was vermuten lässt, dass es diesen Unternehmen nicht wirklich um die Werte der Bewegung geht, sondern vielmehr darum, den eigenen Absatz zu steigern. Das ist überhaupt nicht verwerflich, lässt jedoch auch vermuten, dass das Unternehmen auch ganz andere Flaggen und Farben zeigen würde, wenn es damit den eigenen Umsatz steigern könnte.
Die Institutionalisierung der Bewegung zeigt sich besonders an der Einführung der Ehe für alle im Jahr 2017. Diese Gesetzesänderung ermöglichte es gleichgeschlechtlichen Paaren, legal zu heiraten und die gleichen Privilegien wie heterosexuelle Paare zu genießen. Die homosexuelle Ehe wurde institutionalisiert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich das Urteil für die Ehe für alle gefeiert habe. Es war ein wunderbarer Tag. Ich spreche jedoch bewusst von dem Privileg der Ehe und nicht von dem Recht auf Ehe, denn die Ehe ist streng genommen kein Recht, sondern ein Privileg, das der Staat bestimmten Beziehungen gewährt. Homosexuelle Paare genießen nun Privilegien, die nicht allen Beziehungen zugestanden werden, wie etwa der Ehe mit mehreren Partnern.
Durch die rechtliche und soziale Gleichstellung haben homosexuelle Menschen nicht nur gleiche Rechte, sondern auch Privilegien erhalten. Zudem gibt es immer mehr staatlich subventionierte Institutionen, die sich für ihre Belange einsetzen. Strenggenommen sind sie damit jetzt nicht mehr nur Opfer, sondern auch Täter, mit der Möglichkeit, Privilegien für sich zu verteidigen. Das Privileg der Ehe wird schließlich durch die Staatsgewalt geschützt und ermöglicht.
„Mit großer Macht kommt große Verantwortung“
Die Bewegung hat somit Rechte und Privilegien für sich erstritten und damit die eigene Macht ausgebaut. Als mein guter Freund die Ideen des CSD nach Deutschland geholt hatte, war die Situation noch ganz anders. Damals gab es noch den Paragraphen 175 des deutschen Strafgesetzbuches. Paragraph 175 StGB galt bis 1994 und stellte homosexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe.
Diese Kriminalisierung gehört der Vergangenheit an. Homosexuelle Menschen haben ihre Rechte erstritten und sogar einige Privilegien gewonnen. Das heißt, sie haben nun deutlich mehr Macht gewonnen. Von dem Comiczeichner Stan Lee stammt folgender Satz: „Mit großer Macht kommt große Verantwortung.“
Leider habe ich den Eindruck, dass viele Mitglieder der neuen Kirche der Woken mit dieser Verantwortung nicht gut umgehen. Sie neigen oft dazu, Feindbilder zu suchen, anstatt sich durch eigene Taten als Vorbilder zu beweisen. Klassische Feministinnen werden zum Beispiel als TERFs (trans-exclusionary radical feminists) abgestempelt, nur weil sie unterschiedliche Perspektiven vertreten.
Verurteilt als Ketzer und Hexen
Die Entstehung der Kirche der Woken erinnert mich an die Entstehung der christlichen Kirchen. Ich bin Christ, ich liebe die Grundwerte des Christentums wie Nächstenliebe, Vergebung und Gerechtigkeit. Das christliche Prinzip „Fürchtet euch nicht“ hat mich durch manche schwierige Zeit gebracht. Dennoch bin ich aus der Kirche ausgetreten. Das heißt nicht, dass ich die Werte des Christentums nicht mehr vertrete. Im Gegenteil, ich bin aus der Kirche ausgetreten, weil ich an die Prinzipien des Christentums glaube.
Oft zeigt die Kirche als Institution in der Geschichte, dass sie die eigenen christlichen Werte nicht immer lebte. Die Kirche arbeitete mit politischen Unterdrückern zusammen, schuf Feindbilder und polemisierte gegen sie. Sie verfolgte, verurteilte und verbrannte Hexen und Ketzer und war missionarisch tätig, um ihre eigenen Ansichten durchzusetzen.
Heute ist es ähnlich. Die Kirche der Woken neigt dazu, Menschen, die nicht ihre Überzeugungen teilen, als Ketzer und Hexen zu verurteilen, sie nennen sie Hater und TERFs. Wer nicht voll und ganz an ihre Ideologie glaubt, wird niedergebürstet und ausgeschlossen. Aus dieser unbarmherzigen Kirche der Woken trete ich aus.
Ich vermisse diese Selbstverständlichkeit
Das bedeutet nicht, dass ich nicht weiterhin hinter den Grundwerten der schwul-lesbischen Bewegung stehe. Schon in meiner Jugend habe ich mich für die schwul-lesbische Bewegung engagiert. 1991, im Religionsunterricht, widersprach ich offen einem Lehrer, der sich abfällig über Hella von Sinnens Homosexualität geäußert hatte. Später, beim Abitur 1995, moderierte ich als Drag-Queen Xenia den Abigag und lebte offen meine Sexualität. Mein Vater, ein ehemaliger Seemann, nahm mich und meine Beziehungen selbstverständlich an, ohne darüber sprechen zu müssen.
Ich weiß noch genau, wie mein Vater, der in den letzten Jahren seines zu kurzen Lebens in einer Kneipe gearbeitet hatte, mich an der Theke mit einem Mann sitzen und küssen sah. Ich musste ihm das nicht erklären. Es war einfach so. Ich musste mich niemals outen. Es war selbstverständlich. Als ich dann irgendwann doch mit einer Frau aufschlug und sie später sogar heiratete – zu einer Zeit, als das in Deutschland nur heterosexuellen Paaren erlaubt war – musste ich ihm auch das nicht erklären. Es war einfach so.
Heute vermisse ich diese Selbstverständlichkeit an vielen Stellen. Es gibt überall ein geradezu unheilvolles Bedürfnis nach Bestätigung und gebetsmühlenartigen Solidaritätsbekundungen, die oft hohl erscheinen. Wenn Menschen zum Beispiel darauf bestehen, mit bestimmten Pronomen angesprochen zu werden, und es als Beleidigung empfinden, wenn ihr Selbstbild nicht bestätigt wird, dann hat das alles mehr mit Unsicherheit zu tun als mit Selbstbewusstsein.
Man nennt solche Menschen Tyrannen
Manchmal erinnert mich die Aufforderung, bestimmte Pronomen zu nutzen und spezielle Floskeln zu verwenden, an die blutleeren Gebete der institutionellen, arrivierten christlichen Kirche. Oft sind diese Gebete nur dazu da, um den Gläubigen Unterwerfung abzuringen und zu demonstrieren, dass sie der „richtigen“ Kirche angehören. Diese Rituale scheinen mehr dazu zu dienen, eine bestimmte Form der Zugehörigkeit zu zeigen, als eine tiefere Bedeutung zu vermitteln.
Ein zentraler Grundwert der christlichen Kirche ist die Demut. Doch wie nennt man jemanden, der von seiner Umgebung verlangt, ihn genau so zu sehen, wie er gesehen werden möchte? Man nennt solche Menschen Tyrannen. Das steht im klaren Widerspruch zur Demut. Und so wie die christliche Kirche in ihrer Geschichte viele Tyrannen hervorgebracht hat, schafft sich auch die neue Kirche der Woken ihre eigenen Tyrannen.
Es gibt neue Tyrannen, die überhaupt kein Problem damit haben, dass Strafen verhängt werden für Menschen, die sich weigern, eine Person als Mann oder Frau zu bezeichnen, nur weil sie sich selbst so oder so sieht, unabhängig von der biologischen Realität. Von dieser neuen Kirche der Woken distanziere ich mich, nicht aber von den Werten, die dort noch irgendwo unter dem Stolz begraben liegen.
Durch die neue Tyrannei ist die Community zerstrittener als je zuvor. Lesben müssen sich beleidigen lassen, wenn sie nicht an das Konzept von Frauen mit Penis glauben, homosexuelle Männer müssen sich rechtfertigen, wenn sie nicht mit Transmännern ins Bett gehen möchten, Feministinnen geraten in Gefahr, wenn sie ihren Schutzraum für Frauen dahingehend verteidigen, dass sie ihn ausnahmslos als Schutzraum für biologische Frauen ansehen, und wer es als homosexueller Mensch wagt, eine „falsche Partei“ zu wählen, wird von der Gemeinschaft verstoßen.
Ich habe einige homosexuelle Freunde, die mir nur unter dem Mantel der Verschwiegenheit gestanden haben, dass sie bei der letzten Wahl die AfD gewählt haben, ich solle dies aber bitte für mich behalten und unter keinen Umständen weitersagen, weil sie sonst Probleme bei der Arbeit bekommen würden. In diesen Momenten des Outings muss ich mich immer daran erinnern, dass ich noch vor 25 Jahren so manche ein Gespräch unter vier Augen auf einer Party in der Küche um zwei Uhr morgens geführt habe, wo mir jemand gesagt hat, er sei der homosexuellen Liebe nicht abgeneigt, aber ich möge es bitte für mich behalten, da es sonst Probleme in seinem Umfeld und bei seiner Arbeit geben könnte. Heute höre ich diese Angst wieder, aber nicht aufgrund der sexuellen, sondern aufgrund der politischen Präferenz.
Ich erinnere mich an die heimlichen Gespräche über die Homosexualität, besonders aus meiner Zeit des Zivildienstes in einem Kinderhospital in Osnabrück und eines späteren Praktikums in einem Altenheim im Emsland. Schwulenfeindliche Aussagen waren dort im Pausenraum nicht selten. Ich erinnere mich ganz persönlich noch an ein Gespräch im Schwesternzimmer in einem Altenheim im Emsland im Jahr 1997, als eine Stationsschwester sagte, wenn sie wüsste, dass ein Zivildienstleistender homosexuell wäre, würde sie ihn sofort von der Station werfen, weil sie sich nicht vorstellen könnte, dass diese „Schwuchtel“ Männer waschen würde, „und dann auch noch im Intimbereich“, wie sie hinzufügte und sich vor Ekel schüttelte. Ich weiß noch, wie ich dort saß, schweigend, und mich fragte, warum sie das sagt und ob sie wirklich nicht weiß, dass auch ich mit einem Mann zusammen bin. Ich fragte mich auch, warum heterosexuelle Frauen Männer im Intimbereich waschen können, aber homosexuelle Männer nicht. Noch heute schäme ich mich, diese Fragen nicht laut gestellt zu haben, aber ich hatte Angst um meine Stelle.
Unterwürfig und passiv wie eine Stute im Darkroom
Als ich nach Köln zog, war es mit dieser Angst schnell vorbei, aber leider nur für kurze Zeit, denn die Angst ist wieder zurück, auch im so toleranten Köln, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Heute benötigen homosexuelle Veranstaltungen deutlich mehr Sicherheitsvorkehrungen als noch vor zwanzig Jahren. Die Übergriffe gegen Schwule und Lesben sind heute zahlreicher und brutaler als um die Jahrtausendwende. Nie waren die Sicherheitsvorkehrungen innerhalb der Szene so groß wie heute. Wenn jedoch homosexuelle Menschen über den Grund für diese neuen Sicherheitsvorkehrungen nachdenken und laut ansprechen, dass der Grund unter anderem an der Zuwanderung von Menschen aus einem Kulturraum liegt, in dem Homosexualität nicht nur nicht toleriert wird, sondern offen abgelehnt und verfolgt, dann sieht man sich sehr schnell dem Vorwurf der Islamophobie ausgesetzt. Wenn es um den Islam geht, sind viele ach so mutige Demonstranten für die Liebe gar nicht mehr so woke, sondern unterwürfig und passiv wie eine Stute im Darkroom.
Als im Jahr 1979 die Parade „Homolulu“ in Frankfurt durch die Straßen zog, hörte man vereinzelt so üble Rufe wie „Unter dem Adolf hätte es so etwas nicht gegeben“. Im Jahr 2024 gleicht in Köln die schwul-lesbische Meile auf der Schafenstraße einem Hochsicherheitstrakt, aber nicht aus Angst vor altdeutschen Männern mit braunen Hüten, die sich nach Hitler sehnen, sondern vor den Aggressionen und Messern jungmuslimischer Schwulenhasser aus Sonstwoistan, die sich nach Mohammed sehnen und bei denen so mancher bärtige Mann unverhohlen Sympathien für den großdeutschen Schnauzbart pflegt. Das anzusprechen gilt jedoch als unfein, denn es herrscht ein neues Narrativ der staatlich geförderten Queerness. Ob man in diesem Herrschaftsnarrativ woke ist oder nicht, ist eben kontextabhängig.
Die Wurzeln des Begriffs „woke“ liegen in der afroamerikanischen Umgangssprache. Der Begriff ist eng mit der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten von Amerika verbunden. Ursprünglich bedeutete „woke“ einfach nur „wach“ oder „aufgeweckt“. Im sozialen und politischen Kontext wurde er jedoch im frühen 20. Jahrhundert als Metapher für das Bewusstsein und die Wachsamkeit gegenüber Ungerechtigkeiten und Unterdrückung verwendet. In den letzten Jahren hat das Wort „woke“ eine neue Belebung und vor allem eine Erweiterung seiner Bedeutung erfahren. Mit dem Aufstieg der sozialen Medien und Bewegungen wie „Black Lives Matter“ wurde der Begriff populärer und breitete sich über afroamerikanische Gemeinschaften hinaus aus. Er wurde zu einem Schlagwort für das Bewusstsein und das Engagement für verschiedene soziale Gerechtigkeitsthemen, einschließlich Geschlechtergleichheit und dem Kampf für die schwul-lesbische Emanzipation.
Nichts weiter als eine eitle Institution
In dem ursprünglichen Verständnis des Wortes bin ich auch „woke“. Aber zu einer Bewegung, die mit ihrer selbst ergriffenen Wachsamkeit Hexen sucht, sie zu verbrennen droht und erbarmungslos gegen alle vorgeht, die eine andere Meinung haben oder einen anderen Lebensstil pflegen, möchte ich nicht gehören. Bei Inquisitoren, die vermeintlichen Hass und Hetze im Internet zensieren, möchte ich nicht stehen, denn Hass und Hetze ist für diese Leute nichts anderes als jede Meinung, die ihnen nicht gefällt. Sie lassen Internetseiten löschen und machen damit im Grunde genommen nichts anderes als eine zeitgenössische Form der Bücherverbrennung. Ich kann und will mich nicht für eine Bewegung einspannen lassen, die aus Angst nicht wagt, die aktuellen Probleme und brennenden Gefahren der Zeit anzusprechen und die sogar abfällig und vernichtend mit jenen Menschen umgeht, die Opfer dieser neuen antihomosexuellen Ideologie geworden sind und es wagen, laut über diese Gefahr zu sprechen. Mit diesen Klemmschwestern, die aus Angst vor dem Islam und der falschen Toleranz der Kirche der Woken schweigen, möchte ich nichts zu tun haben.
Ich möchte nicht zu Menschen gehören, die glauben, so sicher auf der vermeintlich richtigen und guten Seite zu sein, dass sie Zwietracht unter den Menschen säen. Jede sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität hat mittlerweile ihre eigene Fahne, hinter der sich die bunten Sex-Nationalisten verschanzen. Allein schon die neue Bezeichnung der Bewegung lässt nichts Gutes erahnen. LGBTQ+, was soll dieser Buchstabensalat bitte bedeuten? Das ist eine leblose Aneinanderreihung von Buchstaben, so wie eine Nummer. Das ist keine Individualität mehr, das ist nur noch eine schnelle Nummer. Die Individualität ist hinter einer Fahne, einer Ideologie, einer Nummer verschwunden.
Was als gelebter Glaube begann, ist nun oft nichts weiter als eine eitle Institution, die nur noch durch Prunk, Protz, Phrasen und Pillen aufrechterhalten wird. Deshalb erkläre ich laut und öffentlich: Ich trete aus dieser Kirche der Woken aus!
Gerd Buurmann. Als Theatermensch spielt, schreibt und inszeniert Gerd Buurmann in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist. Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten. Sein Lebensmotto hat er von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!“