Lieber Herr Schneider, Bis auf, dass wir beide weiß, konservativ und heterosexuell sind haben wir wohl wenig gemein. Trotzdem fühle ich mich angesprochen. Ich bin 29, im sozialen Bereich tätig und optisch wohl kaum vom linken Millieu in deutschen Großstädten zu unterscheiden. Eine Ausnahme stelle ich aber dar. Ich seh mich nicht als Opfer des Kapitalismus oder der bösen alten weißen Männer. Nein wenn überhaupt bin ich Opfer der Politik. In meinem Job bin ich mehr und mehr isoliert, im privaten fällt mir ein unbedarftes Lächeln im Zug nicht mehr leicht, ich vermeide es Nachts allein unterwegs zu sein, mit gewissen Menschen allein zu sein. Vermeide zu “attraktiv” zu wirken. Werde gefühlt in Menschenmengen unruhig und mitunter ängstlich. Trinke in der Öffentlichkeit keinen Alkohol. Was krieg ich zu hören? Ich sei paranoid, habe Vorurteile und ebenfalls Hetze und Rassismus wird mir vorgeworfen und mitunter auch, dass ich reaktionär sei. Ich bin froh, dass es von uns “Unmenschen” so einige gibt. Ps: wenn sie der typische Sugardaddy sind dann wünsch ich mir mehr Sugardaddies für dieses Land und meinen Bekanntenkreis.
“Sag mir doch: Von deinen Gegnern, warum willst du gar nichts wissen?” / Sag mir doch, ob du dahin trittst, wo man in den Weg ...? so dachte Goethe über seine zahlreichen Gegner.
“Ich bin ... alt, schwer heterosexuell, habe weiße Hautfarbe und außerdem auch Übergewicht. Ich bin selbstständig, Arbeitgeber, bewohne den klassischen Altbau und fahre einen Diesel. Ich bin demnach eigentlich die Personifizierung des Bösen für alle Diskriminierten und esse sogar Fleisch. Ich bin das Feindbild für alle, die sich eine „progressivere und gerechtere Gesellschaft“ wünschen, und das bekomme ich auch ziemlich oft gesagt. Eigentlich also müsste ich mich diskriminiert fühlen. Immerhin bin ich ein Arsch.” #metoo ;-)
Tja, da vieles an Ihren Selbstbeschreibungen mir durchaus sehr bekannt vorkommt, kann ich hier gut mitreden. Ja, auch ich fühle mich frei. Und ich frage mich schon immer, was die Menschen dazu bewegt, sich irgendwelche Fesseln selbst anzulegen. Was hat man davon, nur Ärger und Gallensteine. Die Unverschämtheiten meiner Mitmenschen nehme ich schon lange nur noch mit Achselzucken zur Kenntnis, selbst der Rüpel auf der Autobahn geht mir am A… vorbei. Ungleichheiten regen mich nicht auf, Ungerechtigkeiten, auch wenn ich der Betroffene bin, noch weniger. Es ist vieles “nun einmal so” und das Maß der Empörung scheint in dem Ausmaß zu steigen, in dem ein Mißstand offenkundig nicht zu beseitigen ist. Ich bewundere diejenigen, die sich zur Aufgabe gesetzt haben, Missstände zu beseitigen. Aber ich würde es gut finden, wenn diejenigen nicht im Gegenzug von mir verlangen, dass ich dasselbe tue wie sie. Oder auch nur unterstütze. Oder in jedem Fall gutheiße. Und ist es nicht Aufgabe des Staates, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen? Erst wenn die staatliche Gewalt versagt, korrupt ist und so weiter, wäre es an der Zeit, tätig zu werden, um selbst das Recht zu verteidigen. Von diesem Zustand sind wir weit entfernt. Im Gegenteil: Wir erleben einen Ausbau staatlicher Befugnisse, in die Freiheit seiner Bürger einzugreifen, erleben einen Staat, der sich als Gewissenspapst aufspielt, der Meinungen manipuliert, der “gute und schlechte Noten” für “private und öffentliche” Meinungen verteilt und so weiter. Das Wesen der Handlungsfreiheit ist es, auch nicht zu handeln. Das der Glaubensfreiheit, nicht zu glauben. Das der Meinungsfreiheit, keine zu haben und keine zu äußern oder beides. Das der Gewissensfreiheit, keins zu haben. In dem Sinne, lieber Herr Schneider, sind wir offenbar die freiesten Menschen der Welt.
Es lebe der Unterschied, es lebe das Individuum. Wir sind nicht alle gleich und das ist gut so. Jeder sollte seines persönlichen Glückes Schmied sein dürfen. Einige werden sagen, das ist leicht gesagt, da doch die Grundvoraussetzungen so unterschiedlich verteilt sind. Der Sozialist möchte sie aus diesem Grund möglichst angleichen. So habe dann jeder die gleiche Chance, meint er. Doch geht das nur auf Kosten der Individualität und nur mit Hilfe von Zwang. Denn er verkennt ja, dass die Natur uns unterschiedlich „gemacht“ hat. Er versucht dieses Naturgesetz zu brechen. Und er gleicht ein vorhandenes Niveau nach unten an. Da eine Industriegesellschaft jedoch von ständigem Wachstum und Fortschritt abhängt, wirkt sich die Absenkung des „Niveaus“ in allen gesellschaftlichen Bereichen fatal aus. Fast jeder hat Abitur, kann damit aber nichts anfangen. Auf den ersten Blick herrscht Gleichheit und Gerechtigkeit, auf den zweiten herrscht Niedergang. Es lebe der Unterschied.
Ich liebe politisch Unkorrektes! Mehr davon! Mehr von uns politisch Unkorrekten und die Welt könnte wieder einen Realismusdrall erfahren und die Welt besser machen. Diese Aussage war natürlich politisch völlig unkorrekt - ich entschuldige mich dafür… ...natürlich nicht :-)
Sehr schöner Text, mit Ihrer Denke gehe ich in den Meisten Punkten d´ accord. Eigentlich mit allen außer dem Gewicht, das passt bei mir wegen einem gottgegeben guten Stoffwechsel. „Es ist mir egal“ und „ich bin frei“, das gefällt mir besonders. Es gibt eine schöne Szene in dem amerikanischen Film „Network“ von 1976. Der Protagonist fordert darin die Zuseher auf, das Fenster zu Öffnen und herauszuschreien: „Ihr könnt mich alle am A…. lecken“. Das hilft „nachhaltig“ über die von deformierten, selbsternannten oder auch hauptamtlichen Volkserziehern inszenierten Gesellschaftsdebatten hinweg, ziemlich easy sogar. Und man bleibt sich dabei auch selber treu.
Lieber Herr Schneider, ja erst mal danke, Ihr Artikel ist prima geschrieben. Ich will mit Ihnen nicht in Konkurrenz treten oder Sie gar übertrumpfen. Aber, alt (Jahrgang 1949), männlich (heterosexuell) und weiß bin ich auch. Und wahrscheinlich auch ein Arsch, weil es mir und meiner spießigen Familie gut geht und weil mir von #metoo bis Klimawandel alles eigentlich nur noch nervt. Meine Hoffnung ist, dass unsere industrielle Basis durch politischen Harakiri wie z.B. die Energiewende und dem Dieselgedöns nicht zu sehr geschwächt wird. Nicht für mich sondern für meine Kinder. Gruß D. Schmidt
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