Thilo Schneider / 09.07.2018 / 12:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 28 / Seite ausdrucken

Ibrahim, Sarah und das Kopftuch von Essen

Nach dem Skandal um rassistische Kaffeehausnichtbesucher in Dormagen (Die Achse berichtete darüber) tut sich in der bunten Republik Deutschland ein weiterer Abgrund auf: Rassistische Bäcker und Konditoren.

Aber der Reihe nach. Sara (15) ist 15 Jahre alt und begeisterte Muslima. So begeistert, dass sie in Gesprächen gerne ihren Bruder Ibrahim (27) für sich sprechen lässt, wie sich das für eine ehrbare Frau gehört. Sara besucht die zehnte Klasse einer (Koran?)-Schule und muss deswegen ein Jahrespraktikum absolvieren. Da sie, wie ihr Bruder (ihr) sagt, unbedingt Konditorin werden will, sucht er für sie einen Praktikumsplatz, vorzugsweise in einer Bäckerei oder Konditorei. Das Doofe dabei ist, dass sie mit ihrem Kopftuch (und ihrem Bruder) kein Bäcker oder Konditor haben will. 

So sagt es zumindest ihr Bruder Ibrahim (immer noch 27), der das auch glashart schriftlich bekommen hat, weil Betriebe Anfragen für Praktika stets schriftlich ablehnen und dies auch begründen. Im vorliegenden Fall hat allerdings Ibrahim (27 und voll im Saft) jetzt blöderweise vor lauter Zorn eine entsprechende Ablehnung zerrissen und weggeschmissen. Was sehr ungeschickt war, denn von einem derartigen Betrieb hätte Ibrahim (27 und der Checker vor seinem Herrn) schön saftig und satt Schadenersatz nach dem ADG bekommen können. Also nicht für sich, sondern für Sarah (15), die das Kopftuch gut und gerne hier trägt.

Ibrahim (27 und sehr muskulös)

So sagt es jedenfalls Ibrahim (27 und sehr muskulös) und der würde nie lügen. Den unverschämten Täter und Herrenmenschen des Backwerks, der jene juristisch wenigstens leichtsinnigen Zeilen schrieb, möchte Ibrahim (27 und rücksichtsvoll) auch nicht nennen, weil er ja selbst in der Backröhrenbranche arbeitet und da niemandem aufs Blech hauen will, was sehr nett von ihm ist. Zumal er (27 und in dem deutsch-monokulturellen Essen lebend) und Sara (15) in dem deutsch-monokulturellen Essen, dieser nationalen Oase der Reichsbürger, leben (ja, das war redundant und Absicht).

Die von der WAZ zur Hass-Rede gestellte Kreishandwerkerschaft ist jedenfalls darob etwas verblüfft, denn laut dieser gibt es vor allem im Essener Norden ganz viele kleine Saras (15) mit ganz vielen bunten Kopftüchern, die ganz viele Praktika machen. Möglicherweise – aber da spekuliere ich jetzt und befinde mich auf dünnem Terrain und unsicherem Speiseeis – liegt es weniger an Sara (15), als an Ibrahim (27 und sehr zornig). Denn es ist nicht Sara (15), die sich um die Praktika bewirbt, sondern es ist Ibrahim (27 und sehr mitteilsam), der seine kleine Schwester bei den Bäckereien anbietet wie sauer Teig. Daraus schlussfolgern die potenziellen Praktikaanbieter ja möglicherweise, dass Ibrahim (27 und sehr ehrenvoll) vielleicht gerne das Hymen und die damit verbundene Ehre der kleinen Schwester (15) rund um die Stechuhr bewachen möchte und während des Praktikums schweigend und mit verschränkten Oberarmen  im Eck steht. Damit kein Mann sie ansprechen oder berühren möge. Könnte vielleicht sein. Ist aber Spekulation oder Spekulatius, wie gesagt…

Saras (15) Schwester Kausar (21) hat diesen Rassismus auch schon bemerkt. Sie sagt, aufgrund ihres Kopftuches habe sie (oder war es doch Ibrahim (27 und Arbeit-für-Andere-Suchender?)) auch keinen geeigneten Arbeitsplatz für sich gefunden, und deswegen habe sie quasi aus Rache studiert. Die progressive und ebenfalls kopftuchtragende Mutter (Name und Alter sind den Behörden hoffentlich bekannt) findet das jedenfalls gut, denn, so sagt sie wörtlich: „Andere Familien verheiraten die Töchter jung, wenn sie keine Arbeit finden.“ Das könne ja niemand wollen, sagt sie auch. Was ich persönlich aber eigentlich eine gute Idee finde, um arbeitslose junge Frauen mit straighten Brüdern aus der Arbeitslosenstatistik herauszuhalten. Aber mich fragt ja niemand außer mir. Immerhin ist aber auch Mama stolz auf Sara (15), weil sie ja auch Kopftuch trägt und ihre Tochter so dem guten und tugendhaften Vorbild der Mutter nacheifert.

Ibrahim (27 und sehr tolerant und weltoffen)

Ibrahim (27 und sehr tolerant und weltoffen) hat jedenfalls Sara (15) aus diesem Tarngrund davon abgeraten, das Kopftuch schon so früh zu tragen, es genüge, wenn sie sich dafür zwischen 16 und 17 alleine und freiwillig dafür entscheide oder wenigtens, wenn sie einen Arbeitsvertrag habe. Ob er hinzugefügt hat, andernfalls könne sie ihre Zähne auch gerne vom Esstisch aufsammeln, weiß ich nicht. 

Aber es gibt Hoffnung. Ibrahim (27 und bei Facebook) hat ein Posting mit dem Hashtag #allemenschensindgleich veröffentlicht, in dem er die unhaltbaren rassistischen Zustände in der Deutsch-Essener Bäckereien- und Konditorenzunft glashart angeprangert hat, worauf sich tatsächlich viele türkische und arabische Bäckereien bei Ibrahim (27 und hat seine Schwester anscheinend nicht bei türkischen und arabischen Bäckereien beworben – warum auch immer…) und tatsächlich eine (In arabischen Ziffern: 1) deutsche Bäckereikette gemeldet haben, die Sara (15) ein Praktikum ermöglichen würden.

Ibrahim (27 und hat jetzt die Faxen dicke) hat jetzt jedenfalls die Faxen dicke. Wer ihn und seine talentierte Schwester (15) als Praktikantin haben will, kann ihn (27 und selbst Koch) ja anschreiben, denn als Koch (27 und laut Eigenaussage Bäcker/Konditor/Patisseur/Chocolatier/Confiseur im Selbststudium) kennt er sich aus und weiß, wie talentiert Sara (15) ist, sie bäckt nämlich zu Hause auch leckere Kuchen und Torten. Wie sich das berufsvorbereitend gehört. Was soll sie auch anderes machen? Ein Philosophiestudium, in dem es Kurse wie „Die Absurdität der Religion unter soziologischen und zivilisatorischen Gesichtspunkten im Gegensatz zur Rationalität“ gibt, wird sie kaum belegen dürfen. 

Ibrahim (27 und Multitalent)

Jedenfalls scheint es Ibrahim (27 und Multitalent) nicht in den Sinn gekommen zu sein, dass nicht das Kopftuch den Ausschlag für eine Ablehnung seiner Schwester (fast 16) gegeben hat, sondern dass er ihr offensichtlich wie ein Pickel am Hintern hängt und ihr nicht einmal den Freiraum von Praktika, Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen ohne männliche Begleitung gibt. Das ist für Ibrahim (27 und Bruder aus Essen und Leidenschaft) völlig ausgeschlossen und fern jeder Möglichkeiten.

Also: Wenn Sie Bäcker sind und deutscher Staatsangehöriger (oder muss da ein rein arischer Stammbaum her?), in Essen backen und Gebackenes essen und kein Nazi sein wollen – dann wählen Sie jetzt die Nummer und bewerben Sie sich bei Ibrahim (27 und Schwesternverwalter) um das Praktikum seiner Schwester (15 und noch unverheiratet und das soll auch so bleiben. Vorerst. Sagt Ibrahim (27)). Ran an die Telefone. 

P.S. Außerdem werden in Essen noch AnlagenmechanikerInnen für Sanitär-, Heizungs- u. Klimatechnik (29 Plätze), ElektronikerInnen Energie- und Gebäudetechnik (20), MalerInnen u. LackiererInnen (22), Friseure/in (15), MetallbauerInnen (6), KonditorInnen (5)Bäckerei-FachverkäuferInnen (5), und TischlerInnen (5) gesucht.Ob das auch mit Kopftuch geht, kann ich aber nicht sagen. Aber mal unter uns: Was will man als Mann denn auch mit einer Frau, die malen, lackieren und den Unterflurboiler anschließen kann? Backen und Kochen muss sie können. Die hockt nach der Hochzeit ja eh dann den ganzen Tag daheim, die Funz. 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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netiquette:

Dirk von Riegen / 09.07.2018

@Frau Ulrike Teich: Ob die 15 jaehrige Muslimin nun aufgrund ihres Kopftuches nicht genommen wurde, ist doch auch in den verlinkten Artikel nur eine Behauptung ihres “fürsorglichen” Bruders. Aber auch wenn es so waere, was ist dagegen eigentlich einzuwenden? Jeder Arbeitgeber kann sich doch seine Arbeitnehmer selber aussuchen, entweder nach persönlicher Sympathie, der Qualifikation oder anderen subjektiven Eigenschaften. Wenn nun der Arbeitgeber der Meinung ist, das eine junge Frau mit Kopftuch nicht in seinen Team passt, warum soll er diese denn einstellen, wenn Komplikationen schon vorprogrammiert sind? Statt nun auf die so “rassistischen” Baecker und Konditoren zu schimpfen, sollte sich die 15 Jaehrige lieber selber fragen, ob sie mit ihrer religiösen “Selbstdarstellung” durch das Tragen eines Kopftuchs überhaupt in “richtigen” Land ist. Wenn dann noch dazukommt, das ihr Bruder wohl anscheinend auf “grossen Beschützer” macht und selbst bei einigen Gespraechen anwesend war, dann würde ich mir das junge Maedchen als Arbeitgeber auch nicht antun. Denn nach den Artikel zu urteilen, hatte wohl ihre grössere Schwester genau das gleiche Problem mit ihren “Macho-Bruder” und musste notgedrungen “studieren”. Anscheinend sind die “Rollen” in dieser Familie fest verteilt, die Maedchen “hören” auf ihren grossen Bruder und der grosse Bruder “wundert” sich dann, wenn kein Arbeitgeber solche “Duckmaueserinnen” haben will…  

Evelyn Puhlst / 09.07.2018

Herr Schneider, Sie haben heute meinen Tag gerettet. Habe mich ausgeschüttet vor Lachen. Vielen Dank. Bitte mehr davon.

Peter Wachter / 09.07.2018

Fehlt nur noch Burka auf der Baustelle, muss dann aber von der BG (Berufsgenossenschaft) genehmigt werden! LOL

Christian Goeze / 09.07.2018

Wie ich in Lübeck mit eigenen Augen beobachten konnte, hat die Großbäckerei Junge (immerhin ca. 4000 Mitarbeiter) kein Problem mit Kopftüchern, die Kunden auch nicht. Was ist nur los in NRW?

Ulrich Jäger / 09.07.2018

Ich habe den verlinkten Artikel nur bis zu der Stelle gelesen, an der er hinter der Bezahl-/Einlogg-Schranke verschwindet und ich mich heute schon genug über Artikel zu Fremdenfeindlichkeit in unserer Thüringer Ausgabe der Funke-Mediengruppe geärgert habe. Aber wenn ich das Bild so ansehe und mir gleichzeitig die Arbeitskleidung in Konditoreien vor Augen führe, kann ich mir den Grund der Ablehnung vorstellen: Für Sara und/oder ihren Bruder ist es nicht hinnehmbar, dass sie etwas anderes als einen Hijab trägt. Da prallen deutsche Hygienevorschriften und islamische Wertevorstellungen aufeinander.  Und das kann man doch in Zeiten Houellebecqscher Unterwerfung durch die WAZ thematisieren.

Frank Stricker / 09.07.2018

Ich vermute mal , dass der lustige Ibrahim und die schüchterne Sara in Essen zur Gruppe der Libanesen gehören. Einer Gruppe , weswegen in Essen ständig Groß-Razzien durchgeführt werden müssen. 18 jährige Schnösel mit mehr Pomade im Haar wie einst Elvis donnern mit ihren 200.000 Euro teuren Boliden durch die Essener City als ob die ein Ableger vom Nürburgring wäre.  Konsequenzen natürlich keine , einfache Streifenpolizisten trauen sich nicht an die Clanstrukturen heran.  Ich hatte es selbst einmal erlebt ,  Gottseidank in sicherer Entfernung ,  wie eine Gruppe von offenbar libanesischen Jugendlichen   am hellichten Tage mitten in der Essener City mit dem Hammer die Seitenscheibe eines Autos zertrümmerten.  Bei der Meldung bei der Polizei lächelte mich der Beamte an, frei nach dem Motto, “die wollen doch nur spielen”.

Bettina Diehl / 09.07.2018

@Frau Teich, bitte bleiben Sie locker. Herr Schneider versteht, dass man diesen Wahnsinn nur noch mit Ironie und Sarkasmus ertragen kann. Sollten Sie auch tun - das spart Nerven und den Verlust an Lebensfreude. Schöne Grüße

Anton Huber / 09.07.2018

Vielleicht ließe sich für Sara auch noch ein Praktikumsplatz in einem halal Vagina Dampfbad finden? Nur was macht dann Ibrahim (gefühlte 27 und immer noch in der 1. Klasse Sonderschule)?

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