Sandy ante portas, Sandy vor dem Battery Park, vor der Freiheitsstatue. Auch vor dem Empire State Building? Man möchte es fast meinen, solche Spannung ist inzwischen produziert vor dem Aufschlagen des großen tropischen Wirbelsturms “Sandy” in der Nacht von Montag zu Dienstag an der US-Küste, irgendwo zwischen Washington und New York.
Es ist unklar, wie verheerend die Naturkatastrophe sein wird, wie groß der materielle Schaden, ob eventuell auch Todesopfer zu beklagen sein werden. Hoffen wir, dass es glimpflich abgeht. Was aber jetzt schon vorhersehbar ist: je heftiger Sandy zuschlägt, um so deftiger und selbstgewisser wird – wenn er gerade an der Reihe sein sollte – Claus Kleber im Heute-Journal des ZDF wieder mit seiner ganzen Routine alle seine Landsleute in Haftung nehmen, und uns weiszumachen versuchen, dass wir mit unserem Verhalten an allem Schuld seien. Wir Hurrikane-Macher dürften uns eben nicht wundern, höre ich ihn schon. Und mit ihm werden auch wieder einige andere Kollegen in den Chor einstimmen, wie wir dies spätestens seit dem Hurrikan “Katrina” kennen.
Bevor das aber alles wieder losgeht, will ich hier doch einmal auf die entsprechenden Zahlen hinweisen und zum Nachlesen empfehlen, die Thomas Sävert auf seiner äußerst detailreichen, informativen und sehr populärverständlichen Website “naturgewalten.de” über die Hurrikane zusammengestellt hat – viele entscheidende Daten darunter auf der Basis dessen, was Christopher Landsea liefert, Wissenschaftler immerhin am National Hurricane Center der USA in Miami.
Die vielfältigen Daten geben jedenfalls in meinen Augen keinerlei Hinweis auf irgendeine Tendenz bei den Hurrikanen, weder bei der Anzahl noch bei der Stärke der tropischen Wirbelstürme. Man klicke im Inhaltsverzeichnis der Website auf “Hurrikan-FAQ”. Dort wird man schnell feststellen, dass die Aktivitäten der Wirbelstürme im Rhythmus von 50 bis 80 Jahren heftig schwanken, dass es aber heute kein bisschen schlimmer ist als früher. Und dass die allerschlimmsten Hurrikane nicht gestern oder vorgestern, sondern 1780 und 1900 stattfanden.
Das entspannte an der Website ist, dass sein Autor sich weitgehend heraushält aus dem erbitterten Klimafolgendisput, dass er allein seine Daten sprechen lässt, die bis auf 1851 zurückgehen. Ein paar Zahlen sind hier schon mal eingeordnet.
Aber auch wenn wir nur die kurzfristige Entwicklung beobachten, sehen wir, dass es etwa in den letzten zehn Jahren nirgendwo bergauf ging bei den Hurrikan-Daten. Hier sind zum Beispiel alle Ereignisse aus den Hurrikan-Saisons der letzten zehn Jahre aufgelistet. Man vergleiche selbst.
Warten wir also ab, was passiert heute Nacht. Und wie all das in den nächsten Tagen interpretiert werden wird.
Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog in der WELT