Vielleicht ist “Aktion für mehr Demokratie” nur eine Werbung für die eigene Person. Ausgenommen den Jungspund, der heuer umläuft, sind die von Ihnen genannten Personen doch altersmäßig jenseits von Gut und Böse. Vielleicht sorgen sich die Genannten auch um ihren Nachruf und wollen sich in Erinnerung bringen. Was die wählen? Ich weiß es nicht. Möglich dass es bei der “Prominenz” genau so läuft wie bei allen Wahlberechtigten: am Stammtisch hat niemand die Regierungsparteien gewählt, ja, da hat man den Eindruck, dass die ihr Kreuzchen auf freiem Felde gekritzelt haben. Nach der Wahl hat niemand nichts gewählt und niemand hat mit nichts zu tun. Oder es ist so, wie Harald Schmidt es in einem Sketch mit Matthias Egersdörfer formulierte: in der U-Bahn sitzen und für die Revolution sein. Da ist es völlig egal, ob man einen toten Gaul kurz vor dem Start noch mal kräftig füttert.
Echt seltsam. Die wollen alle SPD? Wir haben doch schon eine, die heißt CDU oder auch Groko. Was führt diese Persönlichkeiten zusammen? Jetzt passt wieder dieses abgegriffene Wort: Gutmensch. Die über 1000 Namen sind irgendwie deprimierend. Und dann mit der Suchfunktion Leute finden, von denen man hoffte, sie würden sich an dem wohlfeilen Quatsch nicht beteiligen, z.B. Hannelore Hoger.
Bei der Auszählung der Stimmen für die SPD wird man feststellen können, wieviele der Unterzeichner versäumt haben, die Stimme abzugeben. Günter Grass ist auch nicht mehr dabe. Im Grunde ist es aber etwas Schönes, wenn eine Partei ihre Wähler noch persönlich kennt. Martin Schulz ist ja ein “Kumpel und Kümmerer”, wie dieser Tage verbreitet worden ist. Mein Vorschlag, die Initiative noch schlagfertiger zu machen: Nennt sie “Aktion für mehr Demokratie mit weniger Wählern” . Dann muss die Linke mühselig nachlegen: “Glaubwürdige Demokratie mit ganz anderen Wählern” Und die CDU wird kontern “Für ein Deutschland, in dem wir nachhaltig und preisgünstig einkaufen können.” FDP: “Lindner first!”
Na ja, es dauert eben so seine Zeit den kompletten Wählerstamm von Schulz zu aktivieren.
Seltsam, dass sich so viele “Prominente” für linke und/oder gegen rechte Politik engagieren; aber (fast) Niemand engagiert sich für andere wichtige Themen. Mir fehlt der Einsatz von - wirklich - prominenten Menschen bei folgenden Themen, die mir wichtig sind: Blutspenden, Organspenden, Knochenmarktypisierung, Hilfe vor Ort für notleidende Menschen in Afrika und sonstigen Krisengebieten, Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung, Erste-Hilfe-Kurse, freiwillige soziale Dienste für alte und kranke Menschen, Erforschung seltener Krankheiten, Suchthilfe und Suchtvermeidung, Aussteigerprogramme aus der linken und moslemischen Gewaltszene, Brauchtums- und Traditionspflege, usw.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit die Aktionen und Mahnungen bzgl. “mehr Demokratie” oder “Demokratie stärken” oder “Demokratie darf nicht gefährdet werden” zerlegen: Die Demokratie lebt (s. auch Achgut-Aktion) und ist nicht gefährdet! Aber alle diejenigen, die gerade so laut schreien (vornehmlich CDU und SPD, auch Grüne) sehen ihr Regierungs- und somit Meinungsmonopol in Gefahr. Es ist lächerlich, in Zeiten von zunehmender Parteienvielfalt, Demonstrationen und Wahlkampfprotesten nach “mehr Demokratie” zu schreien. Gemeint ist wohl: WIR sind die Demokratie, bleibt gefälligst bei uns! (Übrigens: der inhaltsleere alte Junge heißt Heufer-Umlauf)
Lieber Herr Broder! Mit “Wacholdertee” meinen Sie doch nicht etwa Gin? Mit Verlaub: Ich kenne keine andere Art, aus diesen widerborstigen Beeren etwas anderes zu machen. Herzliche Grüße!
Lieber Herr Broder, nur eine kleine Randbemerkung: Damit sich neben dem schon herrschenden politischen Irrsinn nicht auch noch die Esoterik ausbreitet, Ihre “parapsychologischen Erfahrungen” lassen sich auf natürliche Weise erklären. Allen Interessierten empfehle ich die Bücher “Paranormalität / Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt”, von Richard Wiseman und “Magisches Denken” von Thomas Grüter. Wenn man erkennt, wie leicht (und gern) sich Menschen täuschen lassen, wundert einen gar nichts mehr. So gesehen hat meine kleine Randbemerkung doch wieder einen Bezug zum großen Thema. Nichts für ungut.
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