Hungerlöhne im sechsstelligen Bereich

Mit dem Zeitgeist haben sich nicht nur die Körpermaße, sondern auch die Mimik der Models verändert: Lächeln wäre heute eher ein Kündigungsgrund. 

In der römischen Antike wurden Frauen aus dem normalen Volk schief angesehen, wenn sie versuchten, mit ihrer Schönheit Geld zu verdienen. In fast allen Kulturen haben die Männer strenge Regeln für die Berufstätigkeit der Frauen festgelegt. Trotzdem war es für Modehersteller notwendig, ihre neuen Kreationen mit Models präsentieren zu können. Deshalb wurden in den Villen der Adeligen oft Sklaven für den privaten Catwalk eingesetzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg krempelte die Modeschöpferin Coco Chanel die Branche um, ihre Mannequins verließen die privaten Salons und betraten die öffentliche Bühne unter dem Applaus von Presse, Promis und vermögenden Gästen. Die jungen Frauen, die bisher eher mobile Kleiderständer waren, wurden Models mit eigener Medienpräsenz. Sie waren keine stummen Darstellerinnen mehr, sondern entwickelten sich zu Supermodels, die für Paparazzi genauso lukrativ wurden wie Stars aus der Film- und Musikindustrie. Den erfolgreichsten Frauen gelang die Vermarktung der eigenen Berühmtheit außerhalb der Modeltätigkeit, sie wurden Markenbotschafterinnen oder erfolgreiche Businessfrauen.

Lächeln wäre ein Kündigungsgrund

Letztes Jahr übertraf Freizeit-Model Kylie Jenner mit 590 Millionen Dollar die Einnahmen sämtlicher Laufsteg-Beautys und Celebritys. Männliche Models verharren hingegen im einstelligen Millionenbereich. Es ist allerdings nicht bekannt, ob sie jemals für „gleiche Löhne“ auf die Straße gegangen sind.

Mit dem Zeitgeist haben sich nicht nur die Körpermaße, sondern auch die Mimik der Models verändert: Lächeln wäre heute eher ein Kündigungsgrund. Schaut man sich die Gesichter an, denkt man: Oh, mein Gott, sind sie positiv auf Covid-19 getestet worden, ekeln sie sich vor den Klamotten, die sie tragen müssen, ist ihr Hund überfahren worden oder mussten sie etwa CO2-neutral anreisen? Vielleicht liegt der depressive Blick heutiger Models auch daran, dass sie sich in die eigene Magersucht verliebt haben und ihnen jetzt, angesichts des bevorstehenden Hungertodes, der Humor abhandengekommen ist. Da nützen auch Antidepressiva nicht mehr. Eher ein Teller Spaghetti Bolognese und eine Flasche Sassicaia. Aber in welchem Beruf erhält man schon einen „Hungerlohn“ im sechsstelligen Bereich?

 

Claude Cueni (65) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Schweizer BLICK, wo dieser Beitrag zuerst veröffentlicht wurde. Soeben erschien bei Nagel & Kimche sein neuer Roman „Hotel California – One more thing for Elodie“.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Johannes S. Herbst / 25.07.2021

Was Youtube mir empfiehlt, sind keine Hungerhaken, sondern auch oft Fullsize Models, die in mir eher ein Gefühl des Mitleids erzeugen. Wenn mir hier beim Catwalk Massen von Fett von der Wange bis zur Wade entgegenwabern, dann tut mir das eher weh. Okay, lächeln tun auch diese Damen nicht oft. Im Gegernsatz zu vor zwanzig Jahren sind die Models aber kurviger und fülliger (für mich positiv) geworden. Aber zuviel Fett oft häufiger als anorexische Gestalten.

Stefan Hofmeister / 25.07.2021

Meine Tochter arbeitet in dem Bereich. Die Mimik wird von der Kundschaft so verlangt, ist also dem Zeitgeist geschuldet. Ansonsten ist sie so dürr, wie auch ich und ihre Mutter in diesem Alter waren, frisst mir allerdings die Haare vom Kopf. Das hat in vielen Fällen nichts mit Magersucht zu tun, sondern mit der genetischen Disposition. Würde man dasselbe über irgendwelche Moppel schreiben, gäbe es sofort einen Aufschrei und einen Shitstorm wegen “Diskriminierung”. Von daher verstehe ich nicht, was die Diskriminierung Dünner hier soll und empfinde sie als unverschämt.

Petra Wilhelmi / 25.07.2021

@Werner Arning: Aber, aber Herr, Arning, schön sind sie nur, wenn man sie mit Spachtel tüncht und aufmotzt. Haben Sie schon mal ein Model ohne Schminke gesehen? Igittigit.

Silvia Orlandi / 25.07.2021

590 ooo ooo Dollar… Wieviele Kinder bekommt man dafür satt? Soviel zur Verhältnismäßigkeit.Karl Lagerfelds Katze bekam wieviel? Ein schönes Rattenloch hätte es artgerecht auch getan.

Heribert Glumener / 25.07.2021

Happiness is a warm gun.

Gerhard Döring / 25.07.2021

Dieser “sinnige” Blick,so als ob man ihnen das Gehirn amputiert hätte, sagt das es täglich ein Dutzend Männer sind die sie brauchen um wach zu werden.Mit 30 Jahren haben sie den Break-even-Point unterschritten.Von da an sind die Ausgaben höher als ihre Einnahmen, Falten wie man sie von Dackeln her kennt, erfordern teure Gegenmaßnahmen um der früh-Vergreisung Zeit abzugewinnen. Die Zahl auf ihrem Kontoauszug ist 6-stellig und dahinter steht das Wort” soll”. Dann wird es für sie Zeit einen reichen dummen Lover zu vereinnahmen um für den neuen Lebensabschnitt versorgt zu sein.Das nannte man früher “eine gute Partie machen”.

Fridolin Kiesewetter / 25.07.2021

Die damenhaft-eleganten Mannequins der 50er Jahre anzusehen, macht Freude, weil sie trotz aller Damenhaftigkeit attraktiv, freundlich und sympathisch wirken. (Geheimtip: Wochenschauen auf der Seite des Bundesarchivs). Dagegen die heutigen Hungerhaken, die sichtbar bemüht sind, möglichst überheblich und gelangweilt zu wirken, sind kein Vergnügen, aber es paßt zur heutigen Zeit, kalt und lieblos.

Johannes Schuster / 25.07.2021

Es gibt keine Models, das sind laufende “Skelett - Xylophone”. Die Knochen als Windharfe und die Kleider als Traumfänger. Und dann die Fickwirtschaft in dem Bereich in der Tateinheit mit Magersucht ist das schon fast nekrophil. Aber sehr interessant ist diese Mischung aus Sex- Tod und Schönheit als Ideal billig - teurer Beliebigkeit, wo ein Skelett dem anderen gleicht. Parfum und der Wunsch den Geruch der Verwesung zu übertünchen, den körperlichen Geruch abzuschaffen um als Kunstobjekt aus Kunststoff, Parfum und Anschein vollendet ein Maß der Ästhetik der Schizophrenie zu verkörpern. Das ist psychologisch ein süffiger Abgrund. Die Vagina als letzter Fluchtort für das Menschliche im Affen, der sich als Gott zur Groteske macht und Affe sein muß um vor dem eigenen Wahnsinn das Haar entfernt zu sein, was den Suizid zur letzten Lösung würde machen müssen. Kokain, ein toter Körper, ein künstlicher Duft und über allem das Geld, die Zahl als Tempel der Sinnlosigkeit. Die Hölle ist schön, sie ist sexy, sie ist weis und sie duftet nach der Abwesenheit von Mensch, wäre da nicht der Trieb als Sprungrevision von der Niedrigkeit als Sucht der narzisstischen Überhöhung. Die höchste Kultur des von sich - Fernen als Kultur der höchsten Abart und Degeneration, das ist in der tat ein extremes Labor der Psyche.

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