Hm…ist der Artikel ernst gemeint? Meine Lebenserfahrung lehrt mich, dass Österreicher (und Schweizer) im Ausland nicht gern deutsch sprechen. Sie wollen halt unter keinen Umständen für Deutsche gehalten werden. Das ist aber ein Nebenwiderspruch. Was ich gar nicht verstehe, ist die Sache mit der “Arschkriecherei”. Ich kann mir nicht vorstellen, was einem Amerikaner oder Briten mehr wurscht sein könnte, als ein Deutscher, der Englisch spricht. Es ist wirklich eine absurde Art von Wichtigtuerei, zu glauben, dass irgendein Amerikaner oder Engländer seinen Arsch hinhalten würde, dass ein Deutscher sprachlich hineinkröche. Als Österreicher stören mich bundesdeutsche Sprachfetzen in unserer Sprache weit mehr, als x-beliebige Anglizismen. Deutsch ist nicht Deutschländischdeutsch. No way….
Wie der Autor eingangs ausführt ist diese Manie, andere Sprachen in die eigen zu integrieren uralt, und durchaus nicht spezifisch für das hier und jetzt. Wer alte Romane vom Ende des 19. Jhd, liest wird feststellen, die Protagonisten flechten oft lange, französische Sätze in ihre Reden ein, ohne dass der Autor sich die Mühe macht das auch zu übersetzen, einfach weil er davon ausging, der Leser versteh das schon. Von Friedrich dem Großen wird kolportiert, dass er besser Französisch als Deutsch sprach, weswegen er sein Schlösschen auch Sanssouci und nicht “Schloss Sorgenlos” nannte und bei Friedrich dem Staufer bezweifeln Historiker, dass er überhaupt Deutsch sprach bzw verstand, und das obwohl der junge Mann als sehr gebildet und sehr sprachbegabt galt. Böse Zungen behaupten zudem, dass Deutsch, wegen der vielen Ausnahmen eine der am schwersten zu lernenden Sprachen ist, und noch bösere Zungen, dass das daran liegt, dass die Deutschen schon immer und ewig alle möglichen anderen Sprachen in ihre eigene integrieren. Von daher scheint mir, das was oben beklagt wird, einfach typisch deutsch zu sein!
In Bremen gibt es ein Hochhaus namens “Landmark Tower” und ein Einkaufszentrum an der Weser namens “Waterfront”. Dies verkrampfte Bemühen einiger Denglisch-Spezialisten weltoffen und modern zu sein ist zum Fremdschämen.
Zu dem Artikel ein klares “Jain”! Einerseits gibt es durchaus die starke Tendenz zu unnötigen Anglizismen, anderseits haben bestimmte englische Worte eine hochspezifische Bedeutung. Beispiel “Home Office” vs. “Heimbüro”. Zumindest für mich sind das zwei völlig verschiedene Dinge. “Home Office” heißt (überspitzt): Ich sitze mit meinem Laptop auf den Knien irgendwo in meiner Wohnung und versuche verzweifelt, eine Verbindung zum Firmenserver zu bekommen. Einen richtiges Arbeitszimmer habe ich nicht, da ich normalerweise im Büro arbeite. “Heimbüro” hingegen heißt für mich, ich habe ein gut ausgestattetes Arbeitszimmer zuhause, von dem ich zumeist meine Arbeit erledige. Natürlich sind die Übergänge fließend, aber meiner Meinung nach sind trotzdem zwei verschiedene Sachen. Insofern sehe ich das englische Wort als Präzisierung an und nicht als unnötigen Anglizismus.
Wozu das Geschrei? Wir sagen auch “Community-Masken” und niemanden störts, dass keiner begreift, was es bedeuten soll. So darf sich dann jeder selbst den Sinn dazu ausdenken. Wir werden beherrscht nicht nur von der Politik und den Stiftungen des Geldadels, sondern eben auch von den Marketingklitschen, die uns - von Koks beflügelt - die Sprache so durchmanschen, dass sie am Ende alles heißt, was sie soll und rein gar nichts, was sie müsste.
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