Dushan Wegner, Gastautor / 17.07.2021 / 06:00 / Foto: Pixabay / 158 / Seite ausdrucken

Die Hochwasser-Katastrophe gehört in den Wahlkampf

Natürlich dürfen Grüne die Fluten im Kontext von Klima thematisieren. Wetter ist ja deren Thema. Doch wir dürfen die Aussagen prüfen! Etwa: Was taugen E-Autos, wenn Strom ausfällt? Sind Überschwemmungen neu? Vor allem aber: Sollen Grüne das alles managen?

Wer in diesen Tagen mit der Bahn durch Deutschland fährt, der kann hören, wie Menschen solche Sätze sagen: „Von wegen Dürre und Hitze, wie gesagt wurde! Nur Regen!“ – Ich bin nicht sicher, ob es immer Zynismus ist. Einige meinen das ernst.

Wer aber dieser Tage im Einzugsgebiet der Überschwemmungen mit Menschen spricht, wer gar jemanden kennt, der jemanden kannte, der in den Fluten gestorben ist, dem ist nicht nach Beschwerden oder gar Scherzen zumute. Man schweigt, man ist hilflos – aber manche packen auch mit an und helfen.

Elli (Ehefrau des Autors, Anm.d.Red.) ist dieser Tage im Kölner Raum unterwegs. Wir haben Freunde auch in Erftstadt. Während ich diese Worte schreibe, trifft sie eine Bekannte, welche vorgestern und gestern mithalf, buchstäblich mit Eimern das Wasser aus dem Keller zu schöpfen. Heute wird sie wieder dort sein. Diese Häuser stehen zumindest noch.

Im Stadtteil Erftstadt-Blessem hat sich Wasser in eine Kiesgrube ergossen. Familienhäuser wurden unterspült und stürzten in die Tiefe. Menschen starben. Auch die Burg Blessem ist in Teilen schlicht abgerutscht.

Die Häuser, die aber unterspült wurden, die hätten auch Häuser unserer Freunde sein können – oder unser eigenes Haus zu einem anderen Zeitpunkt im Leben.

Man darf es sagen

Natürlich ist auch eine Flut politisch (wenn auch kein deutscher Politiker heute das Format eines Gerhard Schröder hat, den eine Flut buchstäblich erneut ins Kanzleramt „spülte“).

Konstantin von Notz, Vize-Fraktionschef der Grünen im Bundestag wurde dieser Tage heftig dafür kritisiert, dass er im Kontext der Flut die Klimapolitik des Armin Laschet schnippisch angriff. Man solle die Katastrophe, bei der so viele Menschen starben, nicht zynisch für Wahlkampf „instrumentalisieren“. – Ich stimme nicht zu. Nein, es „verbietet sich“ nicht.

(Randnotiz: Armin Laschet und immer wieder die BILD-Zeitung wenden die zu ihrem Wesen gewordene Lieblingstaktik der Grünen, die hysterische Hypermoral, immer wieder erfolgreich gegen die Moralisierer selbst. Die Grünen sind es gewohnt, mit der ganz großen Moralkeule draufzuschlagen, aber selbst unantastbar zu sein. Baerbock & Co. wirken vollständig desorientiert, wenn auch mal an sie selbst auch nur ein Promille der moralischen Ansprüche gestellt wird, die sie erfolgreich an ihre Gegner und Feinde stellen. Ja, „Feinde“, Moral ist heute zuerst eine Waffe im politischen Krieg.)

Ich wage zu widersprechen: Natürlich haben die Grünen das Recht, Verwerfungen in Natur und Umwelt im Wahlkampf zu thematisieren. Wenn nicht sie, wer dann? Worüber soll man denn sonst sprechen als über das, was den Menschen auf der Seele liegt?

Sollen die Grünen doch ihre Vorschläge vorlegen!

Es ist ein moderner und offen „postdemokratischer“ (also: undemokratischer!) Reflex, den Themen-Parteien verbieten zu wollen, auf ihre Kernthemen zu pochen, wenn es sich zur Zeit des Wahlkampfs so ergibt.

Wenn wieder ein junger Mann mit dem „guten“ Migrationshintergrund eine ungeplante Operation am offenen Bauch vollzieht, wird von Linken reflexhaft die AfD dafür angegangen, wenn und dass sie dies in den Kontext unkontrollierter Einwanderung und importierter Gewalt stellt.

Wenn nun die Natur durchzudrehen scheint, soll man den Grünen dann verbieten, über ihr Kernthema zu sprechen? Es ist ein denkbar undemokratischer Geist, der durch den Propagandastaat merkelscher Prägung wabert. Die Aufgabe der Volksvertreter ist es, die Anliegen des Volkes zu vertreten – was denn sonst?

Es ist nicht „Populismus“ oder „Instrumentalisierung“, darüber zu sprechen, was den Menschen wichtig und dringend ist – es ist Demokratie. Sprech- und Thematisierungsverbote sind falsch. Sollen die Grünen doch ihre Vorschläge vorlegen! Das Volk darf die Vorschläge und das Personal dahinter dann auch prüfen.

Wichtiges Wissen über Überschwemmungen verloren?

Sachfrage, ganz konkret: Wie durchdacht wirkt der Elektro-Auto-Wahn, wenn der Strom ausfällt und Autos mancherorts durch viel Wasser fahren müssen? (Es gibt übrigens auch Aussagen, wonach E-Autos im Wasser sicherer sind.)

Könnte es sein, dass Überschwemmungen ganz „normal“ zur Geschichte der Menschheit gehören, seit buchstäblich sintflutlichen Zeiten? Haben wir wichtiges Wissen über Überschwemmungen und das Bewusstsein für Gefahr verloren? Wurde bekanntes Wissen ignoriert? Man vergleiche etwa die Hinweise darauf, dass einige der Häuser womöglich schlicht im Überschwemmungsgebiet gebaut wurden. Die Kapelle St. Maternus, die nicht von der Überschwemmung betroffen ist, wurde gezielt hochwassersicher gebaut; vergleiche Thread @technikhandel91 und dazu aw-wiki.de. Was bedeutet das für die tiefer gelegenen Familienhäuser? Das Leid der Menschen, die ihr Zuhause verlieren oder gar ihr Leben, es wird nicht geringer dadurch, dass wir die Fragen ignorieren, welches Nichtwissen zu ebendiesem Leid führte. Und: Es wäre nicht das erste Mal, dass Grüne einen Gewinn aus Nichtwissen schlagen.

Eine Personalfrage aber, ganz konkret: Würde man in einer Krisensituation wie dieser, oder einer noch übleren Lage gar, wirklich einen Grünen im Amt haben wollen? (Metapher dazu: Das Trüffelschwein mag die Trüffel finden, zubereiten sollte sie aber schon ein richtiger Koch.)

(Randnotiz: Der deutsche Staatsfunk lag im Ton aktuell auch diesmal wieder gründlich daneben: „Der #Starkregen hat auch positive Aspekte. In den vergangenen Jahren hat es in Deutschland nämlich viel zu wenig geregnet“, beschwichtigte man, denn: „Jeder Regentag gleicht das Defizit ein Stück aus und fördert die Erholung der Böden.“, siehe hier)

Mit Stein im Bauch

Ja, ich stelle mich gegen manchen Zeitgeist und billige den Wahlkämpfern zu, ihre Themen auch im Wahlkampf zu behandeln, wenn sie aktuell sind. Selbstverständlich müssen die Grünen über Klima und Flut reden – und der Rest von uns darf und sollte dann prüfen, was deren Diagnosen taugen, ob deren Therapievorschläge einen Sinn ergeben – und ob man diesen Ärzten die Behandlung anvertrauen will.

Ich selbst aber bin heute nicht in „Kampflaune“. Ja, meine Gedanken sind bei den Menschen vor Ort – und das ist schon deshalb keine Floskel, weil wir Freunde dort haben. Wer nicht betroffen ist, dem bleibt wenig übrig, als mit einem Stein im Bauch weiterzuarbeiten.

Es sei heute wiederholt, dieses Mal in bedächtigerer Stimmung als ohnehin: Schützt, was euch wichtig ist! Es kann alles so schnell – manchmal buchstäblich – ins Rutschen geraten.

Vor allem aber: Seid vorsichtig und dankbar. Dankbar für das, was wir haben. Dankbar für das, was wir uns erarbeiten durften. Dankbar für das, was uns geschenkt ist.

(Nebenbei: Hinter den Kulissen habe ich unter anderem die Technik der Freien Denker auf meinem Blog dushanwegner.com aktualisiert. Zu lange Titel werden jetzt ästhetisch(er) gekürzt. Es ist einfacher, Feeds zu re-arrangieren. Ich habe die Algorithmen zur Aufbereitung der Inhalte verschlankt, was die Zuverlässigkeit weiter erhöhen sollte. Und es bleibt immer etwas zu tun! Es ist immer wieder aufregend, welche RSS-Besonderheiten sich Blogbetreiber einfallen lassen… und das muss das System ausbügeln können. Danke für Ihre Unterstützung auch für die Freien Denker, die wichtiger Teil des Gesamtprojektes meines Blogs sind.)

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Dushan Wegner.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Hans-Peter Dollhopf / 17.07.2021

In der dunkelsten Stunde wird Licht. Wenn die Aussichtslosigkeit in vollkommener Erschöpfung uns in Schlaf fallen lässt, erwartet uns in ihm der Traum mit einem Schlüssel zu einem Tor und entsperrt seine Riegel. Wir treten aus der Finsternis unserer Not heraus und sehen im klaren Licht der herrlichen Sonne auf einen Weg voll wilder Freude.

M.R.W. Peters / 17.07.2021

Seinen Wahlkampf hat Laschet wohl endgültig versiebt. Ein “Landesvater” scherzt nicht karnevalsmäßig im Background des zutiefst bemitleidenden “Staatsvaters” bei dessen Rede - vor allem nicht, wenn die Presse in der Nähe ist. Wasser auf die Mühlen von links-grün. Solche Faux-Passes haben die Brisanz für eine Politwende im Wahlherbst…

giesemann gerhard / 17.07.2021

@Max Schmidt: Weil’s aufm Berg liegt.

giesemann gerhard / 17.07.2021

Danke, @Leo Hohensee; war eher als Witzchen gemeint ... .

Leo Hohensee / 17.07.2021

Schluss jetzt. Es ist 22 Uhr, meine Wäsche hängt noch auf der Leine und mein Bett ist nicht bezogen. Es gibt auch ein Leben. Also ....

Leo Hohensee / 17.07.2021

@Sabine Schönfelder - ich bin sprachlos angesichts der Übereinstimmung mit meiner Einschätzung des Ganzen ( des ganzen Umfangs). Die Frage - die stelle ich mir sehr wohl - ist, ist es gewissenlos oder skrupellos - in solch einem Augenblick, beiseite der Toten und Betroffenen zu denken? Diese Frage beschwert mich sehr, es fasst meine Seele an und es presst mir Tränen in die Augen. Ich kann nichts dagegen tun kann. Ich weiß oft nicht weiter - und doch - man darf nicht aufgeben. Liebe Flutopfer, meine Worte sind keine “Störung” bei der Anerkennung von Eurem Leid. Es ist - patatisch-  die Wachsamkeit der Bevölkerung von Troja vor dem hohlen Pferd voller feindlicher Krieger!  In unserer “vereidigten”  Regierung sind die Personen, die dieses hohle Gefäß geschaffen haben, um uns alle in die Irre zu führen und am Ende, uns zu unterwerfen. beste Grüße

Max Tischenreuth / 17.07.2021

@Leo Hohensee Natürlich instrumentalisieren die Grünlinge die Ereignisse für ihre Klimahysterie. Das werden sie auch tun, wenn man es ihnen verbietet oder es auch noch so unanständig ist. Wenn die Opfer noch nicht gezählt sind. Insbesondere die Vorturnerinnen dieser Partei mit gebrochener Vita können gar nicht anders. Ist so eine Art Minderwertigkeitskomplexreflex. Mein Statement bezog sich daher eher darauf, dass man ihnen nicht noch suggerieren darf, dass das in Ordnung sei, wie im Artikel geschehen. Wenn kleine Kinder sich asozial verhalten, streichelt man ihnen gemeinhin nicht noch milde lächelnd über den Kopf und belobigt sie.

Hans-Peter Dollhopf / 17.07.2021

Zeitgeschichtlich betrachtet waren die Grünen wohl das originäre Vorbild für den Populismus der Rechten, wo man sich einer solchen Möglichkeit doch erst relativ spät bewusst wurde. Die politische Grüne ist seit Beginn Agitprop-Theater.

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